## Title: Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm und Ida Jähns in Berlin. Dresden, erhalten Montag, 17. November 1851 ## Author: Weber, Caroline von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A046387 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Lieben Kinder Ihr mögtet doch wohl gern wieder hören wie es der armen Mutter geht, denn Ungewissheit ist oft quälender als bestimtes Unglück. Es ist auch wohl besser Euch so nach, und nach, an das Unvermeidliche zu gewöhnen als dann auf einmal traurig überrascht zu werden. Die Krampfanfälle kehren leider immer öfter in qualvoller Gestalt wieder. Erst diese Nacht habe ich beynah 3 Stunden mit dem Ersticken gekämp[ft.] Meine Kräfte nehmen zusehens ab und ich kann kaum noch über die Stube schleichen. Ja meine guten Kinder diese Krankheit ist ein unbesiegbarer Feind welcher schon jahrelang seine Streitkräfte samelte um nun mit einenmal vernichtent auf-zutreten. Dass ich bald unterliegen werde bezweifle ich keinen Augenblick und ich kann nur Gott bitten mir solche Folterqualen zu erspaaren wie ich sie diese Nacht erdulden musste. Meine Pfleger glauben mich jetzt schlafend, sonst würde man mir den Trost Euch zu schreiben, aus Rücksicht für meine Gesundheit nicht erlauben, aber es drängt mich dazu Euch noch vor meinen Geburtstag einen freundlichen Gruss zu schreiben. Wer weiss wie oft ich es noch können werde. Ihr sollt wenigstens nicht glauben dass ich Euch bis zum letzten Athemzug nicht mit treuen Herzen ergeben war. Ich bitte meinen guten Wilhelm mich es gleich wissen zu lassen wenn Meyerbeer ankömt. ich mögte nur noch leben um den Kindern etwas bei dieser Angelegenheit nützen zu können. Gott sey mit Euch allen. Grüsst unsern guten Lichtenstein mit herzlicher Liebe von mir, und ged[e]nkt meiner, wie ich Eurer gedenke Caroline v. Weber