Carl Maria von Weber an Johann Gänsbacher in Innsbruck
Dresden, Dienstag, 14. Januar 1823

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S. Wohlgebohren

dem Herrn Johann Gänsbacher

Oberlieutnant im K: K: Jäger-

Regiment Kaiser. Besizzer der

großen Civil Verdienst Medaille pp

zu

Innsbruk

in Tyrol.

Frey.

Dein Brief vom 29t Xb 1822 ist eingetroffen, und auch deine Kompositionen*, an denen ich mich sehr ergözt habe, und sie bei Zeit und Gelegenheit benuzzen werde.      Ich eile dir deine Fragen zu beantwortenT. Alle Königl: Kapell Dienste sind lebenslänglich mit vollem Gehalt. Pensionirt werden heißt hier nur, mit vollem Gehalt auf eine andere Kaße angewiesen werden.      Die Pensionen der Frauen sind klein, und hängen von der Gnade des Königs ab, der keines treuen Dieners Angehörigen ohne Unterstüzung läßt.

Entlaßung wäre nur bei einem grundheillosen Lebenswandel zu denken. ja wir haben Beispiele daß selbst dieser durch die übergroße Güte übersehen wurde.      den Abschied selbst nehmen, bleibt natürlich unverwehrt. Urlaub wird es auch zuweilen geben, besonders wenn sich der H: MusikDirektor mit den KapellMstern gut verträgt.

Nun ist es aber meine Pflicht dich wiederholt darauf aufmerksam zu machen, daß meine Wünsche, mein Streben, und meine Pläne, noch keineswegs etwas Sicheres sind. ich arbeite nur vor, und werde alles anwenden es durchzusezzen, was ein rechtlicher Mann nur immer thun kann.      Bei einem solchen Hofe aber, lauern Unzähliche auf so einen Posten, und diese scheuen keinen Weg.      Darum laße ja deine Angelegenheit in Insb: ihren Weg ruhig gehen, und verscherze dir nicht etwa Etwas. Selbst wenn dort alle deine Wünsche erfüllt wären, bist du ja noch immer Herr den dann an dich von hier ergehenden Ruf anzunehmen oder nicht.      Auch mußt du dich hier auf manchen Verdruß, auf Manches gefaßt machen was dem geraden Tyroler Sinn, fern vom Hofleben jezt gar nicht einfallen würde.      Wer aber mit Ruhe und reinem Eifer seinen Weg fort geht, wird auch hier wie überall geehrt, und zufrieden sich finden können. Uebrigens hast du ja an mir einen Freund, der das Fahrwaßer kennt, und ein gewiß treuer Pilot sein wird.

Deine KirchenSachen, mein herzlieber Bruder, sind so klar und in schönen Maßen geschrieben, daß sie unbedingt auch bei uns wirken würden;      Unser Intendant wollte schon die Sachen alle dem Könige vorlegen, ich bat aber deine neue eigends für S. Majestät geschriebene Meße abzuwarten. Will der Monarch dann noch mehr von dir sehen so ist ja immer noch Zeit.      Hast du noch sonst galante Italienische Sachen gemacht, so vergiß ja nicht sie mir mit zu senden.

     So viel für heute. Alles Erdenkliche von meiner Lina und deinem
Weber

Apparat

Zusammenfassung

dankt für seinen Brief und Kompositionen; betr. dessen eventuelle Anstellung in Dresden (Arbeitsbedingungen etc.); rät ihm, dennoch die Anlegegenheit in Innsbruck ihren ruhigen Weg gehen zu lassen; über Kompositionen G's

Incipit

dein Brief vom 29t Xb: 1822 ist eingetroffen

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Wien (A), Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Bibliothek (A-Wgm)
    Signatur: Weber an Gänsbacher 54

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • PSt: DRESDEN | 17. Jan. 23.
    • am linken oberen Rand der Adressenseite Echtheitsbestätigung von F. W. Jähns (Tinte): „Eigenhändig von C. M. v. Weber.“
    • am rechten unteren Rand der Adressenseite Nummerierung von Gänsbacher (Tinte): „N 9/a

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Nohl 1867, S. 286–287
    • Worbs 1982, S. 102–103

    Einzelstellenerläuterung

    • „… eingetroffen, und auch deine Kompositionen“Die von Weber per Brief vom 12. Dezember 1822 in Zusammenhang mit der Bewerbung Gänsbachers um eine Anstellung in DresdenT erbetenen Musikalien waren laut Tagebuch am 9. Januar 1823 in Dresden eingetroffen (vgl. den Kommentar dort).

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