Johann Nepomuk Poißl an Carl Maria von Weber in Prag
München, Dienstag, 5. März 1816

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Fr: Gr: 5

An Sr: Wohlgebohren

Herrn Karl Marie von Weber

Kapellmeister und Direktor der

Oper am Ständischen Theater

in

Prag.

gegen Recepisse

[Vermerke Webers unter dem Datum:]
erhalten – 10 –---- in Prag.
beantw. 1t May – nebst Ueber-
sendung eines Wechsels von Liebich auf 8 Carolin.

Theurer Freund!

Wie es der Harlaß früher in Venedig gegangen*, weißt du bereits; aber das weißt du nicht und lassest dir’s kaum träumen, daß sie, nachdem sie 26 Vorstellungen mit Beyfall gesungen*, den 14ten Febr: in der ersten Vorstellung der 2t Oper* total ausgezischt worden ist. Daß dieß nicht Folge Ihres Talentes war kann man denken, und man weiß sogar daß es Folge einer durch die Bertinotti und mehrern andren eingeleiteten Kabale war.      Die arme Harlaß hatte gerade noch die erforderliche Kraft mitten in der Arie abzugehen, und ward hinter der Coulisse ohnmächtig.      Drey Tage blieb sie krank und das Theater geschlossen, den 18t sang sie wieder, und wurde mit dem lebhaftesten Beyfalle aufgenohmen, und erhielt sich fernerhin im Beyfalle.      Meine Nachrichten gehen bis zum 21ten; was weiter geschah weiß ich nicht. Die Musik der 2ten Oper welche Generali componirte soll treflich seyn. —

Nun eine Bitte: Herr Direktor Liebich hat mir noch immer nichts geschikt und ich könnte es doch so nöthig brauchen; verwende dich doch ernstlich für die Sache, denn es ist wahrlich gar zu lange daß diese Geschichte schon dauert.      Wie lebst du, und wie geht’s mit deinem Alfred?T Wenn du an Gubitz schreibst, so sey doch so gut ihn ein wenig auf Athalia und den Wettkampf zu Olimpia aufmerksam zu machen, welche beyde bald dort gegeben werden dürften.

     Meine Frau und Kinder sind ziemlich wohl und grüssen dich herzlich, von mir Bruderkuß und die Versicherung daß ich immer bleibe Dein
Poißl

Apparat

Zusammenfassung

über Erfolge und Misserfolge der Harlas in Venedig; bittet sich bei Liebich für die Auszahlung einer rückständigen Summe einzusetzen und seine Opern Gubitz zu empfehlen; mit eigenhändigem Vermerk Webers: erhalten 10. 3., beantw. 1. May nebst Übersendung eines Wechsels von Liebich auf 8 Carolin

Incipit

Wie es der Harlaß früher in Venedig gegangen, weißt du bereits

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ep. Poissl, J. N.

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • am oberen Rand der Rectoseite: Empfangs- u. Beantwortungsvermerk Webers
    • in der rechten oberen Ecke der Rectoseite von fremder Hand (Tinte): „31.“
    • PSt: 4. MÜNCHEN.

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Harlaß früher in Venedig gegangen“Zum Gastspiel der Sängerin am Teatro La Fenice in Venedig von Dezember 1815 bis März 1816 vgl. Weber-Studien, Bd. 8, S. 366–370.
    • „… 26 Vorstellungen mit Beyfall gesungen“Debüt in der Titelpartie von Farinellis Zoraida (UA 26. Dezember 1815).
    • Febr:recte „Januar“.
    • „… Vorstellung der 2 t Oper“Generalis I Baccanti di Roma (UA 14. Januar 1816); H. Harlas sang die Fecenia.

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