## Title: Aus Münchner Blättern ## Author: Giacomo Meyerbeer ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A031333 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ #lb#Darmstadt, im März 1812.So sehr wir den Verlust der liebenswürdigen Künstlerin Mad. Schönberger, der schönen Pflanze aus dem fruchtbaren Mannheimer Kunstgarten, auch jetzt noch bedauern, so viel Freude macht es uns doch, durch öffentliche und Privat-Berichte aus dem kunstreichen München zu vernehmen, daß sie auch dort dermalen mit neuen Lorbeeren überhäuft wird. „Obgleich wir“ – so sagt ein dortiger Bericht – „durch das Lob so vieler Zeitungen und Journale aufmerksam gemacht, den Debüts der Mad. Schönberger mit sehr gespannten Erwartungen entgegensahen, so hat doch ihre seltene Stimme und Kunstfertigkeit die gespanntesten noch übertroffen. Es wäre überflüssig, nach so vielen detaillirten Kritiken und Beschreibungen ihres Gesanges und Spieles, noch etwas darüber hinzufügen zu wollen. Nur das sey uns noch vergönnt zu sagen, daß sie hier nicht minder als überall den ungetheiltesten und rauschendsten Beifall einerntete.“ Wir Darmstädter genießen in der Erinnerung mit, und hoffen in der Wirklichkeit bald entschädiget zu werden durch die Schwester der Mad. Schönberger, Madame Hoffmann von Ihrem Theater, und ihren Mann, den beliebten Komiker, so wie durch Ihre liebliche Sängerin, Dlle. Frank. Auch von Ihrem Landsmanne Gottfried Weber lasen wir von München aus viel Rühmliches. – Eine Messe Emoll von seiner Komposition, am Faschings-Sonntage in der dortigen königlichen Kapelle aufgeführt, beschäftigte die Aufmerksamkeit aller Kenner und vieler Liebhaber. Ein Bericht von dort rühmt daran tiefe musikalische Gelehrsamkeit, die sich mit Klarheit paart, und anmuthigen Gesang, der nie frivol wird, sondern sich immer in den Grenzen frommer Andacht hält. Endlich noch den klassischen Styl, in dem das Ganze gehalten ist, und der das Werk zu einem in sich selbst abgeschlossenen Ganzen rundet. Auch das Münchner Gesellschaftsblatt vom 19. Februar enthält eine ausführliche Kritik, woraus ich Ihnen einige Stellen abschreibe: „Der Verfasser beurkundet tiefes Studium der Harmonie, und vorzüglich eine schöne Freiheit ästhetischer Ansichten. Aus diesen letztern aber allein steigt die Blüthe jeder Kunst, und in ihrem Mangel ist der Grund zu suchen, warum die Töne so vieler fertigen Komponisten kein Leben von sich hauchen, und nur als Schall dem Ohre schmeicheln, nicht als Wort zur Seele dringen. – Gleich am Eingange ergreift das Kyrie den Betenden mit ernster Heiligkeit, und bereitet durch einen erhaben-schreitenden Gesang bey immer schwellender Bewegung in den Violinen, den Geist zu dem großen Gedanken der Gegenwart Gottes, daher auch dasselbe mit schönem Vorbedacht beym Sanctus, jedoch in der harten Tonart wiederkehrt. – Schön gedacht ist das Credo, wo, gegen die trockene Deklamation des Glaubensbekenntnisses, die Stelle, et incarnatus etc. etc. in harmonischer Fülle, und mit frischem Farbenglanze herrlich hervortritt – eine Lichtstelle des ganzen Werkes – dahingegen hätte Ref. bey der Fuge Osanna eine vollkommene Durchführung gewünscht, wo sich der Verfasser mit einer kurzen, aber vielversprechenden Skizze begnügt.“ Auch von dem agnus dei (welches wie aus der Kritik hervorgeht, eines der schönsten Stücke des Werkes, und ein Meisterstück von Erhabenheit und Einfachheit seyn muß) wird viel Gediegenes und Treffliches gesagt, was ich Ihnen gerne noch mittheilte, wenn es die Beschränktheit des Raumes erlaubte. – Indem ich Sie, mein Herr, hiermit in Stand setze, Ihren Lesern diese Ihre Stadt betreffenden Notizen mitzutheilen, glaube ich Ihnen einen angenehmen Dienst zu erzeigen, da Sie in Ihrem schönen Blatte schon mehrmals das rühmliche Streben beurkundet haben, alles was zur Ehre Ihres Vaterlandes und seiner Bürger mittelbar oder unmittelbar gereicht, zur Publicität zu bringen. Genehmigen Sie &c. &c. Julius Billig.