WeGA, Briefe, Digitale Edition Jähns, Friedrich Wilhelm Veit, Joachim Übertragung Frank Ziegler Eveline Bartlitz

Version 4.9.1 vom 5. Februar 2024

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Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

Anfrage zum Komponisten der Einlage-Arie der Julie in Die Verwandlungen von Anton Fischer Was werden Sie sagen, wenn Sie Sich heut

US; New York; Pierpont Morgan Library; Mary Flagler Cary Music Collection; MFC J25.X

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

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German Obsoletes Element tei:textClass entfernt Notenbeispiel eingebunden Texteingabe, Auszeichnungen u. Kommentare nach Vorgabe von Frank Ziegler u. von diesem auf status candidate gesetzt Faksimiles aus New York eingefügt Bibliotheksangabe nach Fund im Pierpont Morgan Katalog aktualisiert ID und @keys gegen nicht-sprechende ersetzt. Initiale Transformation aus askSam DB Jaehns1
Berlin 27. Jan. 65. Sehr geehrter Herr Musikdirector.

Was werden Sie sagen, wenn Sie Sich heut schon wieder durch ein Schreiben von mir belästigt sehen, wo ich noch nicht einmal berechtigt bin, zu hoffen, daß Sie mir auf meinen am 23. d. Mts. an Sie abgesendeten Brief zu antworten geneigt sein werden. Dennoch schreibe ich diese Zeilen im Vertrauen auf Ihre gütige Verzeihung, und um Ihnen, in dem Falle, daß Sie so freundlich sein würden, mir zu antworten, ein zweimaliges Schreiben zu ersparen.

Am heutigen Tage habe ich nemlich einen Fingerzeig in einer sehr verwickelten Sache, meine Weber-Arbeit betreffend, bekommen und da derselbe auf die Frankfurter Bühne weist, die mir schon zu verschiedenen Malen so äußerst hülfreich gewesen, und zwar durch Ihre gütige Vermittlung, soso nehme ich getrost die Feder zur Hand und rufe nochmals Ihre gütige Hülfe an.

Ritornell u. Arie: Alles zusammen 58 Tacte, was für mich ich gütigst zu beachten bitte.

Obiges ist Ritornell und Anfang einer Arie, deren Original-Manuscript von Weber ich besitze und die C. M. v. Weber als Kapellmeister in Prag 1814 in das Singspiel: Die Verwandlungen (componirt von Anton Fischer) instrumentirte wie Webers Tagebuch sagt. Es sind aber allerlei Umstände vorhanden, die es grade nicht unwahrscheinlich machen, daß diese Arie nicht nur von Weber instrumentirt, sondern auch möglicherweise componirt sein könnteSpäter wurde bekannt, dass die Arie aus der Parallelvertonung des Librettos von Julius Miller stammt.. Jedenfalls wäre es mir von großer Wichtigkeit zu erfahren, von wem sie componirt sei, da ich dies in meinem Werk sehr ungern wegließe. Eine Einlage in die Oper ist es jedenfalls, das sagt die Prager Partitur der Fischerschen Oper deutlich. Die Arie wurde in Prag von Caroline Brandt Weber's Nachmaliger Gattin, in der Parthie der Julie gesungen, die als Blumenmädchen dieselbe singt, wonach sie noch mehrfach im Verlauf des Stücks ihre Rolle wechselt, weshalb das Stück eben Die Verwandlungen heißt. Weigl hat denselben Text d. h. das ganze Singspiel Die Verwandlungen mit diesem Namen ebenfalls componirtEine Vertonung des Librettos durch Weigl existierte nie, vielmehr wurde Fischers Oper ab 1808 in Hamburg (zwecks Aufwertung) unter Weigls Namen gespielt und kam ab 1810 auch in Berlin mit dieser Fehlzuschreibung auf die Bühne; vgl. WeGA, Bd. VIII/12, S. 203 (und Aufführungsnachweise auf S. 199f.)..

Als die Brandt im Jahre 1816 die Weigl'schen Verwandlungen in Berlin als Gastrolle gabAm 9. November 1816; vgl. die Tagebuchnotizen., legte sie dieselbe Arie ein, wofür ich die Beweise habe. Von wem die Arie aber sei, habe ich durch die Berliner PartiturD-B, Mus. ms. 22935. ebenfalls nicht erfahren können. — Heut nun erfuhr ich durch die jetzt alte, einst hochberühmte Sängerin Therese Grünbaum geborne Müller, daß die Brandt diese Parthie schon vor dem Prager Engagement also vor 1813 in Frankfurt a/M. gesungen habeHier irrte Therese Grünbaum; Fischers Verwandlungen standen zwar während Caroline Brandts Frankfurter Engagement auf dem dortigen Spielplan, allerdings war sie nicht besetzt. Die Rolle der Julie gab dort Margarethe Lang., ob in den Fischer'schen oder in den Weigl'schen Verwandlungen, wußte Frau Grünbaum nicht. — Meine Bitte an Sie, mein hochverehrter Herr College, geht nun dahin, jene hoffentlich bei Ihnen noch erhaltene Partitur der Verwandlungen (Fischer oder Weigl, oder beide) gütigst nachzusehen, ob schon darin auch diese Arie als eingelegt sich vorfindet, und ob vielleicht in dem Falle, daß sie sich findet, der Componist dabei bemerkt steht. — Ich habe mit diesem Dinge schon unglaubliche Mühe, Arbeit und Forschung u. Correspondenz gehabt — alles, alles vergeblich — sollte vielleicht der Zufall nicht umsonst die Erinnerung an Frankfurt der alten Dame in den Mund gelegt haben? Ich habe schon so manches ausgefunden u. erforscht, nachdem ich lange vergeblich gesucht — bis endlich unerwartet wie ein Blitz ein Licht aufleuchtete — und der Schatz gefunden war. Jedenfalls wollte ich es auch bei Ihnen versuchen, der mich schon so sehr bereicherte, denn durch sSie fand ich ja die verlorene Arie in der SilvanaDie erste Version der Arie Nr. 10 der Mechtilde entdeckte Jähns nach langer Suche in der Frankfurter Partitur (D-F, Mus Hs Opern 609 (1)), aus ihr stammt das Thema der Silvana-Variationen sowie des ersten Satzes der Nr. 5 der Sonates progressives., die spurlos verschwunden u. doch so wichtig war. — Also Verzeihung dem Dränger, dem zähen Frager!

Mit dem Wunsche, daß Euer Wohlgeboren gelegentlich unnachsichtlich gegen mich Repressalien üben zu wollen die Freundlichkeit haben möchten, wodurch ich mich nicht nur sehr geehrt, sondern auch herzlich erfreut fühlen würde, habe ich die Ehre, mich in ausgezeichnetster Hochschätzung zu nennenEuer Wohlgeborenjederzeit dankbarergebenstenF.W. Jähns.Königl: Musik-Direktorin BerlinKrausen Str. 62.