Liebsten Freunde!
Beste Türkin!
Damit Sie nur nicht immer Ursache haben über meine Saumseligkeit zu klagen,
so sollen Sie die Erste sein der ich von
Wien
aus schreibe, und die es weiß daß ich hier bin.
Sie werden denken, nun das ist doch eine unruhige Seele
der Weber,
kaum ist er in Prag engagirt
und man denkt er muß nun ein halbes Jahrhundert auf einem Flekke still sizzen, - Husch,
fort ist er wieder. Das kam aber so.
der Fürst Esterhazi hat
seine Kapelle und Chöre abgedankt und das hiesige Ballet ist auch aufgelößt, dieß schien
mir der günstigste Zeitpunkt mehrere gute Aquisitionen für unser
Theater und Orchester zu machen, und der Entschluß war eben so
schnell gefaßt als ausgeführt. d: 11t schrieb ich an Sie durch
Wollank,
welchen Brief
Sie hoffentlich erhalten haben, und
d: 14t erhielt ich Ihren Tagebuchs Brief,
der mir unendliche Freude machte, und womit ich viele Berliner Seelen erquikte, da alles so schön
dettaillirt da war. haben Sie 1000, 1000 Dank dafür. ich hätte Ihnen gleich wieder
geantwortet, wenn ich nicht gar zu viel mit dem Arrangement von
2 Concerten für die Armen
zu thun gehabt hätte, besonders da
auch Liebich krank war alle Geschäfte allein auf mir lagen, und
ich auch schon an meine Reise nach Wien dachte,
die denn endlich d: 27t
März erfolgte, und wo ich d: 29t
wohlbehalten hier ankam. In welchem Spektakel und Gewirre ich aber hier lebe, davon
können Sie sich keinen Begriff machen, von Morgens 7 Uhr bis 10-11 Uhr wimmelt es in
meinem Zimmer von Leuten die angestellt sein wollen, und 11 bis 2 Uhr fahre ich herum
und mache – Visiten,
da ich nur einige achtzig Briefe
hieher habe die noch nicht alle abgegeben sind. dann geht es
zu Tische dann ins Theater, dann in Gesellschaft bis 12-1 Uhr. Zugleich möchte ich
auch nicht umsonst in Wien liegen,
und gerne ein Concert geben; ich will also haben, daß Siemir es zu einem
kleinen Verdienst anrechnen daß ich schreibe. Sie haben es aber - unter uns gesagt -
nicht nöthig, denn thäte ich es nicht gerne so geschähe es doch nicht, und es ist mir
eine wahre Erholung mit meinen Lieben zu plaudern, wenn es auch nur Fragmentarisch
geschieht, denn ich kann kaum 2 Zeilen schreiben ohne unterbrochen zu werden. Ich
gratulire von Grund des Herzens nachträglicher Weise zu dem Geburtstage vom 21t
Februar. hoffe daß Sie ihn künftig fröhliger zubringen werden
und wünsche dann ihn auch mitfeyern zu können.
Die Möser und
Longhische Geschichte
ist ganz herrlich und hat mich unbändig lachen machen.
Hier hat der Teufel auch ein ganzes Rudel - Harfenistinnen zusammengeschleppt.
Mlle Paskal,
Demar,
Pollet,
Spohr
pp Sie wißen wie zärtlich ich dieses Instrument liebe, und nur
die Longhi
fehlt noch um meinen Jammer vollständig zu machen.
Ich hatte mir vorgenommen heute
auch meiner lieben guten Koch
zu schreiben, ich bin aber so oft gestört worden daß es nicht mehr möglich ist, grüßen Sie sie herzlichst von mir und sagen Sie
Ihr womit ich es denn verdient hätte daß Ssie mir seit beynah
4 Monaten keine Zeile mehr geschrieben habe. Habe ich Sie durch irgend etwas
böse gemacht, nur frisch damit heraus aber nicht geschmollt und geschwiegen.
d: 25t huj: ist mein Concert fixirt, ich bin
begierig wie es ausfällt.
Baron Moser und alle Bekannten grüßt mir 1000 mal.
Was machen denn Schwarzens?
Marianne, pp
Kein Mensch kann so begierig sein auf Nachrichten von
Berlin als ich,
und seit langer Zeit sind alle meine Correspondenten erlahmt.
Ich hoffe daß Sie nicht auch diesem
verruchten Beyspiele folgen, sondern mir recht bald und viel wieder schreiben werden.
Ich hätte zu keiner glüklichern Zeit nach
Wien kommen können,
Vogler,
Meyerbeer, Bärmann,
die Schönberger
pp kurz zahllose Bekannte von mir finde ich hier beisammen, das
hält mich aber doch nicht ab mit der grösten Liebe nach meinem guten
Berlin zu blikken,
und ich kann nicht aufhören zu wiederholen, daß der
Aufenthalt da zu den glüklichsten meines Lebens gehört.
nun lebt wohl und behaltet lieb Euren unveränderlichen treusten Freund
Weber.
Wien d: 6t Aprill 1813.
Kärntner Straße 1080
im 3t Stok.