WeGA, Briefe, Digitale Edition Carl Maria von Weber an Thaddäus Susan in Salzburg <lb/>Wien, Dienstag, 10. April bis Dienstag, 8. Mai 1804 Weber, Carl Maria von Veit, Joachim Übertragung Eveline Bartlitz Joachim Veit

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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

klagt über ausbleibenden Brief; referiert neue Theaterereignisse in Wien; ausführl. über Auff. des Titus u. über Gastkonzerte; erwähnt Hummel u. seine neuen Variationen Noch keine Zeile von dir weiter gesehen Briefe von Carl Maria von Weber Friedrich Witthauer Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode 28 4 6. Januar 1843 25f.

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

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German SourceDesc korrigiert zweiten Textzeugen wieder hergestellt und Folgedrucke dort angehängt (Entscheidung der Montagsrunde vom Di.(sic!), 15.1.2019) wegen Doppelung TZ 2 entfernt (Entscheidung FZ) Facsimile- und zugehöriges Witness-Elemente verknüpft (#2539) Brieftext eingefügt, ausgezeichnet; erste Kommentare Faksimile verlinkt ID und @keys gegen nicht-sprechende ersetzt. Initiale Transformation aus askSam DB Briefe1
Wien, den 10. April 1804. Freund und Bruder!

Noch keine Zeile von dir weiter gesehen. – Ich begreife nicht, wie das zugeht. Ich warte immer mit solcher Sehnsucht auf deine Briefe, als die Geliebte auf die Ankunft des Geliebten. – Da ich nun von dir nichts höre, so setze ich mich wenigstens von Zeit zu Zeit her, dir die neu aufschießenden Frühlings Kunstproducte zu referiren. Den 9. Theater an der Wien. Tante Aurora. Oper von Boieldieu aus dem FranzösischenDie Erstaufführung fand am 10. April im Theater an der Wien statt; vgl. [Matthäus Voll,] Chronologisches Verzeichniß aller Schauspiele, deutschen und italienischen Opern, Pantomimen und Ballette[n], welche seit dem Monath April 1794 bis wieder dahin 1807 […] aufgeführet worden sind, Wien 1807, S. 99 (dort als: Tante Aurora, oder: der Roman aus dem Stegreife. Eine komische Oper in 2 Aufzügen, nach dem Französischen des [Charles de] Longchamp[s] von Lambrecht, die Musik von Boieldieu). Vgl. auch den Bericht in AmZ, Jg. 6, Nr. 30 (25. April 1804), Sp. 503f.. Der Inhalt platt und fade, und die Musik seiner würdig, wurde beynahe ganz ausgezischt und starb nach drey- bis viermaliger Vorstellung. An demselben Tage. In der Stadt: der Kosakenofficier, auch neu aus dem Französischen mit Musik von – gefiel auch nichtDie Aufführung im Hoftheater fand nach Voll (a. a. O., S. 40) am 11. April statt (dort als: Der Kosakenoffizier. Eine komische Oper in 1 Akt, nach dem Französischen des [Jean-Guillaume-Antoine] Cuvelier, die Musik von Dumanchon und Gianella). Vgl. auch den Bericht in AmZ, Jg. 6, Nr. 30 (25. April 1804), Sp. 504; danach gefiel das Werk besser als das zuvor genannte.. Überhaupt scheint es denn doch, als wenn das Publicum so nach und nach Mißfallen an den ewigen kleinen und witzig seyn sollenden französischen Producten fände. Der Geschmack des gebildeten Theils ist sehr vervollkommt, und in gewisser Hinsicht sehr eigen. Sie erlauben z. B. dem Wiedner Theater noch eher kleinere Opern, aber den beyden Stadttheatern können sie es unmöglich verzeihen, daß sie nicht Sachen von größerem Belang liefern. Eine gute Acquisition hat das italienische Theater an einer Sängerinn Marianna Sessi gemacht, eine geborene Venetianerinn, deren Schicksal schon die ganze Wiener Welt interessirte, ehe sie noch auf das Theater kam. – – – – – Sie hat noch zwey Schwestern, wovon die eine auch einen Baron Natorp, der Major bey einem Freycorps war, hat, und die andere unverheirathete nun auch engagirt ist, und zum ersten Male im Titus als Vitellia auftrat (wobey die Natorp den Sextus machte). Sie gefiel auch außerordentlich, und mir ist sie beynahe lieber als die Natorp, welche eine etwas castratenartige aber sehr starke Stimme (weßwegen sie auch zu Zeiten etwas mehr schreyt als singt) und außerordentliche Geläufigkeit hat. Die Sessi aber hat eine viel reinere Stimme; nicht so viel Passagen, aber desto schönere Declamation, auch distonirt erstere im Anfang etwas. Sie wurden beyde herausgerufen. Überhaupt wurde die Oper sehr gut gegebenVgl. Rezension in der AmZ, Jg. 6, Nr. 30 (25. April 1804), Sp. 504–506. Brizzi machte den Titus vortrefflich, legte aber mehres ein, z. B. gleich im Anfang eine Arie mit Chor von WeiglFür Brizzi als Titus wurden in Szene I/4 die Arie mit Chor Splende di Roma il fato und ein Duett mit Sesto Incolpar tu non dovrai (beide von Weigl), in Szene I/7 die Arien Ah, se fosse intorno al trono und Al rimirar l’oppressa sincerita che langue (möglicherweise von Weigl) sowie in Szene II/8 die Arie mit Chor Non tradirmi in quest’istante (von S. Mayr) eingelegt.. Titus war den 12. – den 13. Concert beym Traiteur Jahn. Thieriot, Violinspieler aus Leipzig und  Elève des Conservatoire de Musique à Paris. Ich war selbst nicht darinn, nach Voglers Urtheil hat er aber eine eigene runde Spielart, welche aber zugleich auch etwas drückendes an sich hat, die Violinisten überhaupt wollen auch jetzt jeder Achtelnote ein piano, crescendo und decrescendo geben, wodurch der Ton eher wieder verschwindet, als man ihn noch beynahe gehört hat. Er hatte das Unglück, kein einziges Gesangstück in seinem Concert zu geben, dagegen aber ein Tripel-Concert für zwey Violinen und Violoncell, gespielt von ihm selbst, Kraft dem jüngern, und Emanuel Foita, beyde letzteren in fürstlich Lobkowitzi'schen Diensten, über welches genug bonmotisirt wurde. Eben habe Hummel's PorträtVermutlich das 1803 entstandene Mezzotinto-Porträt von Franz Wrenk nach einer Vorlage von Catharina Escherich, das u. a. in den Dresdner Anzeigen, 1804, Nr. 14 (27. Februar) angezeigt ist (Preisangabe dort 1 Thlr. 8 gr.). in groß Folio für 3 fl. gekauft, möchte es Wallner wohl haben? – Hummel ist der geschmackvollste Clavierspieler Wiens, und seit vor Kurzem Capellmeister im Dienste des Fürst Esterhazy. Den 17. habe den Titel meiner Variation zum Eder getragen, welcher Titel zur Censur und zu Ihr. Maj. der Kaiserin muß, weil sie ihr dedicirt sind, ehe er gestochen werden darf. – Den 18. Concert bey Jahn. – –

Eine Begebenheit, die mir alle Geduld zerreißt. Ich hätte Stoff genug vor mir liegen, dir zu schreiben, aber ich kann nicht mehr, schreibe mir nicht eher wieder, als du einen Brief von mir erhältst. Bist du krank daß ich so lange nichts von dir höre? den 8. May 1804. C. M. v. Weber. Capell-Direktor des kön. pr. Theaters in Breslau.