## Title: Caroline von Weber an Hinrich Lichtenstein in Berlin. Hosterwitz, Montag, 19. Juni 1826 ## Author: Weber, Caroline ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A042820 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ den 19ten Juni. 1826. Geliebter Freund meines Carl! Ich konnte Ihnen nicht selbst die schreckliche Nachricht von dem schnellen Tode meines theuren Mannes geben, aber jetzt fühle ich, daß es mir Trost ist, mit meinem Schmerz zu dem zu flüchten, der ihm so zu viel war, den er nächst uns am meisten liebte. Ich brauche Ihnen nicht zu beschreiben, was ich leide, denn Sie wissen, was ich verlor – ich stehe nun einsam mit zwei unerzogenen Kindern in der Welt. O verlassen Sie mich nicht! Seien Sie meinen armen Kindern Freund und Vater! Unterstützen Sie mich mit Ihrem Rath bei der Erziehung der beiden Knaben, damit brave Menschen aus Ihnen werden, die solch einem Vater keine Schande machen. Er ist für uns gestorben. Seine letzte Kraft hat er verschwendet, um noch etwas für seine Kinder zu erwerben, damit sie einst nicht Mangel leiden müßten. Glauben Sie mir, daß es damit in London nicht ganz nach seinem Wunsch gelang, war die Ursach seines schnellen Todes. Nun Gott wird uns helfen! ich bedarf wenig, nur meine armen, armen Kinder – Es wäre doch schreklich wenn Webers Kinder aus Mangel verhindert würden, was Ausgezeichnetes zu werden. Nun Gott und gute Menschen werden helfen! Das ist ja der Segen des Vaters, den er ihnen hinterlassen hat: daß um seinetwillen man die Kinder nicht verlassen wird. Der schreckliche Schlag kam für mich aus heiterer Luft: an dem Tage, wo ich die Nachricht seiner Abreise erwartete, kam die seines Todes. Zwei Tage vorher hat er noch mich an mich geschrieben, ohne Ahnung des Todes, ganz voll von Sehnsucht nach Haus zu den Seinen. Sie, theurer Freund, wissen ganz, welch ein Herz nun nicht mehr schlägt Er war ein Engel schon auf der Welt. Konnte der liebe Gott ihm seine Gesundheit nicht wieder schenken, so dürfen wir ihn nicht beklagen, denn er hat viel gelitten, schon seit Jahren. Er hat gelitten sanft und still, nur mir bewußt, er wollte von Fremden nicht beklagt sein. Er wußte auch, daß | er nicht lange mehr leben würde, und sein frommes Leben war schon der Anfang eines bessern, wo die Leiden des Körpers von ihm genommen sind. Ich weiß theurer Freund, Sie weinen auch nur um uns, die wir ihn verloren haben, er ist nun da, wo diese reine Seele Belohnung findet. – Schenken Sie einen Theil Ihrer Liebe zu dem Verstorbenen seiner armen Wittwe und seinen WaisenLina von Weber.