## Title: Caroline von Weber an Ida Jähns in Berlin. Dresden, erhalten Dienstag, 11. Juni 1839 ## Author: Weber, Caroline von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A046149 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Du hast es mir zur Pflicht gemacht meine liebe Ida Dir in diesen Tagen zu schreiben und so nehme ich denn auch die Feder zu Hand, um Dir zu sagen, dass ich Dir jetzt unmöglich schreiben kann, denn Deine lieben Zeilen trafen mich gerade im Einpacken, und ausräumen, und da ich erst seit wenig Tagen von einen kleinen Gallenfieber genesen bin, so greift mich alles noch sehr an, und ich muss das Ausziehen sehr langsam betreiben. Trotz dem bin ich aber doch Abends so matt, dass ich mich sehr ins Bett sehne, und es mir unmöglich wäre einen langen Brief zu schreiben. Da ich aber viel auf dem Herzen habe muss[t] Du mir schon Frist schenken bis ich in neuen Logie in Ordnung bin, und mich etwas erholt habe. Nur so viel sage Deinen Mann dass ich über den Irrthum wegen dem Musikstük nicht im geringsten böse bin, das ich es höchst albern fände, wollte ich ihm das zur Last legen, was wir, am Ende, alle mit ihm theilen, aber, aber — — — doch still jetzt, ich mag an die dumme Geschichte jetzt gar nicht denken, mein armer schwacher Kopf schmerzt gleich sehr, und es ist besser ich lasse noch einige Zeit vergehen ehe ich den Jähns mein Herz ausschütte. Ich dachte mit der Krankheit würde alle Bitterkeit schwinden, aber ein kleiner Nachgeschmack ist doch noch geblieben, drum, besser ich verarbeite den auch erst noch. Gott sey mit Dir meine gute Ida und lasse Dir, und Deinen lieben Kinde das Bad gut bekommen. Ich umarme Dich, und grüsse Deinen Mann. Unwandelbar Deine treue Freundin C. v. Weber In wenig Tagen wohne ich am See Nr. 50.b. zwey Treppen.