## Title: Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm und Ida Jähns in Berlin. Loschwitz, Mittwoch, 19. Juli 1837 ## Author: Weber, Caroline von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A046121 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Unter ist mein Stern gegangen! so mögte ich wohl fast mit der Euryanthe sagen, denn seit einiger Zeit giebt eine Unannehmlichkeit der andern die Hand. Es hat mich sehr erschrekt lieben Kinder dass die Musikalien noch in Berlin sind, denn mit Recht wird Meyerbeer sagen, dass er ja nichts an der Oper thun kann wenn ihm immer und immer die Materialien vorenthalten werden. Gebe nur Gott dass er dies nicht gar als einen Vorwand benutzt sich ganz von der Sache los zu sagen —. Der dumme Courier ist am ganzen Unglük schuld! aber an ihm kann man seinen Zorn nicht auslassen — zornig bin ich auch nicht, nur recht recht betrübt. Darum meine lieben Kinder sollt ihr heute auch nur einen ganz, ganz kurzen Brief bekommen, denn die arme Weber taugt heute gar nichts, und habe ich Euch auch immer gleich lieb so kann ich es doch mit so gedrükten Herzen nicht von mir geben. Dass ihr alle gesund und munter seit freut mich sehr. Gesund sind wir, Gott lob! auch, aber munter? ich glaube nicht! Ich habe Lichtenstein gebeten bey Wilhelm ganz bestimmte Nachricht über Meyers Komen einzuziehen, und zu sehen ob man ihm die Sachen noch zuschiken kann, wäre dies aber nicht, meine Entschuldigung über die Verzögerung zu überreichen. Wegen den Merino bitte ich meine gute Ida recht schön, ihn so bald als möglich blauschwarz färben zu lassen, oder ging das nicht, kohlschwarz, und ihn, unapretiert, mit der angabe des Preises dafür, hierher zu senden. Linchen Haase grüsst herzlich und dankt im voraus. Max und Alex sind fleissig und gut, sie meinen aber, wenn Bruder Jähns herkäme wollten sie ihm lieber mündlich sagen dass sie ihn lieb hätten als es auf das Papier kritzeln. Wenn Sie guter Jähns noch hieher komen so treffen Sie uns schon in Loschwitz, aber nicht bey Baurich sondern in dem kleinen Hause am Fusse des Berges. Sie dürfen nur nach Kretschmars kleinem Hause fragen, oder, es ist besser Sie nehmen sich aus dem Dorfe einen Führer. Die Cholera treffen Sie nicht bey uns, aber ein klein bischen den Kölner aber ich glaube der stekt nicht an. Könnte nur Ida auch mit komen! und der kleine Max!!! in der einen Wohnung hätten wir alle Platz — nun vielleicht das nächste Jahr, da läuft der kleine Junge schon, und kann sich recht im Grase herum kugeln, wie freue ich mich darauf den kleinen Burschen zu sehen! küsst ihn einstweilen in meinen Namen 1000 mal, aber verzieht ihn nicht zu sehr, denn das ist bey dem ersten Kinde fast imer der Fall, ich habe es auch nicht anders gemacht. Doch nun genug für heute, mir ist unwohl und garstig zu Muthe, das heisst unwohl im Geiste, ich habe mir nehmlich an den Menschen den Magen verdorben und kann sie nicht mehr verdauen. Lebt wohl meine Kinder, lebt glücklich und zufrieden. Ich umarme Euch herzlich und freue mich darauf den grossen diken kranken Wilhelm zu sehen. Mit gleicher Liebe stets Eure Caroline v. Weber. Den 19. Juli.