## Title: Friedrich Wilhelm Jähns an Georg Goltermann in Frankfurt am Main. Berlin, Dienstag, 21. Februar 1865 ## Author: Jähns, Friedrich Wilhelm ## Version: 4.13.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A043156 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Des Herrn Musik-Director Goltermann Wohlgeboren In Frankfurt a/M Durch große Güte! Berlin 21. Febr. 65. Mein hochgeschätzter Herr College. Zuvörderst herzlichsten und wärmsten Dank für Ihre gütige Mittheilungen und Verwendung bei Hℓn: Lachner. Er hat mir bereits den Schmoll gesendet u. ich habe ihm mittheilen können, daß die beiden Titel auf dem Deckel und vor dem 1sten Act und der ganze 2te Act seiner Partitur von Carl Maria von Webers eigener Hand, der 1ste Act jedoch von der seines Vaters Franz Anton von Weber herrührt. – Auf Ihr gütiges Erbieten, mir noch ferner hülfreich sein zu wollen, bringe ich 2 Dinge vor Ihr freundliches Forum: 1.) Sie schrieben mir den Inhalt der Fischerschen „Verwandlungen“. Hätten Sie die Freundlichkeit, mir den Anfang des Terzetts No 2 in den 1sten Tacten zu notiren! Weber hat außer jener Ihnen in ihrem Anfang notirten Arie noch ein Terzett in diese Fischersche Oper instrumentirt und wesentlich umgearbeitet, die er aber der Weiglschen Oper desselben Titels u. Textes entnommen hat, wie ich hier in Berlin entdeckte. Vielleicht enthält das Fischersche Terzett sehr hohe Gänge oder Stellen, wes wegen er das Weigl’sche Terzett wählte, da seiner späteren Gattin, damalige Frl: Brandt, Sängerin in Prag, die Höhe fehlte. – Daß die oben erwähnte Arie nicht zu erklären ist, ist mir ein großes Crevecoeur; aus der Weigl’schen Oper ist sie nicht entnommen. 2.) Das Sänger-Ehe-paar Weixelbaum gab 1817 in Dresden 2 in die Helene (Oper von Nic. Isouard) von Weber instrumentirte Stücke, (eine Arie = Cavatine und ein Duett). Sie sollen von einem italiänischen Meister sein, denn Weber sagt das selbst in Bd. III pag. 94 seiner hinterlassenen Schriften. Haben die Weixelbaum[s] nach 1817 jemals in Frankfurt gesungen, das ist | nun meine Frage für Ihre gütige Forschung. Beide Stücke haben nur deutschen Text; ich setze die Anfänge her. Die Cavatine für Sopran fängt im Recit. so an: Incipit mit Textunterlegung „Von dir entfernt, Geliebter, bleibt pp“ in der Cavatine selbst: Incipit mit Textunterlegung „Nur bei dir, o mein Geliebter“ Das Duett fängt (nach dem Recit. wozu der Text ganz fehlt) im Andante so an: Incipit mit Textunterlegung „Laß Schmerzen, o laß Gefahren.“ Vielleicht haben die Weixelbaums in Frankfurt gesungen, vielleicht findet sich etwas bei Ihnen, vielleicht, vielleicht – u. nochmals vielleicht! Verzeihen Sie aber in gewohnter Güte meine Fragen und Bitten, die alle auf das böse Wort: Vielleicht! gebaut sind und bleiben Sie freundlich zugethan Ihrem innigst dankbar verbundenen F. W. Jähns.. Vielleicht! – hätten Sie die Güte Ihre Antwort dem Hℓ: Lachner gütigst zu übergeben der mir hoffentlich baldigst auf mein heutigen Schreiben antworten will. Ich habe Herrn K. M. Lachner gebeten, Ihnen aus meinem Briefe an ihn meine Mittheilungen über Webers uralte (2te) Oper: Das Waldmädchen zu machen!