WeGA, Rezeptionsdokumente, Digitale Edition Festproduktionen anlässlich der Hochzeit von Prinz Johann von Sachsen mit Prinzessin Amalie Auguste von Bayern im November 1822 Carl August Böttiger Veit, Joachim Stadler, Peter Übertragung Ziegler, Frank

Version 4.9.1 vom 5. Februar 2024

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Machine-Readable Transcriptions of Newspaper Articles about Music and Theatre Performances in the early 19th Century

Autorenzuweisung nach dem Beiträger-Register der Allgemeinen Zeitung, hg. von Bernhard Fischer, München 2003 (lt. hs. Randnotiz im Cottaschen Redaktionsexemplar) Empfang der Kön. Baierischen Prinzessin Amalie in Sachsen Beilage zur Allgemeinen Zeitung 25 6. Dezember 1822 204 813f. Wiederabdruck in: Münchener Politische Zeitung, Nr. 291 (7. Dezember 1822), S. 1565, Nr. 292 (9. Dezember 1822), S. 1573f., Nr. 293 (10. Dezember 1822), S. 1577

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Empfang der Kön. Baierischen Prinzessin Amalie in Sachsen.

Sonntags, am 24 Nov., wurden in allen Kirchen besondere Dankgebete dargebracht und der Ambrosianische Lobgesang angestimmt, nirgends feierlicher als in der katholischen Hofkirche bei glänzendem Hochamt, dem ausser dem Bischof Mauermann auch der Bischof Loke aus Budissin und der Propst Krügling aus Mariastern assistirten. Hier wurde die alte, herzerhebende Messe von HasseVgl. die abweichende Angabe Webers im Tagebuch. mit dem Schall der Kanonen und der dreimaligen Salve des Klein-Gewehres von der auf dem Vorplatz aufgestellten Garnison begleitet. In dem festlich beleuchteten Saale des königl. Schlosses beschloß die in großer Hofgalla dargebrachte Huldigung ein von tausend fröhlichen Zuschauern festlich umgebener Hof-Ball. Den 25 Nov. wo in einer bunten Reihentafel – die Size der Eingeladenen wurden durch selbstgezogenes Loos bestimmt – an mehr als 200 Couverts in den königl. Sälen Mittags gespeist worden war, empfing der dazu aufs festlichste mit 2000 Wachskerzen beleuchtete prachtvolle Concertsaal im großen Opernhaus Abends den Hof und alle diplomatischen und militärischen Umgebungen in schimmerndem Halbkreis. Für die in drei Logenreihen und eigenen Schranken eingelassenen Zuschauer waren an 1800 Billets ausgegeben worden. Dem Hof gegenüber war das Orchester für die königl. Kapelle in mehrern Reihen übereinander zwischen verschiedenen Blumengewinden, aus welchen farbige Lampen schimmerten, malerisch aufgebaut. Von hier vernahm man nun die zu dieser Feier von dem königl. Kapellmeister Morlacchi komponirte Fest-Cantate nach Metastasio’s Contessa delle tre Dee, die der hier lebende gelehrte Montucci auf seine Weise für diesen Tag arrangirt hatte. Sie wurde, da der geistreiche und bei seiner Composition die herrlichen Mittel, die ihm bei der bekannten Virtuosität des Orchesters zu Gebot standen, in harmoniereichem Tonsaze anpassende Schöpfer dieser Klänge plözlich erkrankte, von dem Kapellmeister Maria v. Weber mit gewohnter Präcision aufgeführt. Die Sängerinnen Tibaldi, Sandrini, Funk und Wilmanns, der treffliche Bassist Benincasa, als Merkur, alle wetteiferten, die Menschenstimme, wo möglich, den bald rauschenden, bald schmelzenden Tönen einer so vollen Instrumentirung (6 Contrabässe gaben ein überraschendes Pizzicato) aufs schönste einzuflechten. Einige sehr gelungene Chöre athmeten wirklich das Entzücken, welches wegen der reinen Zufriedenheit, die man in den Augen der Neuvermählten erblikte, sich bei allen Anwesenden bemerken ließ. Eine neue frohe Botschaft war indessen angekommen. Mit unglaublicher Schnelle hatte ein Courier von der am 19. d. M. in Florenz erfolgten Entbindung der Frau Erbgroßherzogin von Toscana, dritten Tochter des Prinzen Maximilian, Nachricht überbracht, und so band ein guter Genius Vater- und Großvaterfreude in denselben Festkranz. Am 28 Nov. besuchten die Neuvermählten zum erstenmal das Hoftheater, welches zur Begrüßung der Hochgefeierten aufs glänzendste erleuchtet und geschmükt worden war. Zur Nachfeier hatte der seit einiger Zeit in Dresden lebende Dichter, Ludewig Robert, der allen Deutschen durch seine im Jahr 1814 gesungenen Kämpfe der Zeit ehrwürdig ist, ein allegorisches Festspiel gedichtet, welches am Eingange gedrukt vertheilt wurde. In Apollos Hain enthüllte Aurora, von dienenden, in malerischen Gruppirungen sie umschwebenden Genien selbst erst enthüllt, beim Anfang die heutige Festfreude; Vergangenheit und Zukunft, als personifizirte Wesen, traten ihr zur Seite, der Musenchor von Melpomene und Thalia geführt, verkündigte das Fest. Melpomene bezeugte, daß andere Zeiten nicht mehr von Schiksal und Orakeln sprechen und begegnete dadurch dem Einwurf, daß eine Vermischung alter und neuer Allegorie vorkomme. Thalia, ihr in die Rede fallend, ruft die Seherin zur Erde herab und schildert in begeisternder Wonne die Seligkeit: Wann, wie hier der Sohn der Sachsen Sich vermählt mit Baierns Kind; Wann die Väter Landesväter, Völker Hochzeitgäste sind.

