WeGA, Briefe, Digitale Edition Fürstenau, Anton Bernhard Veit, Joachim Übertragung Frank Ziegler

Version 4.9.1 vom 5. Februar 2024

Download dieser Datei: 2024-03-28T16:37:27.401Z

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
Hornsche Str. 39 32756 D Detmold
Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) http://weber-gesamtausgabe.de/A042566

Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

D Berlin Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung Weberiana Cl. V (Mappe XIX), Abt. 5C, vor Nr. 89A

3 Bl. (5 b. S.)

Abschrift von unbekannter Hand mit Überschrift von F. W. Jähns: N. 2 A. B. Fürstenau | an Roth jun. in Dresden. sowie mit Ergänzung zur Datumszeile: (dem Tage nach der Ersten Aller Aufführungen des Oberon am 12. April 1826. zu London)

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

font-style: italic;font-style: italic;text-decoration: underline;vertical-align: super; font-size: 0.8em; line-height: 0.7em;vertical-align: sub; font-size: 0.8em; line-height: 0.7em;display: block; text-align: center;display: block; text-align: right;font-style: italic;display: block; text-align: left;letter-spacing: 0.15em;font-size: smaller;font-weight: bold;font-variant: small-caps;content: '"'content: '"'content: "'";content: "'";
Fürstenau, Anton Bernhard London 13. April 1826 Roth, Gottlob Dresden German Ergänzungen von Friedrich Wilhelm Jähns Obsoletes Element tei:textClass entfernt Texteingabe, Auszeichnungen (nach Vorgabe von FZ), Statuserhöhung ID und @keys gegen nicht-sprechende ersetzt. Initiale Transformation aus askSam DB Briefe1
London d. 13. April 1826. Mein theurer Freund!

Obgleich ich schon längst einige freundliche Zeilen von Ihnen erwartete, so wurde mein Wunsch doch nicht erfüllt, u. ich sollte billiger Weise nicht gleich wieder schreiben, indessen ist Ihre Äußerung im Briefe unseres verehrten Kapellmeisters, Sie wollten mich auch recht lieb haben, zu lockend, um nicht Ihren Wunsch mit Freuden zu erfüllen, zumal da ich Ihnen so viel Angenehmes über die erste Aufführung des Oberon mitzutheilen habe. Ich werde Ihnen alles genau u. aufrichtig mittheilen u. glauben Sie nicht, ich würde mit zu lebendigen Farben auftragen, nein! ich fühle mich zu schwach, um alles würdig zu erzählen. - Gestern also, am 12ten April wurde der Oberon gegeben, u. machte den größesten Succés, welcher jemals ein Werk in London machte. Obgleich das Orchester, besonders hinsichtlich der Blasinstrumente etwas schwach bestellt ist, so wurden doch alle mitspielenden Musikervon der trefflichen Composition u. von Webers liebevollem Wesen so inspirirt, daß sie wirklich alles anwendeten, diese Musik würdig vorzutragen, u. Weber war vollkommen zufrieden, u. nach der Generalprobe, welche bei erleuchtetem Hause u. im völligem Kostüm gegeben wurde, konnte ich Weber schon den glänzendsten Erfolg prophezeihen. Der Jubel war gestern ohne Gleichen, als der Kapellmeister ins Orchester trat, u. es bedurfte eine geraume Zeit, bis er die Ouvertüre anfangen konnte. Diese wie mehrere andere Stücke mußten wiederholt werden, was noch öfter der Fall gewesen wäre, wenn es nicht durch die Verwandlungen unmöglich gemacht wurde. Daß Weber nach der Oper mit stürmischem Beifall verlangt wurde, ist ein ganz besonderer Fall in London, da noch niemals einem Componist diese Ehre wiederfuhr. Er erschien an der Hand des Regisseurs u. erndtete da nochmals den ungetheiltesten Beifall. Es ist hier auch etwas Seltenes, daß gar keine Opposition herrscht, denn man findet meistentheils, daß die eine Hälfte aplaudirt u. die andere zischt; doch gestern, u. überhaupt bei Webers Erscheinen, ist der Enthousiasmus zu allgemein, u. derjenige würde gewiß ermordet worden, welcher nur wagte seinen Unwillen blicken zu lassen. So ist dasbei jeder Gelegenheit, wo Weber von seinen Werken giebt. So neulich in dem philharmonischen Cercle, wo die Ouvertüre aus Euryanthe u. in dem Akademie Conzert wo die Ouvertüre aus dem Beherrscher der Geister gegeben wurdeDrittes philharmonisches Konzert am 3. April sowie zweites Royal Academic Concert am 10. April 1826.. Da kann man immer versichert sein, diese herrlichen Sachen zwei mal zu hören. Daher sage man mir nichts mehr über den englischen Geschmack, denn das wahrhafte Gute u. Schöne, wird hier sehr geschätzt u. verehrt, u. der Engländer hört ein Musikstück, welches ihm gefällt, vielleicht 50 mal hintereinander u. die Deutschen würden erstaunen, wie oft manchmal das ernsthafteste Stück wieder verlangt wird, u. sie mögen daher nur ruhig sein u. nicht zu viel auf ihrem richtigen Urtheil pochen, denn wie manches Gute findet bei uns schwer Eingang, wogegen so manches Flatterhafte, Fremde mit Entzücken aufgenommen wird. – Daß mich Webers Oberon begeistert hat, brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen; nur so viel, daß die Ouvertüre, gleich der Freischütz Ouv. ein Meisterstück geworden ist, u. auch die große Tenor-Scene, welche er hier erst schrieb von herrlicher Wirkung ist. Die früheren Musikstücke kennen Sie ja schon alle, u. können also besser, als ich, darüber urtheilen. Die Dekorationen, die Kostüms, u. überhaupt dieganze Aussattung der Oper ist Magnifique. Der Sonnenaufgang, der Mondaufgang, die Ansicht vom Hafen u. besonders die Darstellung des Meeres ist unnachahmlich, so wie auch die Landung des Korsaren Schiffes, welches die Rezia raubt. Dann gleich darauf die Scene, wo Hüon verlassen u. gebunden auf einem Felsen zurükgelassen wird, wo ihn dann, durch Oberons Zauberkraft hervorgerufen, allerhand Blumen und Schilf umwachsen. Nun beginnt eine der reizendsten Musiken, u. allmählig füllt sich Meer u. Bühne mit Elfen und Sylphen, welche im Mondenschein durch Gesang u. Tanz entzücken. Alles wurde ausgezeichnet gut gegeben, u. erhielt durch die süße Musik einen Anstrich des überirdischen; man glaubt nicht mehr auf dieser Welt zu sein, wird nur erst dann zurück gerufen, wenn der Vorhang fällt, u. abermals der Jubel des Publikums losbricht.

