## Title: Helmina von Chézy an Carl Maria von Weber in Hosterwitz (Entwurf?). Dresden, Samstag, 31. Mai 1823 ## Author: Chézy, Helmina von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A045224 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Dresden am lezten May 1823! Indem ich Ihnen Verehrtester Freund! die letzt hin verlangten Aenderungen zusende, so rechnen Sie es nicht meinem, Ihnen wahrhaft ergebenen, für Ihren Ruhm glühenden Herzen zu, sondern meiner zerdrückenden Lage, wenn ich schon jetzt über einen von uns noch unerörterten Punkt von Ihnen Aufklärung wünsche, u zugleich bittend, um kräftige Mitwirkung zu meinem Wohl mit Freudigkeit, und doch auch mit Scheu vor Ihnen hintrete. Es ist bey Gott für Sie so redlich gemeint, als für mich, was Sie thun können werden Sie freudig thun, alles hat sich bis jetzt zwischen uns zart und würdig gestaltet, u so soll es bleiben! Als Sie mich, da ich eben an die Arbeit gehn wollte, im Okt: 1821. fragten: welch Honorar ich mir ausbedinge? sagt ich: Sie sollten mir geben, was Recht wäre, ich verstünde nichts davon, u wüßte überdem nicht ob die Arbeit zu Ihrer Zufriedenheit ausfallen würde. Als Sie mir nun die mir durch Sie von der Wiener Direktion | bewilligten 30 Ducaten Honorar sandten schrieb ich Ihnen einige Zeilen, die so ganz aus meinem Herzen flossen, daß ich sie noch auswendig weiß. Wir hielten damahls die Euryanthe bis auf wenige, vielleicht nothwendige Kleinigkeiten für vollendet, sie hatte mir Freude gemacht, u wenig Zeit gekostet, u, unbekannt mit Theaterverhältnissen, hätt ich auch damahls ruhig seyn können, wenn ich anders gedacht hätte, da Sie diese Verhältnisse früher oder später kennen mußten. Jetzt hat sich die Sache anders gestaltet, nicht ohne Aufopferung von Zeit von Ihrer Seite, nicht ohne Ihre Anstrengungen, ist es mir gelungen nach einem Jahre u drüber, das Werk zu Ihrer vollkommensten Befriedigung aus unzähligen Umarbeitungen heraus, vollendet zu schaffen. Hie u da ist eine Hemmung eingetreten, die außer meiner Schuld lag, doch auch Sie waren am Arbeiten gehemmt, u willkommen u gut wird das Werk gezeitigt erscheinen. | Jetzt darf ich Sie recht herzlich und freundschaftlich fragen: Welche Ansprüche Sie bei jedem der übrigen Haupttheater für die Dichterin der Euryanthe, in Ihrem Namen, u vielleicht der Natur der Sache nach als deren Wortführer zu machen berechtigt sind? Ein schnell vollendetes, leichtes Machwerk hoch anschlagen zu wollen, weil Sie es auf Ihres Genius Flügeln durch die Welt hinschwingen, würde ich erröthen, u wenn ich bedürftiger wäre, als ich bin; doch meine Arbeit war schwer u hat mich die ganze Zeit abgehalten sonst etwas Ausgezeichnetes zu leisten, u Sie selbst sind der feurigste Lobredner derselben. Der Ruhm, rechtschaffen u liebevoll für die Belohnung Ihres Dichters gesorgt zu haben ist Ihrer würdig u nothwendig zu Ihrer innern Befriedigung; Ich könnte deshalb, zumahl da Sie durch eine Verheißung als Sie mir das Honorar schickten, (dem ich doch nur diesen Sinn unterlegen kann) sich noch gegen mich verpflichtet haben, auch ohne Anfrage ruhig seyn, doch dient jetzt eine Erläuterung u Festsetzung | dieser Angelegenheit so ganz zu meiner innern Aufrechthaltung, daß ich jetzt, nun Sie sich als zufrieden erklärt, mir die gut gemeinte Anfrage, wiewohl nicht ohne innern Widerwillen gestatte, denn nur das, was Sie jetzt aus eignem Antriebe für meinen nächsten u entfernten Vortheil festsetzten, was frei von Ihnen ausgienge, könnte mir recht süß gewesen seyn. Möge keines meiner Worte verletzend oder einer Mißdeutung unterworfen, gestellt seyn. Mein Herz bedarf Ihrer Ueberzeugung: daß meine ehemalige, unbedingte Hingabe an Ihr Herz u Ehrgefühl nicht liebevoller wäre, daß mein Streben für Sie nicht redlicher u uneigennütziger war, als diese Anfrage ist, u daß diejenige Sie unmöglich verletzen kann u will, die ehrlich u treu Ihre Sie ehrende Freundin ist Helmine Ueber die 78 von Ihnen für Wallishauser empfangnen Thaler nächstens. Er hat mir, leider, blos 25 gebracht. diese Sache liegt, natürlich, außer dem Kreise des Geschäfts.