WeGA, Rezeptionsdokumente, Digitale Edition Capellers Erfindung zur Vervollkommnung der Flöte F. Nepomuk Capeller Carl Maria von Weber Veit, Joachim Stadler, Peter

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Machine-Readable Transcriptions of Newspaper Articles about Music and Theatre Performances in the early 19th Century

beschreibt die Verbesserungen durch Capellers Umbau der Flöte: besteht aus drei Teilen (nur noch ein Mittelstück im Gegensatz zu bisherigen zwei), neun Klappen (neu erfundene d-Klappe), neuer Mechanismus zum Stimmen, Anfertigung bei Kunst-Drechsler in München

Zuschreibung: autographer Entwurf (s. Überlieferung); vgl. Bartlitz, S. 65; namentlich gezeichnet (Carl Marie von Weber.); lt. TB 30. April 1811 Aufsatz an die Musik. Zeitung geschickt

Der Text ist lediglich nach Vorlagen von Capeller redigiert; große Teile des Ms. stammen von seiner Hand; zur Entstehung vgl. auch Einsendeschreiben von Weber an die AmZ sowie Brief von Weber an G. Weber vom 30. April 1811; etwas früher erschien eine ausführliche Beschreibung von Capellers Neuerungen bereits in der Zeitung für die elegante Welt Nr. 91 (7. Mai 1811), Sp. 725ff., unterzeichnet mit München D.; eine Gegenposition vertritt der Aufsatz von Heinrich Grenser in der AmZ Nr. 46 (13. November 1811), Sp. 775–778

Carl Maria von Weber Neue Erfindung zur Vervollkommnung der Flöte Allgemeine Musikalische Zeitung 13 22 29. Mai 1811 377-379 Fraktur

D; Berlin; Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung; Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (IV), Bl. 32a/r–32b/r

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Deutsch 30. April 1811 (laut TB Absendedatum an AmZ und A) geprüft, Kommentar ergänzt und Status erhöht mit Entwurf verglichen und Abweichungen als Apparat vermerkt Zusammenfassung und editorischer Kommentar ergänzt Text eingefügt, ausgezeichnet und Korrektur gelesen nach ED mit Schriftenliste abgeglichen Initiale Transformation aus der Schriftenliste.xml (Ticket #813)
Neue Erfindung zur Vervollkommnung der Flöte.

Hr. F. Nepomuk Capeller, Mitglied des Münchner Hof-Orchesters, hat durch eine höchst sinnreiche Erfindung die Flöte in einem Grade vervollkommnet, dass kaum noch etwas zu wünschen übrig bleibt, indem die Vortheile dieser Erfindung – höhere und tiefere willkührliche Stimmung, wobey dennoch alle Töne und Verhältnisse in gleicher Reinheit bleiben – und die Leichtigkeit, Triller auf allen Tönen hervorbringen zu können – umfassen, wodurch den bekannten Haupt-Mängeln dieses Instruments abgeholfen wird. Hr. Cap. erhielt die Grund-Idee seines neuen Flötenbaues durch den schon früher erfundenen, sogenannten englischen Metall-Kopfzug, dessen Fehler aber schon Tromliz nachgewiesen hat, und der durchaus nicht mit dieser Erfindung verwechselt werden darf, da durch den Kopfzug wol das Instrument höher und tiefer gestimmt werden konnte, aber auch zugleich seine reine Intonation verlohr.

Hr. Cap.s neue Flöte besteht aus drey Stücken. Die sonst gewöhnlichen zwey mittleren Stücke sind in einen Körper vereinigt, und damit dieser nicht auf solche Art durch zu grosse Länge unverhältnismässig gegen die übrigen Theile würde, bestimmte man ihm eine geringere Ausdehnung, und gab das Entbehrliche dem Mundstück zu. Die ganze Länge der Flöte ist übrigens von denen nicht verschieden, die die tiefste c-Klappe mit enthalten. – Klappen hat sie neun, wovon die Hes-Klappe von zwey Seiten her sich öffnen lässt; der untere Hebel kann auf doppelte Art, und zwar mit grösster Bequemlichkeit, ohne die rechte Hand aus ihrer Lage zu bringen, mit dem Zeige- oder Mittelfinger der rechten Hand angespielt werden, (und dient vorzüglich, um die Triller auf fis-gis, rein und leicht anzugeben) worin diese Klappe von einer früheren Erfindung sich unterscheidet. Eine neu erfundene d-Klappe, welche mit dem Zeigefinger der rechten Hand gespielt wird, ist bestimmt, den Triller auf d-cis hervorzubringen, und dient zum bequemeren Anschlagen des h-cis und des dreygestrichenen d-e-Trillers. Die tiefste c-Klappe ist so angebracht, dass sich nunmehr auch von cis auf c bequem hinüberschleifen lässt, welchen Vortheil die Lage der schon bekannten c-Klappe nicht gewährt. Die übrigen Klappen sind in der Art der schon bekannten Erfindung; und können, durch sie vereint, nun die Töne und Triller in allen halben und ganzen Tönen rein, und auf die leichteste Weise hervorgebracht werden.

