WeGA, Briefe, Digitale Edition Johann Gänsbacher an Maria Anna Gräfin Firmian<lb/> Darmstadt, Dienstag, 19. Juni 1810 Gänsbacher, Johann Veit, Joachim Übertragung Eveline Bartlitz Joachim Veit

Version 4.9.1 vom 5. Februar 2024

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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

V: hat sein Requiem componirt; er wollte es in Wien

A; Innsbruck; Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Musiksammlung; F 3

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

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c.

V: hat sein Requiem componirt; er wollte es in Wien zu Haydns Todtenfeyer aufführen laßen, allein der Krieg vereitelte dieß Unternehmen; es ist in der That ein Werk, für die Unsterblichkeit gemacht; indeßen müßteOder: möchte? ich doch eine gewiße eigene Ansicht gegen die Trias bemerken, welche unter 6 Augen der Verabredung gemäß ganz aufrichtig und unpartheiisch seyn muß. Ueberdiß machte V: über 12 Bachische Choräle eine Umarbeitung der BegleitungVgl. Webers Analyse der Voglerschen Bearbeitung, die einzig in seiner Art ist; sie wird eine schreckliche musik: Fehde veranlaßen, denn V: schlägt damit allen Bachianern gerad ins Gesicht, und unpartheiisch zu reden, muß er den Sieg davon tragen. Kühnel schrieb ich schon vor längerer Zeit, noch erhielt ich keine Antwort. Simrock von Bonn übernahm die Erwartung, und die Abendfantaisie zu stechen, leider nur gegen Exemplare; um bekannter zu werden, muß ich mir dieß gefallen laßen. ich arbeite für die Zukunft, und das gefüss hat mir in der That mehr Gelegenheit in die Hand gespielt, als ich selbst anfangs projecktirte; es geht wahrllich nach meinen Grundsätzen, nemlich, mich durch den Zufall übergehen zu laßen. Eure Exzellenz werden also selbst einsehen, daß nicht allein alle meine Pläne realisirt wurden, sondern daß ich noch weit mehr ausführte, als ich mir schmeichelte, und mit diesem beruhigenden Gedanken kehre ich getrost und freudig zu meinen Theuren nach Böhmen zurük. Weil wir nun einen österr: Gesandten in der Nähe haben, so brauche ich keine Post von Prag; ich reiße also zur Abwechslung dießmahl im Sommer, weil ich Eine Winterreiße schon gemacht habe.

Es wäre mir sehr lieb, wenn mir Euer Exzellenz auf eine kluge, fiffige Art, das ist auf Ihre Art eine Art Abberufung nach Prag schreiben, entweder als wäre mein erhaltener Urlaub schon zu Ende, oder als wenn Sie mich länger nicht entbehren könnten um die projecktirte Singschule auf dem Lande einzurichten, kurz, wie Sie es immer für gut befinden, richteten aber den Brief, oder wenigstens ein Blatt davon so ein, daß ich es V: zeigen und zu lesen geben könnte; dieß sollte aber auf der Stelle geschehen; ich möchte, wo möglich vor Lisis Abreiße eintreffen. Ich hoffe, Sie werden auch meiner Schwester das Wesentlichste meiner Reißebeschreibung mittheilen. Wie mag sich wohl Ihre gute Minna befinden? wie wird sie dißmal ihren Geburthstag feyern? – Sie erinnert sich gewiß auch die früheren Feste; ich denke mich oft an ihr Krankenlager; die Lisi ersetzt meine Stelle, empfehlen Sie mich Ihr theilnehmend nebst einem Handkuß. Es freut mich, wenn es die Fanny aushält, selbst ihre Maria, Johanna Karoline, Anna, Barbara zu stillen; daß T: auch den letzten Namen beisetzte, wundert mich sehr, da Barbara soviel als crudele heißt, das für ihn doch sehr barbarisch klingen muß; der Name Fanny ist ihm gar in der Feder geblieben; Eigeldinger hat eine wahre Barbara bekommen; das gute Kind ließ sich endlich behnahmen – taufen; proficiat; vermuthlich werde ich sie mit einem Buch in der Hand in irgend einer Laube der Nachtigall lauschend und die girrenden Tauben bewundernd wieder treffen; ach: das panem quotidianum da nobis hodie hat schon manche erweicht, und manche – die Eitelkeit – .

Ich hoffe, meine liebe C: Ba werden sich über die Auslegung ihres nicht Namens nicht ärgern. Anna und Barbara persönlich zusammengestellt klingen so schön harmonisch, nur auf dem Papier sieht es sich nicht so gut an.

