## Title: Friedrich Wilhelm Jähns an Marie Hoffmeister in Wienrode. Berlin, Samstag, 17. November 1877 ## Author: Jähns, Friedrich Wilhelm ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A043960 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Berlin S. W. 24 Markgrafenstr. 17. Nov. 77. Sehr verehrte Frau! Wollen sie freundlichst verzeihen, wenn ich Ihnen durch eine Frage beschwerlich falle. Ich habe seit dem Erscheinen meines „C. M. v. Weber in seinen Werken. 1871“ mich mit einem Nachfolger desselben „Ausführlicher Nachtrag zu C. M. v. W.“ pp unausgesetzt beschäftigt. Es verknüpft sich natürlich diese Arbeit mit einer genauen Revision der vorangegangenen. Bei Revision des über die D moll-Sonate op.49 ist mir bei Durchsicht der Rubrik „Autograph“ pag. 218 u. 219 und der „Anmerkung g d“ pag. 220 folgendes zu meinem großen Befremden entgegen getreten: Unter „Autograph“ sage ich: daß nur drei Blätter davon in Ihrem Besitze sind und sonst nichts vom Autograph weiter bekannt ist; zugleich theile ich mit daß diese 3 Blätter den 1sten Satz der Sonate unvollständig, den 3ten Satz aber vollständig enthalten; – vom 2ten Satz dem „Andante con moto “ sage ich nichts. Ich kann also in den 3 Blättern Ihres Autographs nichts davon vorgefunden haben. Auch von einem andern Autograph als dem Ihrigen spreche ich nicht. – Nun aber heißt es unter „Anmerkung d“: Aus dem Autograph (!) ergeben sich 3 Correcturen im Andante u. s. w. – Woher kommt hier im Autograph das Andante in Rede, wo ich doch bei genauester Beschreibung Ihres Autographs nicht das Geringste über etwas im Andante etwa Enthaltene beibringe? – Dies ist mir vollständig räthselhaft: – Sollten vielleicht grade diese Stellen des Andante, worüber ich in Bezug auf Correcturen derselben spreche, dennoch an einer nicht auffallenden Stelle Ihres Autographs enthalten u. mir entgangen sein?? – Ich habe nun die Pflicht, der Sache für meinen „Nachtrag“ auf den Grund zu gehn, und richte deshalb die herzliche Bitte an Sie, verehrte Frau, das Autograph rücksichtlich dieser Sache einer gütigen genauen Prüfung unterwerfen zu wollen. – Ich erinnere mich keines anderen vielleicht anderswo als bei Ihnen befindlichen noch so kleinen Stückes vom Autograph dieser Sonate. Woher komme ich nun in aller Welt von einem Autograph dieses Andante zu sprechen? – Vielleicht helfen Sie, daß mir eine Unaufmerksamkeit bei Durchsicht Ihres Autographs nachgewiesen wird u. ich dieselbe dann in einem Nachtrage aufdecken kann! Verzeihen Sie mir in so oft bewährter Freundlichkeit meine neuen Anliegen im Interesse der Sache und erhalten Sie mir Ihre Gewogenheit! Ihnen, verehrte Frau, wie Ihrem verehrten Herrn Gemale, mich in inniger Ergebenheit empfehlend Ihr im Voraus dankbarer F. W. Jähns