Nach allem, was ich Ihnen nun mitgetheilt habe, können Sie sehen, daß Weber gewiß niemals einen glänzenderen Triumpf als gestern Abends feierte, u. der Oberon wird nun tagtäglich mehrere Wochen hintereinander gegeben. - Übrigens können Sie der Frau von Weber die Versicherung geben, daß er obgleich er sehr angegriffen wurde, indem er täglichProbe hatte, sich doch wohl befindet; der Husten ist die letzte Zeit ziemlich gut gewesen, u. da das Wetter jetzt mit jedem Tag besser wird, u. er mit der Oper fertig ist, erheitert sich auch sein Gemüth u. besonders, wenn er nur recht viele Briefe aus Dresden von seiner geliebten Frau erhält. - Daß ich übrigens bei jeder Gelegenheit ihm zur Seite bin, ihn höchst selten verlasse, ihn aus u. ins Theater begleite, damit ihm nichts zustoße, werden Sie überzeugt sein, u. so hoffe ich ihn glücklich, gesund u. mit neuem unvergeßlichem Ruhm gekrönt, in die Arme seiner Familie u. seiner Freunde zurückzuführen. -

Schließlich die Bitte, mich Ihrem Herrn Bruder nebst Frau Gemahlin u. allen meinen Bekannten u. Collegen bestens zu empfehlen, u. sehen Sie vielleicht auch meine geliebte Frau, diese herzlich zu grüßen, u. meinen Kindern einen Kuß zu bringen von Ihrem Sie aufrichtig liebenden Freund A. B. Fürstenau No. 103. Great Portland StreetPortland Place. London.

d. 14t April. Gestern war die zweite Vorstellung des Oberon, u. Weber wurde wieder gerufen, der Beifall ungetheilt, obgleich hier immer die 2te Vorstellungen eines neuen Werkes kalt vorüber gehen. Also doppelt ehrenvoll.