WeGA, Briefe, Digitale Edition Fürstenau, Anton Bernhard Veit, Joachim Übertragung Joachim Veit Frank Ziegler

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Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

hatte gehofft auf der Reise nach London seine Verhältnisse zugunsten der Familie zu verbessern; wegen Webers Krankheit und Tod habe aber sein dortiges Konzert ausfallen müssen; Rest des Aufenthalts sei zur Regulierung des Nachlasses von Weber bestimmt gewesen; die Rückreise sei von Familie von Weber bezahlt worden; seine dortigen und hiesigen Gläubiger könne er aber nicht befriedigen; bittet um Unterstützung Textwiedergabe vorläufig nach Schneeberger Ew. Königl. Majestät allbekannte huldreiche Gnade, womit D Dresden Sächsisches Hauptstaatsarchiv 10026, Geheimes Kabinett Loc. 15147/02 (Bd. 23), Bl. 81f.

am Kopf Präsentationsvermerk: Prs. am 26. Sept. 1826

Schneeberger, Bernhard Maria Heinrich, Die Musikerfamilie Fürstenau. Untersuchungen zu Leben und Werk, Teil I, Münster u. Hamburg 1992, S. 288–290

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

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Fürstenau, Anton Bernhard Dresden 23. September 1826 Friedrich August I., König von Sachsen Dresden German Obsoletes Element tei:textClass entfernt Auszeichnungen u. Komm. nach Vorgabe von FZ, Status heraufgesetzt nach OCR zunächst nur eingefügt Bezeichnung des Quellenbesitzers u. Signatur aktualisiert ID und @keys gegen nicht-sprechende ersetzt. Initiale Transformation aus askSam DB Briefe1
Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König, Allergnädigster Herr.

Ew. Königl. Majestät allbekannte huldreiche Gnade, womit Allerhöchstdieselben nicht nur jeden Unterthan überhaupt, sondern auch insbesonders Allerhöchstdero treue Diener, jederzeit beglückt haben, flößt auch mir den Muth ein, Ew. Königl. Majestät Thron mich mit einer allerunterthänichsten Bitte nahen, und zu deren Begründung folgendes devotest vorzustellen. Fortwährend mit Sorgen der Unterhaltung meiner Familie beschäftigt, und durch die Vermehrung derselben, so wie durch die Nothwendigkeit für den gänzlichen Unterhalt meiner Mutter und Geschwister zu sorgen, ward das Drückende meiner Lage mir um so fühlbarer, als die Unterhaltung dieser Familihen Glieder lediglich von meinem Gehalte bestritten werden mußte.