H: M: schrieb mir unterm 3t Juni folgendes: Mit der Landes-Theilung soll es nun bereits und leider! ganz entschieden seyn. Die Comisseer treffen in Bothen zusammen; die bayerischen sind bis auf di Pauli wieder nach München zurük. Die Gränze soll ein Bach zwischen Kollmann und Letzwang seyn, gegen Meran zu bis Teele. Vom isterthal kömmt auch was weg, doch das ich Ihnen nicht bestimmt sagen kann. Ich mag in die Zukunft gar nicht hineinblicken, was aus uns werden soll. Die neue Mauth hätte diese Woche eingeführt werden sollen, nach ein paar Tagen unterblieb aber alles wieder. Ein Wirth bekam einen mittlmäßigen Wagen Wein, wofür er 300 f Mauth hätte bezahlen sollen, bevor er dießes that, ließ er lieber den ganzen Wagen Wein zurück. Mein Bruder war der erste, der vor ein Küstchen Floret Seide von Redo als ausländisches Product 3 f Mauth bezahlen mußte; schöne Aussichten des Handels.

Ein Serbischer Pater wurde aus dem Kloster mit Wache abgeholt, und nach 2 Tagen aus dem Kriminal Hauß nach München transportirt; sein Verbrechen war ein Gespräch über Tisch gegen die Regierung. Zur nemlichen Zeit kam Sadwirths Schwager von Wien. In Steinach mußte ihn das Tyroler Tröpfel auch zu sehr begeistert haben, daß er zu viel schwätzte /: in vino est veritas :/ und per Empfang genohmen und nach Insbruck transportirt wurde. Späterhin wieder wurde er frey. Vom 6t d: Mit dieser Zwischendatierung wird das Datum 1r unklar – heißt es etwa: den 1 J, oder handelt es sich um eine Nachschrift, die auf den 6. Juni Bezugnimmt? Diesen Tag hat endlich G: D seine Abberufung erhalten, und reißt d 8t ab; nun können wir auf Erleichterung der Einquartirung hoffen, außer den Besatzungen /: sufficit :/ wird der gröste Theil der Truppen abmarschiren.

Die Commisseer sind zum zweitenmal wieder nach Botzen gestern hier abgereißt; die H: Franzosen werden immer forttranchiren, und dem H: B: vorlegen. /: Wie ganz anders sind diese Nachrichten gegen eine frühere vom 15t v: M: wo sie schrieb :/: Mitterdorfer /: ein alter T :/ ist seit etlichen Tagen in seinem Elisium, und bringt uns täglich die schönsten Hungen unserer Wünsche; er läßt sich gar nicht widersprechen, denn er sey seiner Sache gewiß – goldner glücklicher Prophet! – wenn es Gewißheit wäre! – kommt er aus Augsburg, gibt mir die nemlichen Winke von wichtigen Ereignißen; Geduld will ich ja gerne haben; eine 3te gleiche Nachricht bekam ich von Brixen.

So werden wir armen T: von beständig wechselnden Hofnungen und Fürchten herumgeschleudert. An einem schwachen Zweig erhält sich meine Hoffnung noch bis zur gänzlichen Entscheidung.

Heute Vormittag besuchte der Österr: Gesandte P: v HügelJohann Alois Joseph Freiherr von Hügel (1753–1826), seit 1793 in Österreichischen Diensten, Gesandter u. a. 1810–13 in Frankfurt/M., Botschafter am Reichstag zu Regensburg (vgl. Denkwürdigkeiten, S. 140 Anm. 317) Vogler; bey dieser Gelegenheit wurde ihm die Trias als seine Schüler vorgestellt. V: phantaisirte ganz himmlisch, und der unsichtbare Künstler producirte sich auch. Weber reißt morgen mit VoglerAbreise lt. Tagebuch am 27. Juni 1810.

Von Kühnel erhielt ich heute eine Antwort, aber mehr Vogler betreffend; auch von dem sauberen Kuhn bekam ich durch Beer nach 3 Jahren endlich die 2 Karolin; es war die höchste Zeit.

V: GeburtstagVgl. Webers Bericht über die Geburtstagsfeier am 15. Juni 1810 sowie die Kantate Trias harmonica kostete die Trias 24 f?. Schreiben Sie mir doch etwas ausführliches von dem Plan und der Einrichtung des Conservatoriums in Prag; ich brauche es zu einem gewißen Zweck; den ich Ihnen mündlich sagen werde. Die Auszüge des Dia[riums] las ich schon einigemal mit Aufmerksamkeit. sie wandern stets mit mir. Meinem Theuren N: Hauße viele Empfehlungen. Sie erhalten höchstens noch 2 Briefe von mir, dann – lesen Sie mich selbst.

Ich verehre mein liebes KleeblattMit Kleeblatt meint Gänsbacher vermutlich Maria Anna Gräfin und Karl Maria Graf Firmian sowie dessen Geschwister: Joseph Franz Graf Firmian (1774–1816), Rittmeister und kgl. bayerischer Kämmerer (Onkel Pepi genannt) sowie Barbara Babi, Komtess Firmian (*1788); vgl. Denkwürdigkeiten, S. 41 , drücke ihm die Hand und bin Ihr alter treuer dankbarer Hans Der Lisl und Dl ein Schmatzl.