## Title: Euryanthe-Replik 1825 ## Author: Chézy, Helmina von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A031915 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Auskunft Ich bin hier in der Abendzeitung No 151–152 aus Leipzig gefragt worden: Warum ich das Veilchenmahl in der Euryanthe nicht beibehalten? auch bin ich in Versen belehrt worden, wie ich nicht reimen soll. Wenn ich auch schon 26 Jahr fleißig bin, habe ich, glaub' ich, nicht ausgelernt, darum ist die Lehre, eines Danks, die Frage der Antwort werth. Es würde nicht viel helfen, wenn ich lügen wollte, u sagen ich habe aus Bequemlichkeit, oder gar aus Unbehülflichkeit Euranth, Hand u Pfand gereimt. Warum nicht lieber bei der Wahrheit bleiben? Der männliche Schluß[,] der Vokal a und dies Maas[,] war für das Finale erforderlich; den Sinn u die Musik der Worte „Ich bau auf Gott, u meine Euryanth'!“ legte Weber zum Grundton, der die Tondichtung durchweht. Er hatte Recht! Zu diesem Satz war eben diese Skandirung unerläßlich, u durch die ganze Welt werden Namen, auch in ernsten Dichtungen abgekürzt, wo es erforderlich. Auch heißt es im französischen Euriant. Das Veilchenmahl fanden Männer, die unter ihre Urtheile Namen setzen, die sie mit hoher Autorität stempeln, mit Weber u mit mir undramatisch u unmusikalisch, selbst auf dem Arm. Niemand hat tiefer, als ich, welche die altfranzösische Novelle mit Weglassung mehrerer störender u hemmender Episoden, u leeren Ausfüllungen, verteutscht, ihren Zauber empfunden. Jedermann wird mir, nach einigem Nachdenken, zugestehn, daß Weber die Novelle nicht komponiren konnte. Mit wenigen hätte ich es wagen können, mit Weber wagt' ich nichts, wenn ich viel Schönes in der Grundlage, woran ich innig hieng, durch das ersetzte, was Er verlangte, die Operndichtung wurde in Eilf Versionen ganz nach Webers Wünschen umgeschmolzen u verarbeitet, bis er nachdem er selbst durchgängig mehreres einwebte, den Schlußchor machte, die Rezitative nach Bedürfniß zusammenschob, oder ausdehnte, u erklärte: Er ließe sich nun keine Silbe vom Text nehmen! Zu einigen Chören und Cavatinen hat er selbst das Silbenmaas angegeben, u wir haben von Oktober 1821 bis Junius 1823 mit dem schönsten Willen in friedlicher Eintracht oft Stundenlang über Einzelnheiten berathend u feilend gearbeitet. Es ist ein magrer Erfolg so vieler ernster Mühe, wenn bei dem Allem noch immer blos der musikalische Theil der Oper dramatisch ist, u wenn es mir nur hie u da gelungen den genialen Tondichter durch den Text zu begünstigen! Nur glüklichen Zufälligkeiten muß ich es also beimessen daß sich die Rollen so dankbar spielen, daß sich holde, gefeierte Schönheiten u wackere Künstler auch in dieser Hinsicht Kränze darin pflücken, u daß der mittelmäßige Text den Componisten nicht lähmen konnte! Zu Vermeidung jedes Mißverständnisses sey noch hinzugefügt daß ich nur wenige Berichte über die Euryanthe gelesen, u namentlich nicht zwey, von denen ich sprechen hören, u die mir, in mancher Hinsicht, werthe Namen tragen, von A. W[en]dt u St Schütze, Es ist hier schwer Journale zu bekommen, die Einen nicht unmittelb[ar zugeschickt] werden. Wien August 1825 Helmine von Chezy.