## Title: Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin. Loschwitz (Fährhäuschen), Sonntag, 9. Mai 1841 ## Author: Weber, Caroline von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A046174 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Dem Herrn Fr. Wilhelm Jähns, Wohlgeboren Montag, den 9. Meine lieben Kinder Wie immer, Eurer Güte gewiss, addressiere ich Maxens hier zurückgelassene Sachen an Euch, und bitte meine gute Ida herzlich sie wolle die Kleider aus den Kistchen nehmen damit sie durch das lange Zusammengepackt sein nicht gar zu sehr leiden, weil ich doch nicht bestimmt weiss wann Max von Hamburg, wo er nun bereits 8 Tage ist, nach Berlin zurückkehrt. Schon am Donnerstag meldete er mir seine glückliche Ankunft, und schrieb mir, zugleich dass er Euch einen grossen, ziemlich gut abgerichteten Affen mitbringen werde den er ziemlich billig gekauft hat. So sonderbar die Idee ist, so sehr ich fürchte das Ding werde Euch etwas genieren, so sehr bitte ich doch Ihr wollet den armen Kerl freundlich aufnehmen und Euch seine Tollheiten gefallen lassen, Mögt Ihr ihn aber nicht mehr haben, so schickt ihn mir nur nach Dresden, ich will schon mit ihm fertig werden, denn ich bin an all das Teufelszeug, was er angiebt, schon gewöhnt, weil ich früher auch einen Affen hatte, der mich sehr oft amüsierte. Wie Max schreibt versteht der Seine allerlei Künste zu machen doch soll ich nichts davon verrathen weil er Euch damit überraschen will. Ich wohne seit Maxens Abreise wieder im Fährhäuschen in Loschwitz und hätte ich die Angst um meinen Reisenden nicht, würde ich mich sehr glücklich fühlen, denn ein so schönes Frühjahr, wie dieses, habe ich fast noch nicht erlebt. Die ganze Luft ist Blüthenduft, und jeder Baum, jeder Strauch prängt in herrlichster Pracht! O meine Kinder, könntet Ihr nur hier sein und das mitgeniessen! von so Etwas hat man in der Stadt keine Idee. Brauer sagte mir Sie, lieber Jähns müssen nach Teplitz um das Bad zu brauchen? Sind Sie so ernstlich unwohl? so leid mir das thut, so kann ich mich doch einer heimlichen Freude nicht erwehren wenn ich denken, dass doch Eins von Euch in unsere Nähe kömt. Gewiss hoffe ich auch nicht vergebens dass, wenn Sie Dresden so nahe komen, ein kleiner Abstecher in unsere Berge Ihnen möglich sein wird. Welchen Monat werden Sie reisen? vielleicht im August wenn auch mein Max komt? Bitte schreiben Sie mir das bestimmt. Ueber unsere Angelegenheit, die Asche Webers sicher zu transporieren, kann ich Ihnen nun auch wieder etwas Erfreuliches berichten, und ich bitte Sie es auch dem Max mitzutheilen. Ich erhielt vorige Woche ein sehr gnädiges Schreiben des Königs worin er es mir ganz anheim stellt einen, von 3 Vorschlägen, welche der Gesandte in London gemacht, anzunehmen. Für die Ausführung solle sodann durch seine Gnade gesorgt werden. Erstlich, entweder der Platz auf dem Webers Sarg jetzt steht, zu kaufen, von allen drüber und [drunter] stehenden Särgen zu befreien, und zum Haupt des Sarges in die Mauer eine grosse Metallplatte anzubringen, mit passender Inschrift und ihm hier ein Monument zu setzen, oder auf einen der Kirchhöfe Londons eine Gruft zu bauen, ihn dorthin zu versetzen und die Gruft mit einen schönen Grabstein zu verziehren, oder — ihn hieher bringen zu lassen — das Letztere scheint ihm, aus Frömigkeit, weil die Ruhe des Todten gestört wird das weniger wünschenswerthe, und ich gestehe es Ihnen offen, mein theurer Freund, ich wünschte es wäre möglich einen der ersten Vorschläge anzunehmen, denn mit der grössten Ban[g]igkeit denke ich an den Augenblick, wo ich so grosse Aufregung verde überstehen müssen, da schon jetzt, durch die Anregungen der letzten Zeit meine Gesundheit sehr gelitten hat. Doch ist nun da von meiner Seite nichts mehr zu ändern, denn, indem ich meine Zustimung zu dem Conzert zu diesem Zweck gegeben, habe ich kein Recht mehr etwas anderes zu wollen. Es wäre Unrecht gegen alle, die so treulich für diese Angelegenheit gewirkt haben. Es haben sich nun zwei Parteien gebildet die einander nicht freundlich gegenüber stehen, nehmlich die, welche für die ersten Vorschläge gestimt sind, an deren Spitze der König steht, und die Enthusiasten auf der Anderen Seite, die Weber hieher haben wollen. Wie sich nun noch alles gestalten wird, ob sie sich vereinigen werden, wer kanns wissen. Die 100te Vorstellung des Freyschützen soll mit doppelten Legegeld zu dem Zweck gegeben werden jedoch nicht jetzt gleich, weil nächstens schon alles auf Urlaub geht, auch die Decorationen noch nicht fertig sind. Vor nächsten Herbst ist an die Ausführung all der frommen Pläne nicht zu denken. Aeusserst gnädig, und Webers Verdienst anerkenend, war das Schreiben des Königs und er spricht es offen darin aus, dass die Zögerung, etwas von seiner Seite für den Zweck zu thun, nur darin seinen Grund hatte, weil man erst bestimte Nachricht über den Stant der Sache aus London erwartet habe. Ach alles das würde mich innig freuen, und erheben, wenn nur wie bey all solchen Gelegenheiten, nicht so viel verschiedene Meinungen meine ganze Ruhe untergrüben. Denn, thue ich dem Einen Recht, ist der andere Unzufrieden und ich Arme bin bey allen am Schlimsten dran. Nun Gott wird auch über das Ueble hinweg helfen und alles, wie bisher, zum Guten lenken. Schreibt mir bald ein paar Worte meine Lieben, damit ich weiss dass es Euch wohl geht und ihr mich noch lieb habt. Seit ferner so unendlich gut gegen meinen Max, und unterstützt ihn mit Eurem Rath, wie bisher, und vor allen warnt ihn vor übler Gesellschaft. Seit auch gütig gegen den Affen den er mitbringt, und seht ihm seine tollen Streiche nach. Lebt wohl, lebt glücklich meine lieben Kinder stets Eure Mutter Weber