## Title: Julius Benedict an Moritz Hauptmann in Dresden. Berlin, Samstag, 9. Juni 1821 ## Author: Benedict, Julius ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A045963 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Lieber Hr: Hauptmann! Berlin 9 Juni 1821. Ich habe eine große Bitte an Sie. – Wenn Sie nämlich bei meinem Hause in der innern rammischen Gasse aus Zufall vorbeigehen – wollten Sie wohl so gütig sein, und Mad. Lindemann sagen, daß ich vor Ende dieses Monats Juni schwerlich nach Dresden zurückkomme und sie deshalb aber nicht glauben solle als wollte ich ihr davon laufen, und die Miethe nicht bezahlen –. Zugleich bemerke ich Ihnen auch den Grund aus welchem d. Hr. Kapellmeister mir nicht geschrieben haben, daß ich kommen soll – derselbe ist, weil der Freischütz erst den 16ten hujus gegeben werden soll –, denn was ist gewiß unter den Sternen? Inzwischen sage ich Ihnen ganz oberflächlich, daß ich hier in floribus lebe, das heißt – daß ich hier viel Schönes und Gutes gehört habe, und hoffentlich noch hören werde, nämlich namentlich Requiem von Mozart in d. Kathol. Kirche, Alceste von Gluck, Proben vom Freischützen (der mir außerordentlich gut gefällt) in Zelters einziger Academie – einen Psalm von [Moses] Mendelssohn, componirt von Fasch und Chöre aus Grauns Tod Jesu – Unter Anderem hörte oder vielmehr hörte ich nicht das famose Opus d. Hrn: Spontini, mit 140 Stück Orchester und 120 Stück Sängern – Mein Urtheil ist, wie jenes der Franzosen: Un peu de Vestale, un peu de Cortez et beaucoup (ja, ja) beaucoup de bruit! – Der König von Preussen hat inzwischen ein Cabinetsschreiben ergehen lassen, in welchem allen preußischen Journalen d. Tadel d. Olympia untersagt ist! – Kennen habe ich lernen den Fantasiestückler in Callots Manier, Zelter, d. gesellschaftigen Gubitz, u. Dichter Friederico Forsterio, Hrn. Clauren-Heun, und auch den Mann mit sechs Fingern. Zum Schluß gebe ich Ihnen noch die tröstliche Versicherung, daß ich flämisch Geld brauche; und daß Weber’s Concert fertig ist – Adieu – Grüßchen an Francesco – Ihrer werthen Familie meine beste Empfehlung. Ich bin toujours eingeladen – das kostet viel Zeit und deshalb entschuldigen Sie, wenn ich jetzt schließe Ihr Julius Benedict Lesen Sie doch um Gotteswillen d. Recension d. Morlacchi’schen Oratoriums in Nro: 20 der L. M. Zeitung