## Title: Julius Benedict an Carl Friedrich Peters in Leipzig. Dresden, Mittwoch, 29. Januar 1823 ## Author: Benedict, Julius ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A042019 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Dresden den 29 Januar 1823 Lieber Herr Peters Ueber so Vieles Schmerzliche, und mich und Hrn: v. Weber tief Betrübende, das mir Ihr werthes Schreiben vom 13ten dieß brachte, gehe ich hinweg, um Ihnen die traurige Erinnerung zu ersparen. — Ich halte es für einen großen Beweis Ihrer mir so werthen Freundschaft daß Sie mir, in einer für Sie so bewegten Zeit, über alle dortigen Verhältniße und über die Realisirung meiner Pläne, noch eine genaue und ausführliche Nachricht geben konnten; und wenn auch diese Pläne nicht in's Werk gesetzt werden können, und dadurch meine projectirte Reise über den Haufen geschmißen wird — so ist mir doch für die Zukunft die Aussicht auf beßere Zeiten nicht verschloßen, und ich kann wenigstens hoffen. Was etwaige vorhandene Compositionen von Hrn: v. Weber der sich Ihnen bestens empfiehlt, betrifft, so kann ich Ihnen auf Ehre versichern, daß er gegenwärtig auch nicht das Mindeste hat; was vielleicht nicht der Fall wäre, wenn nicht durch die Krankheit seiner beiden Collegen Morlacchi und Schubert, der Dienst der deutschen und italienischen Oper, und der ganze schwere Kirchendienst auf ihm allein beruhten, und zwar mit wenig Unterbrechungen fast seit 3 Monaten. Sie können denken, wie unangenehm es meinem lieben Meister ist — in der ganzen Woche regelmäßig kaum eine Stunde der Muße zu finden, da ihm mein Unterricht, und seine so ausgebreitete Correspondenz auch zu Hause so viel Zeit raubt. Nun sind noch zum Unglück jetzt die Prinzen von Preußen hier, deren Aufenthalt eine Menge Opernproben und Vorstellungen herbeiführt — dieses Frühjahr noch kommt der König von Baiern mit seiner ganzen Familie (man sagt: den 14 Maerz) und schon jetzt trifft man — und besonders in theatralischer Hinsicht — Vorkehrungen, ihn würdig zu empfangen. Daß dabei v. Weber nicht die letzte Person | ist, können Sie wohl denken, und ich fürchte, ich fürchte daß, wenn diese ungeheure Beschäftigung so fortgeht, die neue Oper, Euryanthe, auch diesen Herbst nicht fertig wird. Er hat auch in seiner Verzweiflung eine Eingabe an den König gemacht, deren Resultat zu erwarten steht. Was ich Ihnen, im Vertrauen sagen kann ist, daß ihm von Seiten eines sich neu etablirenden Musikhändlers in Leipzig, dessen Namen ich vergessen habe, sowohl direct, als neuerdings durch eine dritte Person, die in pecuniärer Rücksicht lockendsten Anerbietungen gemacht worden sind, wenn er sich entschließen könnte, Einiges für denselben zu schreiben. Dieser Musikhändler, der schon die Namen: Ries, Beethoven u. a. m. in seinem Cataloge zählt, möchte nun gerne, um seinem Verzeichniß und seinem Geldbeutel noch größeren Glanz zu verleihen, den Zieltreffer, und Meisterschützen Weber haben. aber — dieser hat alle jene Anerbietungen sowohl, als die kriechenden Bitten des niederträchtigen Schlesinger — von sich gewiesen, und ich hoffe, er werde sich auch ferner von beiden Verlegern entfernt halten. — Nur die Schlange Schlesinger fürchte ich — die windet und krümmt sich, und weint Krokodillsthränen, daß ihre Beute ihr entgangen, und möchte gar zu gerne sich wieder einnisten, und sich sättigen an dem — so thöricht verlassenen Fraß. Da ich weiß, daß Sie auch an meinem Geschicke Theil nehmen so wird es Sie vielleicht freuen wenn ich Ihnen sage, daß ich erst kürzlich das Glück hatte, in einem Hofconzerte vor dem Könige zu spielen, und von ihm, mit einem — wahrhaft königlichen Geschenke beehrt zu werden. Dieses Glück wurde mir durch die gütige Verwendung der Prinzessin Amalia, Gemahlinn des Prinzen Johann zu Theil, der welcher ich von München aus, vielfach war empfohlen worden, und die sich sehr gnädig gegen mich bewiesen hat. — Sie ist würklich von einer hinreißenden Liebenswürdigkeit und Herablassung. Ich habe bis jetzt und bis zum Schluße meines Briefes gezaudert, Sie mit einem Wunsche bekannt zu machen, an dessen Erfüllung ein großer und Haupttheil meines künftigen Geschickes hängt, und ich | gehe mit großer Angst daran, weil ich Ihre Gesinnungnen und Ansichten kenne. Ich habe eine Sonate für das Clavier allein geschrieben, die ich mit für meine beste Arbeit halte — Diese wünschte ich herauszugeben, und der Prinzessin Amalia zu dediziren, welche mir nicht nur die Erlaubniß dazu gegeben hat, sondern mir mit großer Herablassung sagen ließ, es würde sie freuen, eine Composition von Webers Schüler kennen zu lernen. Wollen Sie nun die große Güte haben, und mich auf's Neue zu Ihrem ewigen Schuldner verpflichten, so übernehmen Sie die Herausgabe derselben. Sollten Sie dieß aber nicht können, so bitte ich Sie, mir wenigstens einen Musikhändler anzuzeigen, der sie etwa auf meine Kosten stechen und in Commission nehmen könnte, denn nun muß ich sie herausgeben. Daß ich das Letztere sehr ungern und nur gezwungen thun würde, dürfen Sie überzeugt sein — aber so aber auch, daß Sie mir im Falle der Gewährung meiner Bitte, die unendlichste Freude machen würden. Ich verspreche Ihnen auch feierlichst, Ihnen dann so lange nichts mehr anzubieten bis Sie selbst es für passend und gut finden, und verbleibe einer günstigen Antwort entgegen sehend mit der ausgezeichnetsten Hochachtung Ihr ganz ergebener Julius Benedict mp