Welche Freude machte mir Ihr lieber Brief, wie
dankbar erkannte ich die Anhänglichkeit und Freundschaft, die sich täglich mit mir
beschäftigt, und mir so Gelegenheit gab, Ihrem Thun und Treiben Schritt vor sSchritt zu
folgen. O! fahren Sie ja fort, mir so eine Art Tagebuch zu schreiben, es versezt mich
lebendich in meine alte Sphäre. Aus Flem: Briefe werden Sie sehen, daß Sie mir nicht zürnen dürfen wenn ich heute nicht so viel mit Ihnen
schwazze als ich wohl gerne möchte, auch muß ich zu meiner Entschuldigung, daß ich nicht
sogleich geantwortet nachdem ich d: 16t Ihren Brief erhielt, geantwortet
habe, — anführen, daß ich 5 Tage mit dem Herzog in
Reinhartsbrunn warWeber war laut Tagebuch am 18./19. sowie vom 21. bis 23. Oktober 1812 in Reinhardsbrunn., wo kein Augenblik mein Eigenthum ist, und daß bey meiner Zurükkunft
einige sehr nothwendig zu expedirende Arbeiten mich abhielten. doch nun will ich
wenigstens in Kürze alle Punkte Ihres Briefes durchlaufen.
Also! so schlecht dachten Sie von mir? aus
den Augen aus dem Sinn? o, es war Ihnen nicht ernst. man fürchtet sich oft gerne vor
etwas, um dann desto lieber sich vom Gegentheil überzeugen zu laßen.
Sezzen Sie doch meinem Conterfay eine Brille auf, — wenn Sie mich hier zu sehen bekämen würden Sie
sagen, Hu! wie brummig ist er heute wieder. ich kann Ihrem Enthusiasmus für die MilderZu den Berliner Gastauftritten von A. Milder vom 4. September bis 27. Oktober 1812 vgl. u. a. AmZ, Jg. 14, Nr. 41 (7. Oktober 1812), Sp. 670, Nr. 42 (14. Oktober 1812), Sp. 691–693 und Nr. 45 (4. November 1812), Sp. 736f.
nicht Unrecht geben, wenn ich ihn auch meines Theils vielleicht nicht so hoch triebe.
Sie wißen es gehört eine gute Portion dazu, mich dahin zu bringen. Aber es ist wahr, das
göttliche Naturgeschenk einer klangvollen Stimme, trägt einen Reiz in sich dem man
schwerlich wiederstehen kann. Vielleicht würden Sie nachlaßen wenn Sie sie länger
hörten. doch glauben Sie ja nicht daß ich in das Horn des dikken Vetters et Consorten mit stoße.
gestrichener, unleserlicher Wortbeginn Meine dummen Ohren haben mir nicht geklungen als ihr bey LecoqsVermutlich die Familie von Ulrike Le Coq gemeint, evtl. aber auch Paul Ludwig Le Coq und Ehefrau Charlotte und/oder Schwägerin Juliane Henriette. meiner
gedachtet. Empfehlen Sie mich doch diesem würdigen Hause recht sehr, und gratuliren Sie
Ottken noch hinterher für mich.
der 19t war auch für mich ein Tag an dem ich
mich schönen Errinnerungen hingab. Aber Sie liebe Freundin haben trübe und Kummervoll
ihn zugebracht? ich darf diesen Punkt nicht berühren denn ich fühle mich dazu nicht rein
genug. Mein mir vom Schiksale aufgezwungener Ernst, und eine gewiße Bitterkeit, die mich
nur höchst selten in den glüklichsten Momenten meines Lebens verläßt, erlaubt mir nicht
so zufrieden und froh zu sein, als es meine Lage die so viel glükliches vor anderen
voraus hat, eigentlich hervorbringen sollte. ich trage, ich dulde ohne Murren und mit
errungener Kraft. aber froh! — kann ich nicht sein. Es ist als ob eine ewige Ahndung auf mir läge, die mir immer zuflüsterte, Glükliche Augenblikke sind nur da um dich wieder für neues Ungemach zu stählen. Und dieß rufe ich Ihnen auch zu. —
Mein gutes Jettchen! — ja ja, da, da, werd ich nächstens sagen, da hat
das Kind ein Stük Kuchen. aber heute? ists wahrhaftig
unmöglich, und muß es schon mit einem recht herzlichen Gruße
vorlieb nehmen. Ihr guter Vater und Schwester fragen wann ich wieder komme? ja, wenn ich das wüßte! — — alles Liebe auch an Sie beiden, nebst den
besten Wünschen für ihr Wohlsein.