Auf Thaliens Wink verwandelt sich die Scene in die Säulenstellung eines ganz offenen Tempels, hinter welchen man im Hintergrund, täuschend abgesezt, einen trefflich beleuchteten Prospekt auf die Elbbrücke und ihre Palläste an beiden Seiten erblikte. Drei Chorführer (die drei Regisseurs der Bühne) des Lehr- Nähr- und Wehrstandes traten in sich schön geordnet, aus der sich von einander trennenden Volksmasse hervor; jeder spricht Worte der Huldigung, und unter charakteristischen Chorgesängen werden die Hochzeitgaben dargebracht, welche die begleitenden Genien bereit hielten. Nach der Vollendung sieht man über dem Altar die drei Fakeln des Lehrstandes bedeutsam lodern, unten stehen die zwei Füllhörner des Nährstandes angelehnt, an vier Säulen des Tempels sind „Schuzwaffen nur als Weihgeschenke dargebracht“ angeheftet. Die lezte Weihe sprachen die indeß wieder hervortretenden Aurora, Vergangenheit, Zukunft, Melpomene und Thalia. In der Vergangenheit schönem Spruch wurde eine Stelle mit der innigsten Einstimmung aller Anwesenden besonders hervorgehoben. Den Spiegel emporhaltend zeigt sie: Wie unsers edlen Fürsten junge Gattin Ein zartes Kind noch war im Königshause, Und wie dis Königshaus in deutscher Schlichtheit Das Muster war von einem Vaterhause. Dort wuchs das zarte Kind in Sonnenwärme Der Muttersorgfalt; dort entfaltete Die holde Jungfrau sich am Licht des Beispiels, Da sie der Tugend Majestät gewohnte Mit Einfachheit und Königssinn vereint. So in dem Grazienkreise der Geschwister War sie erblüht die schöne Zwillingsrose, Ein Freudenanblick Jedem, der sie sah. –

Ein herzerhebender Schlußchor segnete den neuen Bund der Fürsten und Völker. Er war unserm mit Recht gefeierten Maria v. Weber, der auch den Eingang und die übrigen Chöre mit der ihm eignen gemüthvollen Wahrheit komponirt hatte, vorzüglich gelungen. Das Gedicht selbst liegt bereits, in dem allgelesenen Morgenblatt abgedruktMorgenblatt für gebildete Stände, Jg. 16, Nr. 284 (27. November 1822), S. 1133–1136., allen deutschen Lesern vor Augen. Aber die sinnvolle scenische Anordnung, die Richtigkeit und Schnelligkeit der Attribute, die ganze Wirkung durch den feierlichen Einklang aller dramatischen Künste, mag in Worten nicht wieder gegeben werden. Die Direktion (Hr. v. Könneritz) hatte alles aufgeboten, und weil Houwalds Name unter uns der geschäzteste ist, und ein neues von ihm ausdrüklich zu dieser Vermählung mit großer Gemüthsfülle gedichtetes, würdiges Schauspiel uns nicht zur Hand war, zum Nachspiel ein kleines Lustspiel, die alten Spielkameraden, gewählt. –