WeGA, Briefe, Digitale Edition Weber, Caroline von Veit, Joachim Stadler, Peter Übertragung Frank Ziegler, Eveline Bartlitz

Version 4.9.1 vom 5. Februar 2024

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Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

ihr Mittelsmann Rotter wollte für sie in Hamburg die Manuskripte verkaufen, er kommt aber schon Anfang April nach Dresden zurück, Herr Schlesinger möchte sich äußern, ob er nun die Sachen ankaufen will oder nicht; private Mitteilungen über Ferienwohnung in Loschwitz für Ida und Max Vergebens werdet Ihr bis jetzt auf das

D; Dresden; Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek; Mscr. Dresd. App. 2097, 32

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Meine lieben Kinder.

Vergebens werdet Ihr bis jetzt auf das Weigandsche Rekomandationsschreiben gewartet habenVgl. dazu auch den Beginn des vorhergehenden Briefs vom Januar 1838., denn leider liegt es eben wieder vor mir, weil Herr W. nicht von Leipzig nach Berlin, sondern von da, über Prag nach Wien ging. Nun tröstet Euch! Ihr habt weder an den Brief, noch an dem Uiberbringer viel verloren. Erster enthielt ausser meinem herzlichen Dank, nichts, als die gewöhnliche Formel „Uiberbringer so und so – grosses Talent – behülflich sein – Bekanntschaft – grosse Freude machen ppp — und der Letztere enthielt glaub’ ich, gar nichts —.

Doch rechne ich mir den feurigen Dank den ich Euch sante für etwas apartes an, denn in dieser schreckens Zeit wo einem die Zähne aufeinander froren, noch etwas feuriges zu produzieren, ist keine Kleinigkeit! Ja Kinder, das war ein toller Winter so habe ich noch nie gefroren, so viel Holz noch nie gekauft!! Wenn auch die Vorderseite am glühenden Ofen gar gebraten war so war doch die Rückseite auf den Stuhl fest gefroren; weinte man, so hingen einem lange Eiszapfen zu den Augen heraus, und die Worte blieben einem steif vor dem Munde stehen. Einmal, als ich vom Markte kam, war ich so gefroren, dass alle glaubten man würde mich ganz abnehmen müssen. Zum Glück thaute ich aber wieder auf —. Gott lob! der gestrenge Herr Winter hat sich endlich die Zähne ausgebissen und die Sonne scheint warm und freundlich. Jede Stunde erwarten wir den Aufbruch der Elbe, und wünschen Euch hieher um den grossartigen Anblick mit zu haben. Es sind diesmal bedeutende Vorkehrungen, wegen der Eisfahrt, gemacht worden, und man bekömmt ordentlich Angst, wenn man die Rettungs-Netze und Körbe, von der Brücke herab hängen sieht; wenn man die Menschen mit Lebensgefahr das Eis unter derselben aufhauen erblickt, damit der Bau nicht zu viel leidet. Schon heute die ganze Nacht, hörte man die Hörner, welche das Zeichen geben dass der Aufbruch nahe ist, und das Krachen des Eises begleitet die Hörner mezzo voce.

Die ganze Brühlsche Therasse steht voll Menschen, welche den wichtigen Moment erwarten, und ich gedenke auch dahin zu eilen sobald das Zeichen erschallt. Kommt mit Kinder! Ihr habt so Etwas doch noch nicht gesehen.

Doch nun zu unsern GeschäftBezüglich der geplanten Herausgabe ungedruckter Werke Webers vgl. den Kommentar zum Brief vom Januar 1838. lieber Sohn. Das sich das Resultat mit Schlesinger so in die Länge zieht, ist für mich recht fatal, denn der junge Rotter, welche bis jetzt, in Hamburg die Musikalienhandlung lernte, wollte für mich das Geschäft machen, kömmt aber schon anfang April hieher zurück, und die Sache wird dadurch wieder weitläufig und unsicher. Ich denke auch Herr Schlesinger hätte nun Zeit gehabt sich zu besinnen, und er mag sich schnell entschliessen. Will er die Sache aber nicht verlegen, dann bitte ich, mir sie gleich zu schicken, damit mein Geschäft in Hamburg nicht auch zu Wasser wird. Geld kann die arme abgebrante Mutter jetzt recht gut brauchen.

