## Title: Friedrich Wilhelm Jähns an Georg Goltermann in Frankfurt am Main. Berlin, Samstag, 23. September 1865 ## Author: Jähns, Friedrich Wilhelm ## Version: 4.13.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A043175 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Berlin 23. Sept. 65. Mein theurer Freund. Schon wieder muß ich danken, indem ich die Feder zur Hand nehme, an Sie zu schreiben. Die interessante und mir so höchst werthvolle Partitur des Schmoll wäre also nun die meinige, und Sie sind es, dem ich dies herrliche Geschenk, was das gute Glück mir gemacht hat, direct verdanke. Es hätte mir, durch Jeden mir vermittelt, natürlich große Freude gemacht; jetzt haftet aber Ihr Name, Ihre liebe Gestalt, ja es haften die Bilder trefflicher, glücklicher Menschen daran, wie Ihr liebes Haus sie mir gewiesen hat, und da ist mir das Liebe nun noch lieber geworden. Kapellmeister Lachner hat mir zudem in diesen Tagen einen recht herzlichen Brief geschrieben, der mich sehr erfreut hat. Ich werde ihm nächstens schreiben und danken, sobald ich nur erst das Briefchen von Weber für seinen Sohn erreicht habe. Wird es damit zu lange, so muß ich eins aus meiner Sammlung hergeben, was ich darum nicht | gern thue, weil ich mir meinen schönen Catalog verderbe. Ich werde dann Ihren Herrn Collegen bitten, mir zu gestatten, gelegentlichst das Übersendete mit hoffentlich etwas Besserem vertauschen zu dürfen. Das Billetchen was ich vorläufig schicken will, gehört überdies zu einem besonderen Sammelkörper, (Briefe an eine Berliner Freundin, 40 Stück, die ich nicht gern trenne) da ich aber vorläufig nichts anders habe, so könnte ich auch vorläufig nichts anderes senden. Ich hoffe aber für später auf etwas noch besseres und das würde ich dann senden. Vorläufig bitte grüßen Sie den liebenswürdigen Herrn herzlichst vom Weber-Enthusiasten und danken Sie ihm eben so für Schmoll und seinen lieben Brief, indem er mir schreibt, daß er schwerlich die Oper einem Anderen abgetreten hätte. | Wie ich in unseren Zeitungen lese, geht Vieuxtemps zum October nach Berlin. Ich habe heut in der Anlage an ihn geschrieben und ihn gebeten, mir das Manuscript von Weber, was er besitzt u. er mir zur Ansicht versprach, mit nach Berlin hieher zu bringen. Im Falle er es aber vorziehen sollte, es Ihnen zu übergeben, so habe ich ihm geschrieben, in diesem Falle würden Sie, mein theurer Freund so gütig sein mir es mit denjenigen Sachen zu übersenden, die ich noch von Ihrer Freundlichkeit erwarte: Copie des Meyerbeerschen Stücks bei André in Frankfurt und etwaiges aufgefundenes Dinge in Offenbach, Sind Sie mir böse, daß ich Ihnen noch Neues auferlege? Eigentlich müßten Sie’s sein! Doch ich weiß, Sie sind es nicht und halten sich einst gründlich schadlos. Wenigstens bitte ich Sie inständigst darum. Da ich noch Fragen an André in Offenbach habe, so will ich Sie | noch bitten um den Vornamen desjenigen André in Offenbach, der so freundlich gegen mich war und mir schließlich den Mozart schenkte. ‒ Hat er Ihnen denn nun auch den Versprochenen ausgeliefert; wehe ihm, wenn er’s nicht thut! ‒ Es war aber wirklich ganz allerliebst dort, und die Familie hat mir sehr behagt. ‒ Grüßen Sie alle Herrschaften dort auf das Allerschönste von mir, wenn Sie etwas von Ihnen sehen. So, nun also nichts mehr, als die Bitte, den anliegenden Brief an Vieuxtemps an seine Adresse gelangen zu lassen, denn ich täusche mich doch nicht, dass er in Frankfurt u. nicht etwa in Paris wohnt? Ihrer theuren Gemalin von mir und der Meinigen wie Ihnen, mein innigst werther Freund, die wärmsten Grüße! Unwandelbartreu der Ihrige F.W. Jähns. Berlin: Krausenstr. 62.