## Title: Korrespondenz-Nachrichten Aus Wien, Dezember 1810 ## Author: Johann Gänsbacher ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030658 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Aus Wien. Seit einiger Zeit ist hier im Hotel zur österreichischen Kaiserin ein plastisches Kunstwerk ausgestellt, welches die Schlacht von Aspern in ihrem entscheidendsten Momente versinnlicht, und mit geometrischer Genauigkeit nach dem Terrain, auf dem die Schlacht vorfiel, gearbeitet ist. Die Ausführung ist sehr richtig und lebhaft. Der Künstler hat den Moment festgehalten, wo der Erzherzog Karl mit der Fahne in der Hand das Regiment Zach zum Angriffe vorwärts führt. Das Werk besteht aus mehr denn 5000 Figuren, welche einige Zoll hoch sind. Spontini’s Oper, die Vestalin, ist jetzt der Liebling unsers Publikums, das Haus ist immer voll, der Enthusiasmus allgemein und lärmend. Referent selbst hat seit Glucks Iphigenia auf Tauris keine Oper mit so viel Wahrheit in der Deklamation, schönem Gesang, reichhaltiger Instrumentation, ohne jenen zu stören und so viel Theatereffekt gehört. Schade nur, daß mehrere Stellen, auch wohl ganze Stücke ausbleiben, weil sie, wie man sagt, den Sängern zu schwer sind, und daß Siboni im dritten Akt eine Arie von Weigl singt, um in einigen Fermaten seine Rouladen produziren zu können, wozu ihm Spontini, glücklicher Weise! keinen Raum gelassen hatte. Uebrigens verbindet Siboni mit einem kraftvollen Ausdruck im Gesang und Spiel, auch eine gute Pronunciation der deutschen Sprache, und Mdlle Fischer als Julia, erscheint in ihrer ganzen Größe als Sängerin und Schauspielerin, so wie man überhaupt der ganzen Darstellung nur volle Gerechtigkeit wiederfahren läßt, wenn man sie als sehr gelungen anerkennt. Trias.