WeGA, Briefe, Digitale Edition Friedrich Ludwig Seidel an Johann Ludwig Jordan <lb/>Berlin, Dienstag, 15. Juli 1817 Seidel, Friedrich Ludwig Veit, Joachim Übertragung Eveline Bartlitz Joachim Veit

Version 4.9.1 vom 5. Februar 2024

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Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

Bewerbung von Seidel um die dritte Kapellmeister-Stelle nach dem Tode von Gürrlich Verzeihen Sie, wenn ich mir die Freiheit nehme, D Berlin Geheimes Staatsarchiv – Preußischer Kulturbesitz I HA Rep. 100, Nr. 1043, fol. 9–10

1 DBl. (3 b. S.)

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

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Seidel, Friedrich Ludwig Berlin 15. Juli 1817 Jordan, Johann Ludwig German Obsoletes Element tei:textClass entfernt Text eingefügt und ausgezeichnet ID und @keys gegen nicht-sprechende ersetzt. Initiale Transformation aus askSam DB Briefe1
Hochwohlgebohrner Herr! Hochverehrter Herr Geheimer Legationsrath!

Verzeihen Sie, wenn ich mir die Freiheit nehme, an Sie zu schreiben. Durch den Todesfall des H: Kap. Gürrlich ist die Stelle des dritten Kapellmeisters erledigt. Ich habe bereits dem H: Generalintendanten Grafen von Brühl meine Bitte vorgetragen, mich, der ich über 20 Jahre mit allem Fleiße, ja selbst mit Aufopferung dem Königl Theater gedient, an des Verstorbenen Stelle Sr. Maj. dem Könige als dritten Kapellmeister vorzuschlagen. So viel ich höre, hat der Herr Graf am Sterbetage an den H: Maria von Weber nach Dresden geschrieben, warscheinlich der erledigten Stelle wegen.

Ich wende mich nun mit meiner gehorsamsten Bitte an Sie, sich meiner anzunehmen, daß ich nicht abermals zurükgesezt werde, wie dies der Fall beim H. Kap. Gürrlich war. Lezterer hatte den Vorzug, länger in der Kapelle, wenn gleich nicht am Theater, gedient zu haben, und ich konnte hierinn den Grund seiner frühern Beförderung nicht finden. Allein H: Kapell. Maria von Weber hat für das hiesige Theater und den Königl Dienst nichts gewinnen können, da er nicht hier war und jezt in Dresden versorgt ist. Die Herren Kap. Weber und Romberg haben an den Herrn Grafen meinetwegen geschrieben und das Orchester wünscht insgesammt meine so gerechte BeförderungVgl. Antwortschreiben von Jordan vom 6. August 1817 und Brief von Weber an seine Frau vom 22. August 1821.

Ich diene jezt über 20 Jahre am Theater mit Fleiß und Achtung, besonders mit Anstrengung in den Jahren, wo die französischen Truppen hier waren, wo ich oft während der Krankheit des H: Kap. Weber die Direktion der Musik allein vorstand. Lezterer ist bereit es zu bezeugen. Ich habe es ferner an Ausbildung meines kleinen Talents sowohl für Kirchen- Theater als Concertmusik nicht fehlen lassen und vielen Beifall erhalten. Der Herr Graf hat jezt die Oper, welche ich vor 4 Jahren präsentirte, austheilen lassen und hoffe gegen den Herbst die Aufführung derselben. Dies geschah alles bei einem, für ein solches Geschäft gehörigen Mann, viel zu kleinem Gehalte, wobei ich mir nur sehr wenig mit Unterricht erwerben konnte; folglich in Schulden kam. Ich ertrug dies alles in Aussicht einer immer steigenden Beförderung.

Wenn ich dies sämtlich bedenke und die Gerechtigkeit des Preußischen Staates erwäge, namentlich der unter Ihrer Leitung dienenden Mittglieder des Bureaus, so hege ich durchaus keinen Zweifel, daß Ew: Hochwohlgebohren auch von der Gerechtigkeit meiner Bitte durchdrungen sind und meine Beförderung bethätigen werden. Mit welchem Muthe dient alsdann der Officiant, wenn er sich einer Belohnung zu erfreuen hat und dankbar erinnert sich derselbe der Wohlthäter seines Glücks.

Sollte indessen das Obenangeführte noch nicht genügen, so wird man mir wohl diese Gerechtigkeit nicht versagen, mich mit dem H: Maria von Weber im gelehrten Fache der Musik zu zeigen. Kenner mögen uns ein Thema aufgeben, welches wir zusammen bei verschloßenen Thüren zur Fuge ausarbeiten wollen, umdiesen wesentlichen Theil der Wissenschaft eines Kapellmeisters darzuthun. Dieselben Kenner mögen dann über unsre Ausarbeitungen ein Urtheil fällen.

Ihrem menschenfreundlichen Charakter darf ich nichts mehr hinzufügen, was in meiner gerechten Bitte liegt und habe mich nur noch Ihrem fernern Wohlwollen empfehlen wollen als Euer Hochwohlgebohren gehorsamster Diener Seidl. Berlin d. 15ten Juli. 1817.
Charlottenstraße No. 48.