Als nun im vergangenen Jahre Ew. Königl. Majestät Kapellmeister, Freyherr von Weber, einen Ruf nach London erhielt und er mir in dieser Hinsicht seine Ansichten und die Erwartungen mittheilte, denen ich im Falle ich ihn begleiten möchte, daselbst entgegensehen dürfte; so erwachte allerdings, unter so günstigen Aussichten auch in mir der Wunsch, vielleicht durch diese Reise meine so beschränkten Verhältnisse zu verbessern und mir in der Zukunft ein sorgenfreieres Leben, als ich bisher gehabt hatte, zu verschaffen. Lange kämpfte ich mit den Besorgnissen eines solchen Unternehmens und lange bedurfte es ehe ich zu einer Entschliessung gelangen konnte. Doch endlich siegte das Zureden meines Freundes des Kapellmeisters, Freyherr von Weber, und die Aufmunterungen vieler anderer sachverständiger Männer, mir solche Gelegenheit nicht vorübergehen zu lassen, überwogen die letzten Bedenklichkeiten, die ich entgegen stellte. Von schönen Erwartungen beseelt, unternahm ich nun auf gemeinschaftliche Kosten mit meinem Freunde, diese grose Reise, und das wenige was nicht meine Frau nach dem Tode ihrer Eltern zu erwarten hat, diente einzig und allein zum Bestreiten der Reisekosten. Kaum war ich jedoch in London angelangt, so sah ich schon das Kostspielige und Schwierige meines Unternehmens ein. Das dazu malige Eintreffen so mancherley Conjuncturen lenkte die Aufmerksamkeit des größeren Theils des dasigen Publikums auf ganz andere Interessen als auf die Unbedeutenheit meines Talents, und der Zusammenfluß der großen Menge von Künstlern bewirkte dermaßen eine Verzögerung meines Concerts, das ich bald genötight ward, hinsichtlich meines Unterhalts die wenigen mir daselbst zu Gebote stehenden Freunde in Anspruch zunehmen. Vieles hoffte ich jedoch von dem Ausgange meines Concerts und selbst meine Freunde versprachen sich durch Ew. Königl. Majestät Kapellmeister eigne Aufführung desselben, einen sehr günstigen Erfolg. Schon war der Tag desselben bestimmt, als auf einmal der Gesundheitszustand des Kapellmeisters, Freyherrn von Weber sich plötzlich verschlimmerte, daß an keine Aufführung meines Concerts Seiten seiner mehr zu denken war, und ich durch die Pflege und Abwartung die ich ihm widmete, gänzlich abgehalten wurde, meine eigenen Angelegenheiten dieserhalb weiter fortzusetzen. Ich vergaß mein eigenes privat Interesse und folgte den freundschaftlichen Gefühlen. Die Sehnsucht nach dem Vaterlande und nach seinen ihm theuren Angehörigen hatte sich seiner so bemeistert, daß ich ihm versprechen mußte, selbst gegen das Anrathen seiner Ärzte, die Abreise so schnell wie möglich zu beschleunigen. Doch noch ehe ich dieses in Durchführung bringen konnte, ereilte ihn der Tod und ich sah mich in die verzweiflungsvollste Lage vesetzt. Der günstige Zeitpunkt um eine Konzert zu geben war vorüber, ich befand mich ohne Freund, ohne Geld und hatte Schulden.

Obgleich mir der spätere Aufenthalt in London, den ich noch zur Regulirung des Nachlasses des Kapellmeisters, Freyherr Weber, nöthig hatte, und meine Rückreise, von der Familie von Weber vergütet worden ist, und ich zum Theil meine Gläubiger in London einstweilen von dem Nachlasse des Verstorbenen befriedigt habe; so befinde ich mich dennoch jetzt in einer um so unglücklicheren Lage, als ich schon von dem Rechtsbeystande der Familie von Weber erinnert worden bin, diese Schuld bis Michael dieses Jahres abzuzahlen, ich mich hingegen ganz außer stand gesetzt sehe, die Familie von Weber, so wie meine übrigen Creditoren jemals befriedigen zu können, indem, von allem eignen Vermögen entblößt ich lediglich auf den von Ew. Königl. Majestät mir festgesetzten Gehalt beschränkt bin, und dieser kaum zum Unterhalte meiner Familie hinreicht.

Bey Ew. Königl. Majestät glaube ich daher bewandten Umständen nach, einige Entschuldigung finden zu dürfen, wenn an Allerhöchstdenselben ich mich mit der aller submissesten Bitte zu wenden wage:

Allerhöchstdieselben wollen mir zur Bezahlung meiner bis zum Tode des Kapellmeisters, Freyherrn von Weber, in London verwirkten Schulden, die Summe von 800 rt als eine Unterstützung in Gnaden zukommen zu lassen, allergnädigst geruhen.

Lebenslang wird des mein aufrichtiges Bestreben seyn, durch unverbrüchliche Treue und rastlosen Pflichteifer mich dieser Allerhöchsten Gnade immer würdiger zu machen, und nie werde ich aufhören, die jenige tiefste Ehrfurcht an den Tag zu legen, mit welcher ich unausgesetzt verharre, als Ew. Köngl. Mayestät aller unterthänigst treu gehorsamster Anton Bernhard Fürstenau. Dresden, den 23. Sept. 1826.