## Title: Carl August Böttiger an Heinrich Blümner in Leipzig. Dresden, Freitag, 21. Februar 1823 ## Author: Carl August Böttiger ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A045173 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Herrn Oberhofgerichtsrath D. Blümner in Leipzig frei. Dresden den 21sten Febr. Mein edler Freund! Wie dankbar bin ich Ihnen für Ihren letzten lieben Brief. Er beweist mir, woran ich nie zweifelte, Ihre unerschütterliche Freundschaft und Theilnahme. Der Ausdruck: das werde ich Ihnen erzählen giebt mir die Hoffnung, daß Sie vielleicht mit Rochlitz, der, wie mir Maria v. Weber sagt, die Osterwoche hier zubringen will gemeinschaftliche Sache machen und uns, wie billig, revidiren werden. Erlauben Sie daß ich dies aus dem Bette wo ich die Ausdünstung abwarte, meinem Sohne dictire. Es gelte Ihnen aber nicht als Zeichen größern Uebelbefindens. Freilich geht es mit mir sehr langsam. Die Benommenheit meines Kopfes, wenn ich bei Tage etwas arbeiten will, zeigt mir nur zu deutlich, daß ich noch nicht von aller Besorgniß frei bin. An Ausgehen wird noch lange nicht zu denken seyn. Ich befinde mich im Fegefeuer bei dieser erzwungenen Unthätigkeit. Natürlich kommen mir jetzt Nachrichten von meinen Freunden zwiefach angenehm. Was sagen Sie zu Spohns Entdeckungen? Ich bin fest überzeugt, daß sie vollkommen gegründet sind und in ganz Europa das größte Aufsehen erregen werden. | Das Publikum hatte hier nach Cerrinis Tod die ehrenvolle Gouverneurstelle dem allverehrten General Watzdorf zugedacht; um so mehr war es überrascht, als schon am zweiten Tag nach dessen Tode General Zeschau damit und zugleich mit der Commandantenstelle in der Neustadt bekleidet wurde, denn auch General Möllentin ist gestorben. Man munkelt von einer Schwangerschaft der Prinzessin Karoline: utinum! Unser Theater wird in 12 Tagen geschlossen seyn. Das erbärmliche Kenilworth und eine neue Oper: die Bürgschaft von dem seines Engagements entlassenen Bassisten Mayer sind die einzigen uns noch verheißenen Neuigkeiten. Mslle Willmanns hat im Cyro in Babylonia ihre Ohren verwundende Virtuosität zum lezten Male geltend gemacht. Sie wollte nach der Vorstellung sogleich nach Kassel davonfahren, wurde aber von den sie umringenden Gläubigern, die sie zu prellen gedachte, zurückgeführt und mußte erst zahlen. Der König hat entschieden, daß Mslle Funk, welche Erhöhung ihres Gehalts bis auf 2000 Thlr oder ihre Entlassung forderte, ihren Contract bis Ostern 1824 ohne alle Erhöhung aushalten müsse. Unter diesen Umständen ist allerdings das Kommen der Minna Schröder aus Wien von der äussersten Wichtigkeit […] Mit unwandelbarer Treue Ihr B.