Ich komme zu dem Anliegen unsrer beyderseitigen Freundin. Erstlich hoffe ich daß bis zur Ankunft dieses Briefes die
damalige Verstimmung sich in wiedergekehrte Zufriedenheit verwandelt hat. Zweitens will
ich offen wie immer meine Meynung sagen. daß man meiner lieben Schrökh wehe gethan,
glaube ich gerne, und daß Sie daher gegründete Ursache hat sich wegzuwünschen, gebe ich
zu. Aber, wo ist einTheater, wo ein
Verhältniß, daß nicht daßelbe Ungemach darböte. ich kenne
beynah alle Bühnen Deutschlands, und zwar nicht oberflächlich, überall fand ich es so,
und nirgends fehlt dieser Stoff zur Klage. Zudem ist ihr Gehalt von der Art, daß
Ssie wohl nirgends einen bedeutenderen zu
erwarten hätte. die Summe von 2200 rh: ist in Papier Gulden schon sehrunleserlicher, gestrichener Wortbeginn viel. und was
wiegt außer alle diesem eine Umgebung auf, wie Sie sie in Berlin hat, mit welchen Großen
Unkosten ist außerdem ein neues Etablißement und eine solche Reise verknüpft? und kennt
Sie die Menschen so wenig, auf eine frühere Bekanntschaft zu bauen, und sich daraus eine
angenehme Existenz zu versprechen? Wem könnte der Gedanke erfreulicher sein Sie wieder
zu sehen als mir? aber ich spreche nach meiner Ueberzeugung. Steht späterhin Ihr
Entschluß noch fest, so versteht es sich von selbst unbedingt, daß ich mein möglichstes thue Ihre Wünsche zu erfüllen. Sagen Sie ihr daß
gewiß nicht leicht Jemand so wahrhaft ihr Glük und ihre Zufriedenheit wünscht, als ichLuise Schröck erwog offenbar, ihr Berliner Engagement aufzugeben, blieb aber schließlich doch bis zu ihrem Bühnenabschied 1842 dort. Der Grund für die Verstimmung ist unbekannt, möglicherweise war eine negative Publikumsreaktion ausschlaggebend. In den Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen (Nr. 95 vom 8. August 1812) ist zur Aufführung von Kotzebues Spanier in Peru am 6. August 1812 zu lesen: Gegen Mad. Schröck, als Cora, blieb die Versammlung undankbar, sie wurde herrlich dargestellt.
. — —
1000 Dank für Ihre Sorgfalt, meine Gesundheit
betreffend. Ich folge, und gehe oder renne renne vielmehr alle
Abend ein ½ Stündchen herum. d: 8t spielte ich im HofConcerte,
und war ziemlich zufrieden mit mirWeber spielte sein Klavierkonzert Nr. 1; vgl. Tagebuch.. Eine große Scene für den Prinz
Friedrich mit doppelten Chören die Variat: aus Joseph, und das erste Allo: zu einem neuen KlavierConcerte ist alles was ich bis jezt neues geliefert habe. Eine zahllose Menge rükständiger Arbeiten, Briefe, Aufsäzze, pp rauben mir
viele Zeit, und im Ganzen bin ich auch selten recht gut zu arbeiten gestimmt. bedenken
Sie daß ich hier ganz allein stehe, ohne irgend eine Seele mit
der ich ein vertrauungsvolles Wort sprechen könnte oder wollte. der Herzog ist mein
einziger Umgang. und wirklich auch der Geistreichste wenn auch zugleich der
sonderbarste. Von allen übrigen ziehe ich mich zurük um meine Zeit nicht in langweiligen
Gesellschaften zu tödten. Ein paarmal habe ich die Freude gehabt, gute Bekannte von mir
auf ihrer Durchreise zu sprechenVgl. die Tagebuchnotizen vom 21. und 23. Oktober 1812 zu Bernus, Henry Bernus und Dorwill., und mich nach manchen fernen guten Menschen erkundigen
zu können.
Da Sie so gut waren mir so viel schönes zu schikken so bitte ich Sie auch die Einlagen wieder an die Behörden abzuliefern. bey
denen, denen ich heute unmöglich schreiben konte, z: B: dem guten Malchen Seeb:
entschuldigen Sie mich aus bekanten Gründen. Uebrigens Grüße an Jedermann der etwas von
mir hören will. an Zelter
ppp pppp ppp pp Laßen Sie mich bald wieder Antwort hoffen, und
beweisen Sie dadurch daß Sie nicht vergeßen Ihren treuen Freund W:
Gotha d: 25t 8ber 1812.