## Title: Friedrich Rochlitz an Ignaz Franz Edler von Mosel in Wien. Leipzig, Freitag, 11. Mai 1827 ## Author: Rochlitz, Friedrich ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A045524 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Sr. Hochwohlgeb. dem Herrn Hofrath, Edlen von Mosel, Vice-Director des k. k. Hoftheaters an der Burg, in Wien. durch Hrn. Devrient. #lb#Leipzig, d. 11ten May 27.Nur einen herzlichen Gruß, mein theurer, verehrter Freund, sollen Sie heute durch Hrn. Devrient erhalten: seine, durch den Tod unsers geliebten Königs beschleunigte Abreise und der immerwährende, kaum erträgliche Anlauf mäßiger Fremden während der jetzigen Meßzeit, erlauben nicht mehr. Devrients Beyde werden, wenn Sie ihnen einigen nähern Zutritt verstatten sollten, Ihnen und Ihrer Frau Gemalin Freude machen; und Ihrem Publicum in angemessenen Rollen, der allerdings bedeutenden Collisionen ungeachtet, gleichfalls. Schade, daß Kleists „Prinz von Homburg“ nicht auf Ihrem Repertoire steht: unter den tragischen, dürfte dies leicht seine trefflichste Darstellung seyn. Überhaupt wirkt dies Stück, würdig ausgeführt, mehr von der Bühne, als man, nach gewissen Wunderlichkeiten in demselben, beym Lesen zu glauben geneigt seyn mag. In einem, gestern erhaltenen Briefe des Hrn. Haslinger wird mir die Zusendung Ihrer Biographie Salieri's vorherverkündigt. Nehmen Sie, gleichfalls vorher, meinen Dank für dies Geschenk aus Ihrer Hand, und für alle Belehrung und Unterhaltung, welche das Buch mir bringen wird. Von meiner Gesundheit will ich nur sagen, daß ich von der Gunst des Frühlings nur noch zu hoffen, bisher wenig oder nichts erfahren habe. Meine Betrachtungen über Webers Oberon in der hiesigen musik. Zeitung sind die letzte, einigermaßen anstrengende Arbeit gewesen, die ich mir zumuthen dürfen: seitdem habe ich mich zurückhalten müssen und werde es ferner – auf wie lange, ob für immer, das muß die Zukunft mir anweisen. Gleich nach der Messe gehe ich nach Dresden, wo ich ein Gartenhaus gemiethet habe in der Nähe der Struve’schen Anstalt, um daselbst den Brunnen zu brauchen (Briefe werden mir nachgesandt.) Ich wäre vielleicht, wie vor fünf Jahren zu derselben Zeit, nach Wien gegangen: ich mußte aber die weite Entfernung, und wohl auch scheuen, meinen Freunden jetzt mehr hinderlich, als erfreulich zu werden. Gott gebe Ihnen und allen den theuren Ihrigen einen gesunden, heitern, stärkenden Sommer! Unverändert und unveränderlich Ihr Rochlitz.