WeGA, Briefe, Digitale Edition Carl Maria von Weber an Hinrich Lichtenstein in Berlin <lb/>Gotha, Samstag/Sonntag, 5./6. Dezember 1812 Weber, Carl Maria von Veit, Joachim Übertragung Eveline Bartlitz Joachim Veit

Version 4.9.1 vom 5. Februar 2024

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Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

Privates; erwähnt, dass er die Partituren von Silvana, Abu Hassan und Hymne nach Leipzig schicken werde; habe in Gotha eine große Anzahl italienische Opern kennengelernt; bittet um Zusendung eines Oratorium-Textes von Seckendorf Ich war Gestern eben im Begriff an dich zu schreiben

D; Leipzig; Leipziger Stadtbibliothek – Musikbibliothek; PB 37, Nr. 4

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

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Ich war Gestern eben im Begriff an dich zu schreiben, und dir beyliegendes Billetchen zu übersenden, als der Postbote, ein willkomner Bothe, deinen lieben Brief brachte. ich verschob also mein Schreiben bis heute, um Fr: Silvien erst deinen Gruß zu überbringen, und zu sehen ob Sie vielleicht noch etwas an dich schreiben wollte. ich konnte aber leider nicht zu ihr komen da ich den ganzen Tag beym Prinzen zubringen muste. Ja! lieber Bruder der Zufall hat unsere Bekanntschaft gemacht. Sie kam zum Geburtstag des Herzogs hieher, und gerade zu ihm als ich auch da war. Nun weißt du liebe ich das fade HofWeiberGeschwäz eben gar nicht sonderlich, und bin noch viel weniger dazu aufgelegt es gar selbst zu führen, wo mir also dergleichen in den Wurf kommen bin ich eben nicht in der brillantesten Laune, und ich mochte wohl da auch mein Griesgram Gesicht hervorgesucht haben. Wir wurden einander Präsentirt pp und ich gab nahm weiter keine Notiz von ihr. und empfahl mich bald. Abends komm ich zum Prinzen sehe ich die Dame bey ihm auf dem Sopha sizzen, und denke in meinem Grimme, hat die der Teufel auch wieder daDas beschriebene Treffen fand laut Tagebuch am 21. November 1812 statt.. sezze mich hin und bin so recht entsezlich höflich wie es die Nohtdurft mit sich bringt. endlich rükt mir das Fräulein näher und sagt ganz schüchtern, = Sie freue sich recht meine persönliche Bekanntschaft zu machen. = Gehorsamer Diener. = Sie habe schon so viel gutes von mir gehört = sehr schmeichelhaft — der Profeßor Lichtenstein habe ihr geschrieben — Wie? da gieng an meinem Horizont die Sonne der Freundlichkeit auf, und ich rükte um einen Schritt näher, denn ein weibliches Wesen an das ein Lichtenstein schreibt kann kein gewöhnliches Beest sein. — = und nun giengs los, da hatten wir so viel zus erzählen — zu fragen — pp daß die Stunden wie Minuten verflogen. ich bat um die Erlaubniß sie besuchen zu dürfen. und bin seitdem einmal da gewesenTreffen laut Tagebuch am 3. Dezember 1812. wo ich die Einlage zur Spedition erhielt. Ich muß dir sagen daß du eine innige Verehrerin an Ihr besiszest und Ssie mit großer Theilnahme und Achtung deiner gedenkt.

