erhalten London d: 15t
May 1826.
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durch No. 28.
No
17.
20
Dresden.
den 3 May 1826.
Immer schreibe ich noch nicht von Hosterwitz mein
geliebter Carl aber hoffendlich ist dies nun der letzte Brief aus Dresden denn heute
fängt entlich der Himel an sich auf zu hellen auch ist die Luft etwas wärmer. Der König
ist gestern trotz Sturm und Regen hinaus gezogenVgl. dazu auch das Pillnitzer Hoftagebuch von 1826 (Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Bestand 10006 Oberhofmarschallamt, O 05, Nr. 59). gegen den Rath und das Bitten der
Aertzte. Die Zeit war da, er muste fort.
ich denke nun den Sonnabend den 6t hinaus zu rutschen da bekome
ich auch vorher noch ein Briefel von meiner guten Männe, vorher.
darauf zu rechnen habe ich schon ganz verlernt, denn leider komen nur alle Sonabend die
Briefe, wo sie steken mag Gott wißen. Der Himel gebe nur daß Du
dieses häßliche Wetter gut überstehst hier ist fast alles krank. meine ganze Abend
Gesellschaft hat Schnupfen und Chatarr. ich danke nur Gott daß die Kinder so verschont
bleiben. Der arme Keller hat viel Vertruß mit seiner Bauerey, er ist aber auch ein bißel
selbst Schult, er will alles zu gut austippeln deßhalb besinnt
er sich zu oft anderst. Erst wollte er nur 2 Stok bauen, da aber der alte Grund gut ist
so will er nun 3 aufsetzen. Das will nun die Baukomision nicht
leiden weil auf der ganzen Seite die Häuser nur 2 Stok hoch sind. Nun hat aber Keller
schon alles in Akort gegeben, so, daß ihm diese Weigerung in große Verwirrung setzt.
kurz, fange nur einer zu bauen an dann fehlt es auch nicht an Aerger. Die arme Frau ist
ganz krank vor Sorgen. Ich hätte es wohl recht gern wenn wir einmal ein kleines
Eigentheim bekämen, aber ich würde um alles in der Welt bitten, nur ja nicht selbst zu
bauen. Ich gestehe mein Alter daß ich entsetzlich neugierig bin zu erfahren was Du wohl
in England verdient hast. Nachrechnen kann, und will ich auch nicht, und ich nehme mich
auch in Acht mir irgend eine Summe zu denken. Von den Benefitz kann ich mir auch keine Idee machen, weil ich nicht weiß was man einnehmen
kann. Die Unkosten aber finde ich enorm. Ist denn der König noch
nicht in Londen? hast Du keine Hoffnung ihm vorgestellt zu werden? es ist doch sonderbar,
das Du mit den Großen Herren kein Glük hast – Der Gröste
aber ist Dir gewogen, damit kanst du Dich trösten. Wie ist es
denn mein Alter, soll ich Dir nicht eine Streke entgegen komen? ich könnte ja die
Fürstenau und Rothe mit bringen? Die könnte dann mit ihren Mann in einen Wagen, und Rothe und wir in den andern fahren — Schon Jetzt mahle ich mir
die Freude des Wiedersehns aus, und denke und träume nichts anderst — ich glaube immer diese letzte Hälfte wird mir langsamer vergehn als die
erste. Also bis Mitte
Juli — nun Gott gebe nur daß Du gesund bleibst. Die Rükreise
mache nur ja recht langsam, damit Du dich nicht so angreifst.
Unsere Buben wirst Du beide verändert finden, denn die wachsen wie Spargel; sind aber
Gott lob! dabey recht stämig und derb. Alex hat auch ein scheide
Zänchen bekomen, und ist dabey ganz wohl geblieben. Gott sey
ewig Dank dafür.
Eben kam Böttiger der erzählte die Dewrient habe gestern im Blaubart herlich gespieltW. Schröder-Devrient gab die Marie und wurde am Schlusse gerufen
: vgl. Carl August Kornmann, Tage-Buch des Königl. Sächs. Hoftheaters, Jg. 10 (Zum neuen Jahre 1827), S. 32., und sey wieder herausgerufen wordenBereits in der Blaubart-Aufführung am 24. April 1826 hatte W. Schröder-Devrient die Marie gegeben und ward gerufen
worden (ebenso am 30. April als Emmeline in der Schweizerfamilie); vgl. Tagebuch der deutschen Bühnen, Jg. 11, Nr. 5 (Mai 1826), S. 146f.. Das Mißfallen der Mell WollbrükBei ihrem ersten Gastauftritt als Agathe im Freischütz am 27. April; vgl. Caroline von Webers Brief vom 28.[/29.] April 1826. hat ihr
gute Dienste gethan. Böttiger hat in einen Brief an Dich sehr gehätzt wie er sagt? Der alte Mann meint es gut. Es wäre würklich Toll wenn Kemble für den Klavierauszug 1000 £ bekomen
hätte — doch das ist wohl nur so eine Rederey! schreibe mir doch was wahr ist.
Den 4t May.
Gestern kam die Fürstnau noch, und hatte einen Brief von ihren Mann — die
dumen Posten! ich habe keinen bekomen — habe heut auch schon zu
Basange geschikt, aber auch da war nichts — na Geduld bis Sonnabend. Die Fürstenau muste mich die Stelle selbst lesen laßen die von Deinen Befinden handelt, da standt denn: Weber befindet sich jetzt beßer seit es gut Wetter ist also hast du
doch gewiß viel gelitten mein armer Mann! aber die Nachricht:
daß Du heiterer bist, hat mich sehr gefreut, auch daß die Oper fortwährend gefällt und
das Haus füllt. Ja ja! Der Herr Kemble wird einmal wieder in’s Fäustchen lachen.Habe
gestern auch wieder 2 Thaler müßen zum Fenster hinaus werfen. Da kömt ein lieber Verwanter ein junger GroßmanOffenbar ein Enkel von Caroline Brandts Tante Caroline Großmann, geb. Hartmann., und bittet um eine Reiseunterstützung er ist roth gieser und will auf seiner
Wanderung nach Prag. Wie ich eigendlich verwant bin, weiß ich
nicht, aber seine Mutter nennt mich in ihren Schreiben Liebe Cousine, also muste ich wohl bluten, oder viel mehr, die arme Männe. Na warte nur mein Alter in Hosterwitz will ich schon spaaren. Der
gute Rothe soll hungern, daß ihn die Sonne durchscheint. Mit meinen Schnupfen geht es
heute wieder ganz gut, und ich könnte morgen hinaus ziehn, aber aber, morgen ist FreyTag, Du weist wohl: da geht es nicht. Also es bleibt bey Sonnabend. Ich denke wir
werden noch viel von der Baumblüte finden, denn die Kälte hat alles zurük gehalten. Ich
will auch heut in gottes Nahmen dies Briefel fort schiken damit die Männe nicht wieder
zankt. Es steht eigendlich freylich fast gar nichts drin als daß wir gesund sind, aber Du willst nun einmal für das Geplauder das viele Geld
ausgeben: Herr! Dein Wille geschehe! So laß Dir denn wenigstens recht viele gute Bußen
geben mein lieber lieber guter Mann.
Gott segne Dich + + + Die
Kinder küßen Dir die Hand, und Max wünscht mit der Mutter: der gute Vater mögte bald
wieder komen. Alle Bekannte und Freunde grüßen schönstens. ewig die Treue
Lina.