Was nun aber meine Herzensangelegenheit betrifft meine lieben Kinder, dass heisst, Euer hieherkommen, und in Loschwitz wohnen, so lasst mich gestehen, dass diese, Eure Idee mich ein bischen traurig gemacht hat, obgleich ich Euch auch wieder Recht geben muss. Seht nur lieben Kinder, die Afairen stehen so, dass ich eigendlich diesen Sommer gar nicht nach Loschwitz ziehen wollte. Der Alex hat gar keine Feryen, und Max muss 3 Tage die Woche herein zu Ensman, und in die französische und englische stunde, Was sollte ich da auf dem Lande? Nun könnte mich zwar der Gedanke in Eurer Nähe zu wohnen zu allem bestimmen wenn ich Egoistin genug wäre nur an meine Freude zu denken. Aber es ist Pflicht meine Lieben, Euch bey einen Aufenthalt in Loschwitz, auf einen Uibelstandt aufmerksam zu machen der Eures Kindes wegen sehr zu berücksichtigen ist. In Loschwitz giebt es nehmlich keinen Arzt und keine Apoteke, auch kömmt kein Doctor aus der Stadt auf die Berge hinaus wenigstens würde das grosse Kosten machen. Wenn nur dem Kinde etwas zustiesse so wären wir rath- und hülflos, und würden uns schreckliche Vorwürfe machen. Wollt Ihr in der Dresdner Umgegend, auf dem Lande wohnen, so ist Pilnitz, oder Hosterwitz der einzige sichere Ort, denn da ist alle Hülfe nahe, da ist jede Bequemlichkeit zu erlangen —. aber Dahinaus kann ich nicht ziehen, denn wie sollte Max den weiten Weg machen? mit dem Dampfschiff wären die Kosten zu bedeutend, und zu Fuss würde ihn der weite Weg sehr anstrengen. Auch sind in Pillnitz und Hosterwitz die logies viel theurer als in Loschwitz, und so viel kann Mutter Weber jetzt nicht daran wenden, weil die Kinder gar zu viel kosten. Ich habe mich lange mit meinem Gewissen herum geplagt, ehe ich mich entschloss Euch meine Scrupel mitzutheilen, aber ich denke so ist es besser. Ihr könnt dann immer noch thun was Ihr wollt, und mit dem Logie ist nichts versäumet, denn vor Ostern entschliessen sich die Weinbergsbesitzer doch nicht ihre Logies Monatweise zu vermiethen, das thun sie nur, wenn keiner kömmt der es für den ganzen Sommer haben will. Betten müssten wir aber auf jeden Fall aus der Stadt hinaus schaffen lassen, wenn wir auch vielleicht nothdürftig Möbel finden, doch die bekömmt man, nicht zu theuer, zu miethen. Nun meine Kinder will ich mich enthalten Euch zu irgend etwas zuzureden, damit Ihr ganz frei wählen könnt. Nur muss ich noch hinzufügen dass ich, in keinen Fall, länger als 4 Wochen auf dem Lande bleiben könnte. Wie unendlich wir uns freuen würden Euch alle, und besonders den lieben kleinen Max zu sehen, brauche ich wohl nicht erst zu sagen, aber der Mensch muss vernünftig sein, und nichts erzwingen wollen. Meine Herren Jungens grüssen und küssen Euch 1000mal. Alex wird wohl diese Ostern schon in den Gips-Saal kommen. Er ist nicht wenig stolz darauf. Doch nun auch genug gekritzelt. Gott erhalte Euch alle gesund und froh. Die Mutter Weber laboriert noch immer an ein recht dummen Uibel und wird im Frühjahr was ordentliches brauchen müssen — na! Punktum!!

Es umarmt Euch herzlich Eure Mutter Weberden 3 März 1838.

Eben erschallen die Hörner, das Eis geht fort, und ich auch.