Theuerster Bruder!
Ich antworte dir in großer Eile und kurz auf deinen lieben Brief vom 17t huj: der mir in jeder Hinsicht große Freude machte. auch
deinen Brief von Brunnersdorf vom 25t
8ber habe ich über Berlin endlich erhalten und du
mußt unterdeßen auch einen vom 11t Nov:
von mir haben mit einem Einschluß an Spohr. die Anstalten zu meinem Einzug in Prag sind also alle getroffen.
Illuminationen, Feuerwerk, und sonstige Kosten verbitte ich. übrigens ist es eine
verfluchte Geschichte daß ich hier gar nicht loskommen kann, der Prinz Friedrich ist nun auch angekommenDer Prinz hatte Gotha am 20. Juni 1812 verlassen, um zunächst nach Karlsbad (dort ab 22. Juni), dann nach Spa zu reisen (dortiger Aufenthalt vom 12. August bis 9. September), fuhr dann über Metz, Straßburg, Karlsruhe und Stuttgart nach München (dortiger Aufenthalt vom 30. September bis 17. November, mit Abstechern nach Starnberg und Innsbruck) und traf schließlich am 19. November wieder in Gotha ein; vgl. Dagmar Beck in Weber-Studien 9, S. 160., und nun
muß ich bald ihm bald dem Herzoge eine
Woche mehr versprechen. doch werde ich so sehr eilen wie möglich, ich lechze eben so sehr wie du, einmal wieder an Freundes Brust zu ruhen. von hier gehe ich über Weimar und
Leipzig. so eben habe ich die lezte Note an der Hymne von Rochliz geschrieben, ich hoffe sie soll dir Freude machen, s'ist in an klanes Fugerl drinen, am Schluß. der Portraitmaler bleibt hier. das ist eine dumme Geschichte mit
der Victorine. das Mädel hat nirgends Ruhe, sie sollte eine so angenehme Existenz nicht so
einer Grille wegen opfern, auch mische ich mich nicht gerne in dergl:
Theatergeschichten. Es wird sich wohl wieder arrangirenWelche Geschichte
zur Unzufriedenheit von V. Weyrauch mit ihrem Prager Engagement führte, ist unbekannt; sie wechselte Ostern 1813 ans Grazer Theater.. dein Urtheil über Spohr unterschreibe ich ganz. Schönbergers grüße vielemal von mirDas Ehepaar Schönberger reiste im Herbst 1812 von Weimar über Prag nach Wien. In Prag wirkte die Sängerin u. a. gemeinsam mit Spohr im Konzert von F. Westenholz am 23. November mit; vgl. Musikalische Zeitung für die oesterreichischen Staaten, 1812, Nr. 18 (31. Dezember), S. 139., und sage ich hätte ihr Portrait von Bertuch zu meiner
Freude erhaltenVgl. die Tagebuchnotizen vom 23. November 1812.. Gestern gab ein Schüler von Spohr
ConcertVgl. die Anzeigen in der Gothaischen Zeitung vom 20. und 24. November 1812., worinn Mlle Schlik
meine Schülerin mein Concert aus C: spielte, sehr brav. Wenn ich ein
gutes Subject für eure Bühne weiß, will ichs schon aufgabeln. die Harlas kömt schwerlich wegen dem Bärmann, auf Gastrollen
wohl wahrscheinlich. um die Requiem-CorrecturKorrekturen für die geplante Druckausgabe; vgl. den Subskriptionsaufruf. beneide ich
dich nicht, habe auch dergleichen genoßenWeber hatte aus Berlin die Korrekturfahnen seiner 1. Klaviersonate erhalten; vgl. die Tagebucheinträge vom 7. bis 9. November 1812., und genieße es noch. Es ist gut das
wenigstens die Kosten gedekt sind, und man nun davonunleserlicher, gestrichener Wortbeginn reden kann. nun lebe wohl, du
kannst mir noch einmal schreiben.
Empfiehl mich allen Freunden aufs Beste und behalte lieb deinen
ewigunleserlicher, gestrichener Wortbeginn treusten
Bruder Weber.
Gotha d: 25t Nov: 1812.
von Beer Mündlich.