Carl Graf von Brühl an Karl Theodor Winkler in Dresden
Berlin, Freitag, 19. August 1825

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Ein dankbarer und beschämter Mann nähert sich Ihnen werther Herr Hofrath und weiß nicht wo er Worte zu seiner Entschuldigung finden soll. – Sie haben so freundschaftlich meines Geburtstages gedacht und ich schlechtester aller Menschen danke Ihnen erst heute dafür! – Indeß wißen Sie ja was ein Theater Direktor zu thun hat, noch mehr aber was ein unglücklicher Berliner Impressario zu kämpfen hat; welcher eine widerspenstige Armee von 450 Menschen commandiren soll ja welcher sich mit den jetzt mode seyenden unzähligen Schreibereyen, Listen, Berichten an König und Ministerium ppp plagen muß, und – welcher mit einer so feindseligen Gewalt zu kämpfen hat, als das Königsstädter Judentheater ist. Meine Arbeiten haben sich ad infinitum vermehrt, – das können Sie daraus abnehmen daß vom 1t Januar bis jetzt nahe an Dreytausend schreibe 3000 Nummern in meiner Registratur eingegangen sind.

Dem sey indeß wie ihm wolle, ich hätte ihnen schreiben sollen – ich hätte Ihnen danken sollen, und daß ich es nicht gethan ist schlecht von mir. Meine Freunde müßen indeß schon Gedult und Nachsicht mit mir haben, wenn mir der Schreibtisch zuweilen fatal wird, – ich bitte ja recht herzlich um Verzeyhung wenn ich gefehlt habe, und so hoffe ich denn auch auf Ihre gütige Absolution.

Als Kunstfreund ist Ihnen vieleicht lieb und angenehm die Zeichnung unseres künftigen Musaeums* zu besitzen. Erlauben Sie mir daher sie Ihnen hierbey zu übersenden und um freundliche Aufnahme derselben zu bitten. Der Bau dieses herrlichen Gebäudes schreitet jetzt rasch vorwärts und wird dem Baumeister und der Stadt große Ehre bringen. – Warum kommen Sie aber nicht einmal her und sehen unsere schönen Sachen? – Zu dem Kupferstich des Musaeums habe ich noch mein hier kürzlich erschienenes Bild beygefügt, welches ich bitte meinem alten Freunde Böttiger in meinem Nahmen übergeben zu wollen.

Daß ich nun von der Abwesenheit des Erzfeindes alles guten und Deutschen von Spontini Vortheil ziehe um Eurianthe in Scene zu bringen wißen Sie vieleicht schon. Das Gute hierbey ist aber daß ich es dahingebracht, daß mir der König erlaubt hat Weber persönlich zur Direction einzuladen. Das soll einen Jubel geben!!!*

Im October hoffe ich auf kurze Zeit nach Seifersdorf kommen zu können; – da ist ja wohl die Vermählung des Prinzen Max??!!!!*

Laßen Sie mich nochmals wegen meines schlechten Benehmens gegen Sie, hier recht herzlich um Verzeyhung bitten und empfangen Sie die Versicherung meiner unwandelbarsten Achtung und freundlichsten Ergebenheit Brühl

Ihrer gefälligen Notiz betreffend die italienischen Opern sehe ich mit Ungedult entgegen.

Apparat

Zusammenfassung

dankt mit Verspätung für Geburtstagswünsche, klagt über Dienst u. Konkurrenz des Königsstädtischen Theaters; übersendet Zeichnung des Museums; hofft bei Abwesenheit seines Erzfeindes Spontini Euryanthe in Szene zu bringen, der König habe erlaubt, Weber zur Direktion einzuladen; will im Oktober nach Seifersdorf kommen

Incipit

Ein dankbarer und beschämter Mann nähert sich

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ep. Karl Graf von Brühl 6

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (2 b. S. o. Adr.)

    Provenienz

    • Stargardt Kat. o.Nr. (5.-10.2.1906), Nr. 3215 (Slg. Meyer-Cohn)
    • Poseck, Waldemar: Kat. 15 o.J., Nr. 143-III

Textkonstitution

  • „vieleicht“über der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • „… die Zeichnung unseres künftigen Musaeums“ Altes Museum 1824–1828 von Karl Friedrich Schinkel erbaut.
  • „… Das soll einen Jubel geben!!!“Die EA der Euryanthe in Berlin fand am 23. Dezember 1825 statt; vgl. Webers TB.
  • „… Vermählung des Prinzen Max ??!!!!“Die Hochzeitsfeierlichkeit fand am 7. November in Dresden statt.

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