Das Vorzüglichste und Interessanteste an dieser Flöte aber ist der Mechanismus in Beziehung auf die Stimmung. Um dem Instrumente diese, mit immer gleicher Schärfe und Reinheit des Tones zu sichern, gab Hr. C. demselben den Vortheil, eines auch beym längsten Gebrauch unveränderlich bleibenden Mundlochs. Dieses besteht aus einer ovalen Platte von Gold, welche in zierlicher Form auf dem runden Körper der Flöte aufliegt. Nicht blos der Pfropf in der Flöte, sondern auch eben dieses Mundloch, kann nach Willkühr der verlangten Stimmung gemäss durch eine ungemein leichte und schnelle Bewegung an der oberen Garnitur, vermittelst einer doppelten Schraube, auf- und abbewegt werden; wodurch der höchst wichtige Vortheil entsteht, dass die Stimmung des Instruments, ohne irgend einen nachtheiligen Einfluss auf die ganze diatonische und chromatische Tonleiter, nach den unmerklichsten Abstufungen schnell geändert werden kann.

Die grossen Vortheile dieser Verbesserung der Flöte sind so augenscheinlich, dass es höchst überflüssig wäre, noch etwas zu ihrem Lobe beyfügen zu wollen, und der Verf. bemerkt nur noch, dass diese Flöte nicht bey einem Instrumentenmacher, sondern bey einem hiesigen Kunst-Drechsler, Fiegel, verfertigt worden, und zwar mit so gutem Erfolg, dass das Instrument auch von Seiten seiner Nettigkeit und Schönheit den Arbeiten der besten Instrumentenmacher des Auslandes gleichgestellt werden kann, und auch im Preis nicht höher, als eine gewöhnliche gute Flöte, also ungefähr 9–10 Carolin kömmt, um welchen Preis Hr. Capeller jedem Liebhaber eine solche verbesserte Flöte zu verschaffen gewiss die Güte haben wird*)*) Anm. Indem dieser Bericht über eine Verbesserung der Flöte, von welcher auch schon in andern Blättern gesprochen wordenV gl. dazu auch Verbesserung der deutschen Flöte, in: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 11, Nr. 91 (7. Mai 1811), Sp. 725–727 (gez. D.) und Verbesserung der deutschen Flöte, in: Privilegierte gemeinnützige Unterhaltungs-Blätter (Hamburg), Jg. 6, Nr. 29 (29. Mai 1811), Sp. 228–229 (gez. D.), sowie den Bericht in: Münchener Politische Zeitung, Jg. 12, Nr. 90 (16. April 1811), S. 414–415. Von Johann Nepomuk Capeller gezeichnet ist ein Bericht in: Gesellschaftsblatt für gebildete Stände, Jg. 2, Nr. 13 (12. Februar 1812), Sp. 99–101. , eingehet, erhalten wir auch einen zweyten über denselben Gegenstand, ebenfalls von einem achtbaren Kunstfreunde. Diesem gemäss hat Hr. J. C. F. Schneider, Instrumentenmacher in Wesel, eine Flöte erfunden, welche mit zwey Klappen dasselbe, und vollkommener, leistet, was eine gewöhnliche mit sieben, indem sie vom eingestr. d bis zum dreygestr. b alle Töne (das ein- und zweygestr. e nicht ausgenommen) gleich stark, gleich hell und ganz rein liefert. Dabey soll auf ihr aus allen Tonarten weit leichter zu spielen, und mithin, bey gleicher Geschicklichkeit, ungleich mehr zu produciren seyn, als auf einer gewöhnlichen mit sieben Klappen. Hiermit ist die Einrichtung verbunden, dass man durch stärkern oder schwächern Druck auf eine Klappe alle Töne zugleich und augenblicklich höher und tiefer stimmen kann, um dadurch dem Steigen derselben beym Forte, dem Sinken beym Piano zu begegnen, dann auch, um das Zu- und Abnehmen der Töne ganz vollkommen und nach Willkühr zu bewirken. Uebrigens weicht (nach jenem Bericht) die Fingerordnung auf dieser Flöte von der gewöhnlichen nicht sehr ab, und alles, was auf dieser zu leisten, wird auch hier, nur meistens viel leichter, geleistet. Das Piano, welches hier erzeugt wird, ist nicht, wie sonst bey der Flöte gewöhnlich, von einzelnen Tönen zu verstehen, sondern von allen, und zwar auch in Passagen, langen, geschwinden etc. wie sie auf der Flöte überhaupt nur möglich, und, fortwährend piano, durch blossen guten Ansatz auch vom Geschicktesten schwer und nicht in allen Fällen, wenigstens nicht in allen gut, auszuführen gewesen sind. Auch dieser Theil der verbesserten Einrichtung soll leicht zu handhaben und überdies so einfach seyn, dass ihn jeder Instrumentenmacher leicht nachmachen kann. Die Beschreibung dieser Flöte, und ihrer ganzen Einrichtung und Behandlung, in wiefern sie vom Gewöhnlichen abgeht, wünscht der Erfinder auf Subscription herauszugeben. – Wir, die wir weder die eine, noch die andere dieser verbesserten Flöten kennen, glauben doch die Berichte darüber bekannt machen und sie der Aufmerksamkeit der Kunstverständigen empfehlen zu müssen. d. Redact. .

Carl Marie von Weber.