## Title: Friedrich Wilhelm Jähns an Georg Goltermann in Frankfurt am Main. Berlin, Dienstag, 29. August 1865 ## Author: Jähns, Friedrich Wilhelm ## Version: 4.13.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A043170 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Berlin den 29. August 65 Dienstag. Mein innigst werther Freund. Sein Sie mir nicht bös, daß ich schon wieder da bin. Ich komme nicht etwa, in Rücksicht auf meine neulichen Anfragen und Bitten schon Bescheide oder Erkundigungen nach denselben von Ihnen zu erzielen, sondern ich will nur die Manuscript-Verkaufs-Angelegenheit des Schmoll Ihrem Herrn Collegen gegenüber ordnen. – Im Augenblick meiner Rückkunft war mir an Gelde nicht zur Disposition, was ich jetzt flüßig habe, und so sprach ich den Wunsch, die pekuniäre Ordnung der Schmoll-Sache etwas verschieben zu können, aus. Dieser Wunsch fällt jetzt fort, und ich bin so frei, Ihnen die 40 Gulden in Frankfurter Bankscheinen inliegend zu übersenden mit der Bitte, dieselben Herrn Kapellmeister Lachner in meinem Namen dankbar und mit dem beifolgenden Billetchen zu übergeben, was ich der Artigkeit halber | doch für nöthig erachte, da es jedenfalls doch eine Freundlichkeit von Ihrem werthen Collegen ist, mir meinen Wunsch zu erfüllen, da er Käufer gewiß genug hätte haben können, Wenn er gewollt hätte. – Täglich erfreue ich mich mit meinen Schülern an Ihren Duetten, die einem immer lieber werden. Es ist so eine Innigkeit, so viel tiefe Empfindung überall. No 1 ist natürlich aller Welt Liebling, No 3 aber ist im Gesammtton für mich von besonderm Werthe; die tiefe Schwere und Schwermuth ist so edel und sich in Anwendung der Mittel so beschränkend, ich möchte sagen, so keusch gegeben, daß ich dieser No 3 ganz besonders | gerne mich vorzugsweise zuneige. – Und nun für heute Vale! – Ich bin schon wieder ein gejagtes Wild und wir haben dabei jetzt um 9 Uhr früh schon mal wieder 20 Grad Réaumur im Schatten; das kann einem sehr zuwider werden. – Für heute also ein flüchtiges Lebewohl! Nächstens mehr! – Erfreuen Sie bald mit Nachrichten Ihren dankbar ergebensten F.W. Jähns der sich Ihrer theuren Frau Gemalin auf das Verehrungsvollste empfehlen läßt, wie überhaupt den werthen Ihrigen Allen! | Ich muß Sie noch mit ein paar Worten quälen! – Finden Sie meinen Brief an Ihren Herrn Collegen passend? Sollte er denselben zu Bedenklichkeiten veranlassen können, daß er mir das Manuscript zu billig überlassen hätte? – Wenn Sie das Letztere meinen, bitte, so geben Sie ihm meinen Brief nicht. – Glauben Sie Ferner, daß es thunlich sei, Ihren Herrn Collegen zu um gefällige Unterschrift der von mir beigelegten Quittung zu ersuchen? Dergleichen Dinge habe ich gerne bestimmt abgemacht und dasjenige, was mir so ans Herz gewachsen ist, zweifellos als mein Eigenthum gesichert. – Oder könnte man den Herrn durch die Bitte um Unterschrift der Quittung erzürnen? – Ich überlasse alles Ihrer entscheidenden Beurtheilung der vorliegenden Verhältnisse!! – Anbei ein Duetten-Heft von mir, was ich grade sende, weil es auch Duetten sind, die mich an Ihre Schreibweise erinnern, womit ich nur die Form nicht den von mir so hoch anerkannten innern Gehalt Ihres Werks gemeint haben will. Die Prinzeß Luise, Nichte unseres Königs war lange meine Schülerin; Sie werden leicht bemerken, daß es eine Arbeit für eine Schülerin ist, der gegenüber man sich sehr einfach und der man selber wieder viel Hülfen geben mußte. Also recht viele Nachsicht! – Sie haben wohl die Güte, den Brief an Ihren Hrn. Collegen nachdem Sie ihn gelesen u. darüber bestimmt, zu schließen.