## Title: Carl Maria von Weber an Franz Danzi in Stuttgart. Berlin, Samstag, 23. Mai 1812 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A040510 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Bester Freund! Schon lange habe ich Ihnen einmal wieder Nachricht von mir geben wollen, u. nun veranlassen mich doppelt dazu ein paar angenehme Aufträge an Sie, mit denen ich auch sogleich heraus rücken will. Erstlich grüßt Sie Ihr alter Freund Gern auf's Beste, u. da er gegen den Herbst zu, ein Conzert geben will, hat er von einem gewissen Oratorium: Abraham auf Moria gehört, welches er zu diesem Zwecke zu besitzen wünscht, u. bittet Sie mir oder ihm den Preiß um welchen Sie es ihm überlassen wollen, gefälligst zu schreiben. Ich habe mir zwar alle Mühe gegeben ihn von diesem Dings abspenstig zu machen, aber er ist so von dessen Schönheit überzeugt, daß ich trotz allen meinen Behauptungen vom Gegentheil ihn doch nicht davon abbringen kann. Zweitens ist jetzt der Kapellmeister vom Dom zu Breslau, Herr Schnabel hier, der wegen dem Kirchen Wesen, Musik pp. Verbesserungen zu machen sucht. Dieser wünscht nun von Ihren schönen Messen zu haben, besonders auch kurze, u. auch Vespern u. andere Kirchenstücke, u. bittet Sie ebenfalls sehr ihm ein Verzeichniß nebst Preisen zu schicken. Da er aber nur noch etwas über 14 Tage hier zu bleiben gedenkt, so möchte er doch noch gern Gewißheit haben u. ich bitte Sie daher mir mit umgehender Post zu antworten. Setzten sie die Preise in Frd'or à 5 rh. in Gold oder 9 fl. unseres Geldes an. Ich befinde mich Gott sei Dank recht wohl hier, habe zwar mit vielen Kabalen zu kämpfen, hoffe aber doch in ein paar Wochen die Silvana auf der Bühne zu sehn. Den 16t April erlitt ich einen schmerzlichen Verlust an meinem guten alten Vater, der in Mannheim sanft entschlummerte. Ihm ist wohl. Ich stehe nun ganz allein u. muß mich plagen. Den übrigen Theil des Sommers denke ich in Gotha zuzubringen, dann gehe ich nach Prag wo ich eine neue Oper schreibe. Von da nach Wien. Ich erwarte mit Freuden Nachrichten von Ihnen, wie es Ihnen geht u. was Sie arbeiten. Daß Ihre neue Oper sehr gefallen, freut mich sehr. Ich habe hier schon davon gesprochen. Wenn Sie Hiemer sehn, so sagen Sie ihm doch, daß ich auf Antwort warte. Grüßen Sie alle Bekannte u. an Sie die innigste Umarmung. Ewig Ihr treuster Freund Weber. Berlin, d. 23. Mai. 1812. Adresse: im Thiergarten im Liebmannschen Hause auf dem Exercierplatz bei Herrn Jac. Hertz Beer.