## Title: Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm und Ida Jähns in Berlin. Dresden, erhalten Mittwoch, 3. August 1842 ## Author: Weber, Caroline von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A046190 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Meine armen guten Kinder! Wohl fürchtete ich dass es mit Wilhelms Gesundheit nicht zum Besten stände, als er von Wien hieher zurück kehrte, denn er war bedeutend mager geworden, und seine Züge hatten etwas gespanntes und fieberhaftes —. Doch hoffte ich, ein paar Tage der Ruhe würden diese Folgen einer ermüdenden und aufregenden Reise bald wieder vertillgen, und der Wilhelm mit Dir nun im Nachgenuss all des Schönen was Er gesehen schwelgen — Statt Freud, und Entzüken, ist aber die Sorge auf’s neue bey Euch Ihr Armen, eingekehrt, und meine gut Ida muss wieder Trösterin, und Krankenpflegerin sein. — Ich hoffe aber zu Gott dass Wilhelms Krankheit nicht von Bedeutung, und schnell vorüber gehend gewesen ist, und dass mir der nächste Brief, auf den ich sehnlich hoffe, die Nachricht seiner völligen Genesung bringt. Max hat indessen sich die Blattern impfen lassen, weil die natürlichen in Leipzig stark grassieren. Er war jedoch ziemlich wohl dabey, obgleich die Blattern enorm gross kamen und die Arme stark geschwollen waren. Sontag war er hier, grade als Dein Brief kam, und die Nachricht von Wilhelms Krankheit hat ihn, wie uns alle, erschrekt. Er trug mir Tausend Grüsse auf, und lass Dir, liebe Ida, sagen, er würde den Ritter Mond nächstens schiken, er denkt jedoch noch einige Aenderungen damit vorzunehmen. Auch der Tod Deines Schwagers, den Max bey Euch gesehen hatte, hat ihn sehr erschüttert. Ja, es kommt kein Unglück allein, immer hat es noch ein trauriges Gefolge. Aber sey stark, wie bisher, meine Ida, und verliere Deinen guten Muth nicht. Gewiss wird Wilhelm bald wieder frisch und gesund, und Ihr reisst dann, in traulichen Abendstunden, ganz bequem auf dem Kanape sitzend, miteinander nach Wien zur Sonnenfinsterniss, und auf dem Rückweg zur Mutter Weber ins Lämchen. Da plaudert meine liebe Tochter zutraulich und herzlich mit ihr, und alle trüben Wolken, die fast den Himmel unserer Liebe getrübt hätten verziehen sich vor dem Licht, welches Einem, aus des andern Auge strahlt. Ach wie schön ist doch so eine herzliche Mittheilung; wie schnell ist da jeder Zweifel gehoben, wie liebt man sich wieder frisch, und neu. So auf dem Papier ist alles kalt und hässlich, man hört die liebe Stimme nicht, man sieht das freundliche Gesicht nicht welches uns, vielleicht etwas sagen muss was uns nicht ganz gefällt, was aber durch Ton und Gesicht jeden Stachel verliert. Ich schlage daher vor, käme wieder so ein Missverständniss vor, sich gar nicht zu schreiben, sondern gleich aufzupaken, her zu komen, und zu fragen „höre, wie meinst Du das?[“] — Schlesinger hat mir galanterweise mit den nachgelassenen Compositionen Webers, auch die Körnerschen Lieder geschickt, welches ich wohl einem freundlichen Fingerzeig Wilhelms verdanke. Alex ist sehr erfreut darüber und ist nur betrübt dass für ihn, die Wunde zu hoch brennt. Er hat seine beiden Bilder auf der Ausstellung, und sie machen sich recht gut Jetzt zeichent er für Ida sein Portrait, und hoffendlich wird es besser als das Erste. So wie es fertig ist wird er es der Herrin zu Füssen legen. Mit meiner Gesundheit geht es seit ein paar Tagen wieder gar nicht gut, und Ruhe thut mir noth. Ich leide wieder sehr an Schwindel und Kopfweh Doch das wird schon wieder vorüber gehen. Schreibe mir nur recht bald meine Ida wie es mit Wilhelm steht, denn ich bin recht in Sorge um Euch Beide. Gott gebe dass Du mir Gutes berichtest. Lebt wohl meine guten Kinder, und behaltet uns lieb wie wir Euch. Alle Bekanten grüssen.