## Title: Entgegnung auf Webers „Warnung für das musikliebende Publikum“ ## Author: Ebers, Karl Friedrich ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A032154 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ An das Musik liebende Publikum. Der Musikhändler, Herr Schlesinger in Berlin, hat ein Quintett für Clarinette, 2 Violinen, Bratsche und Violoncell – wenn Fünfe zusammen spielen, so nennt man es ja wohl ein Quintett? – Op. 34 von Carl Maria von Weber herausgegeben, welches äußerst fehlerhaft gestochen ist, so daß kein Clarinettist, der nicht den Satz versteht, in vielen Stellen, wie es z. B. im 60sten Takte des 2ten Theils im ersten Allegro der Fall ist, das Fehlerhafte auffinden und verbessern kann. Ich nahm mir die Mühe, das Ding in Partitur zu setzen, und fand, daß die lieblichen Melodien auch wohl auf dem Pianoforte nicht übel klingen würden; und da einem Jeden zu arrangiren frei steht, so formte ich aus dem Ganzen eine Solo-Sonate für das Pianoforte, welche ich dem Musik liebenden Publikum mit gutem Gewissen empfehlen kann, und enthalte mich ebenfalls aller weitern Bemerkungen. – – – Da nun Clarinettpassagen nicht immer für das Pianoforte passen, so hat der Uebersetzer die Freiheit zu ändern und wegzulassen was sich wiederholt und keinen Effekt macht. Dies ist denn mit Einsicht geschehen, und von Entstellung kann hier keine Rede seyn. Mozart und Haydn, – es waren große Männer, die nicht im Lärm und Spectakel, im Barocken und Bizarren den Effekt der Musik herauszubringen suchten – – ließen sich gern ein Arrangement ihrer Compositionen gefallen, und dem genialen Beethoven passirt das noch täglich. Schmerzt es aber Hrn v. Weber, sein Kindlein in einem andern Kleide zu sehen, und will er seine Vaterwürde von ihm zurücknehmen; so muß ich schon ein Musik liebendes Publikum ersuchen, mich als Pflegevater zu erkennen. Hrn. Schlesinger hat haber das Musik liebende Publikum ein Recht, dringend zu bitten, seinen Verlag von Stichfehlern zu reinigen, indem auch nicht ein Werk davon frei ist, damit es ihm nicht zurufe: ne sutor, ultra crepidam. Leipzig, den 6. Decbr. 1816. C. F. Ebers.