Es that mir recht wohl jemand zu finden mit dem ich von dir plaudern konnte. Es nähert nichts mehr und schneller, als wenn man von einem von beyden Theilen geliebten Wesen sprechen kann. ich muß nur bedauern, daß ich Sie wenig zu sehen bekomme, da meine Zeit zwischen meinen Arbeiten dem Herzog und dem Prinzen so getheilt ist daß für ein 3tes höchstens alle 8 Tage eine Stunde zu fischen ist. ich will sehen ob ich heute Nachmittag hin kommen kann undum dir vielleicht noch etwas neues zu schreiben. adio. Guten Appetit es ist 1 Uhr. —

d: 6tEs war nichts, ich habe Sie nicht mehr zu sehen bekommen, und muß dir schon das Zettelchen schikken wie es ist. Kann überhaupt mich sputen, denn die Post geht. Gestern Abend kam ich erst um 12 Uhr vom Prinzen und war da zu faul mich noch an den Schreibtisch zu sezzen. ich habe heute einen schweren Tag. Morgen schikke ich die Partituren von Silvana, Abu Hassan und der Hymne nach Leipzig und dazu müßen heute noch geschrieben werden 3 Aufsäzze und 10 Briefe. zum Glükk ist heute ein bischen HofRuhetag für mich. seit des Prinzen Friedrich AnkunftPrinz Friedrich kehrte am 19. November 1812 von seiner Reise zurück; vgl. Tagebuch. hat sich meine Lebensweise sehr verändert. ich bin nur des Morgens höchstens bis 11 oder wenns Glük gut ist bis 12 Uhr Herr meiner Zeit. dann gehts zum Prinzen oder Herzog bis 2 Uhr. dann wird gegeßen dann Musik gemacht, geplaudert pp bis tief in die Nacht hinein. in einem Nachmittage 3 bis 4 italienische Opern durchzusingen ist uns Bagatell. des Wäßrigen giebts da ganze Meere, doch mitunter auch vortreffliche Sachen. auch ist mir der Umgang mit dem SingMeister de Cesaris den der Prinz mit sich aus Italien genommen hat in vieler Hinsicht sehr lehrreich. er kennt das Italienische Publikum, Opern Wesen, Theater aufs genauste und ich habe mir 1000derley Bemerkungen für meinen Hausgebrauch hinter das Ohr geschrieben. Auch eine gute Motion für das italienische Sprechen ist dabey, indem fast kein andres Wort g über die Lippen kömt.

Was unterstehst du dich denn mir meine Briefe zu zerreißen? Wenn er einmal geschrieben war, war er nicht mehr dein sondern mein Eigenthum. hättest mich in Gottesnahmen etwas runterkanzeln können. von Freundes Hand nimmt man's gerne an. daß es was geholfen haben würde, will ich grad nicht sagen, aber mich doch wieder ein bischen auf mich selbst aufmerksamer hätte es mich geho gemacht. doch ist das nun so auch bewirkt. ich habe mit großer Beruhigung und Wohlgefallen aus dem Ganzen deines Briefes gesehen daß du froh, thätig und zufrieden bist. Heil dir! und Beständigkeit der Mamsell Fortuna. GernsZu den Durchreisen der Gerns durch Gotha vgl. den Brief an Flemming vom 19. September 1812 sowie die Tagebucheinträge und 15. September vom 27. November 1812. die dir nun schon meine besten Grüße überbracht haben werden, grüßen nun wieder von mir vielmals.

Das Oratorium von H: v: SekendorfGustav Anton von Seckendorffs Oratorientext Christi Geburt wurde von Georg Abraham Schneider vertont. Zur Uraufführung dieser Komposition am 19. März 1813 vgl. AmZ, Jg. 15, Nr. 19 (12. Mai 1813), Sp. 319. schikke mir: gefällt es mir woran ich nicht zweifle bey des Verfaßers bekanntem Talent und deinem Beyfall, so componire ich es mit Muße. ich habe mir schon längst ein gutes Oratorium gewünscht. um es mir hieher zu schikken möchte es wohl zu spät seyn. da ich mit Gottes Hülfe d: 20t abzumarschiren gedenke. aber nach Leipzig an Kühnel kannst du es schikken da bekomme ich es auf jeden Fall; weil ich über Leipzig nach Prag gehen werde.

Lebe wohl lieber Bruder, schreibe mir bald wieder, und grüße alle Bekannten aufs herzlichste von mir. Ewig dein treuster Weber. Gotha d: 6t December. 1812.