## Title: Carl Maria von Weber an Herzog Ludwig von Württemberg (Entwurf). im Jahre 1808 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A040186 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Das unbegränzte Zutrauen, und die Gnädigste Zuneigung die Ihro Hoheit mir bisher bezeigten, macht es mir zur heiligen Pflicht, Höchstdenselben eine Ansicht Ihres sämtlichen FinanzWesens vorzulegen, die, obwohl sie den Unwillen E: H: Augenbliklich erregen kann, doch bey reiflicher Ueberlegung E: H: beweisen wird, wie sehr der Wunsch mich belebt E: H: ruhig, und unbesorgt, und dem Glanze Ihrer erhabnen Stufe gemäß, in dem Schooße Allerhöchst Ihrer Familie leben zu wißen. Es ist eine dermalen absolute Unmöglichkeit ein beträchtliches Anlehen zu negociren[.] kleinere, helfen zu nichts, und können höchstens die Geschäfte verworrener machen, und dem Rufe E: H: schaden, ja selbst ein größers muß doch immer wiederbezahlt werden, und ist ohne beträchtliche Verluste nicht denkbar. Ehe ich weiter gehe erlauben mir E: H: Höchstd: auseinanderzusezen, was E: D: nach dero jezigem Hausstande brauchen. der Monatliche Etaat ist auf die runde Summe von – – – ƒ 3000 – bestimt, welches jährlich die Summe von – – – ƒ 36000. – beträgt. – die Erfahrung hat bewiesen das bey der bestberechnetesten Haushaltung, doch wenigstens noch die Hälfte, der bestimmten Ausgaben für unvorhergesehene Fälle, /: als z: B: Ankauf eines Wagens, Reisen, Präsente, Dinérs pp :/ anzunehmen sind, welche Summe von 18000 ƒ zu der von 36000 f geschlagen eine nach dem gegenwärtigen Hausstand absolut nothwendige Ausgabe Gelderforderniß von Jährlichen f 54.000 – beträgt. Die Appanagen betragen Jährliche ƒ 33568. die Wisbadner Intereßen circa – [f] 3600. aus Würtzau kann ich nicht bestimmen was E: H: einnehmen, will aber gegenwärtig hoch annehmen – 20000. in Summa f 57168 ƒ[.] Diese Einnahmen deken also gerade den gegenwärtig nothwendigsten Lebensbedarf. aber wo ist nun | eine Aussicht, oder ein Fond zu bezahlung der hier befindlichen Schulden? Wie lange wird es dauern, wenn nicht die schleunigsten Maasregeln ergriffen werden, daß E: H: den unangenehmsten Auftritten ausgesezt seyn werden. S: M: der König haben der Klage des hiesigen Kaufmann Reinharts Gehör gegeben und ihn [an] das OberTribunal in Tübingen Klagbar verwiesen, sobald gestattet wird zu klagen, muß auch geurtheilt werden, und es ist mit Gewißheit vorauszusehen daß E: H: zu bezahlung comdemnirt, und ebenso gewiß ist es daß alsdann ein Gläubiger nach dem andern, auf diesem Weg seine Befriedigung suchen wird, wo soll dieß endlich hinführen, da man keine Gelder zu ihrer Bezahlung anweisen kann? eine Schulden Summe von circa f 60000 – ist nicht so unbeträchtlich, S: M: der König werden sich zulezt genöthigt fühlen, dem Weg Rechtens seinen Lauf zu laßen, werden E: H: beschränken, um von den Geldern zu bezahlen, kurz E: H: sind in Gefahr förmlich Sequestrirt zu werden und dieses, welch eine Unwürdigkeit für ein[en] so erlauchten Fürsten, ich wage den Gedanken nicht auszudenken. Hiezu komt noch daß der Artikel des Familien Gesezes daß die App: der Prinzen, weder verschrieben, noch verpfändet, noch anderweitig angewiesen werden können, in dem Regierungsblatt öffentlich eingerükt worden, und dadurch auch für den Augenblik da wir noch 3 Monate bis zum nächsten Quartal haben, und kein Geld mehr da ist kein Mensch sich damit einlaßen will, Geld auf die Anweisung an die App: herzugeben, ohne daß solche von der GeneralCass: acceptirt worden, der es nicht thut, und nicht thun kann, weil auf den Fall daß E: H: was Gott in Gnaden verhüten wolle, mit Tod abgiengen, oder daß E: H: gezwungen durch die Umstände Ihre Apan: selbst wieder brauchten, er sie Ihnen nicht vorenthalten könne und dann die Gläubiger sich an Ihn hielten. | Es giebt nach meiner Ansicht nur ein Mittel zur Rettung. E: H: müßen sich aus eigenen Kräften, durch Verkauf unnöthiger Dinge, pp eine Summe von wenigstens ƒ 30000. verschaffen, hiemit müßen die kleineren Schulden ganz die größern zu Hälfte pp bezahlt werden[.] wenn die Leute sehen daß man den festen Willen sie zu bezahlen hat, werden sie sich dann gerne gefallen laßen das übrige zu 5 % stehen zu laßen, wodurch E: H: eine Jährliche Last von f 1500 anheim fällt, die aber nicht von dem Betracht ist daß E: H: nicht bey gänzlicher Reform und Einschränkung des gesammten Hauswesens, in einigen Jahren ganz schuldenfrey, und ruhig und zufrieden über ihre schönen Rev: disponiren könnten. Ich fühle freylich wie viel ich wage einem Fürsten der gewohnt ist dem Glanze Seines erlauchten Standes gemäß zu leben, Vorschläge der Art zu machen, aber das heiseste Verlangen was mich beseelt E: H: auch ganz Ihrer Würde gemäß vor den Augen der Welt stehen zu sehen, und das feste Vetrauen zu E: H: daß dieselben in mein[en] Vorschlägen nur die warme Anhänglichkeit des Dieners und nicht seine schwachen Kräfte erwägen werden, bestimmt mich hiezu und 3mal glüklich sey mir an allem Ihm lieben der Tag gepriesen an dem E: H: es einsehen und zu erfüllen entschloßen. manches ihrem Herzen theuere muß zwar vielleicht geopfert werden aber was thut ein Vater, ein Mann, nicht seiner Kinder – seines Rufs – seiner Ehre – willen.