Recht lange ist es schon daß ich nicht mit Ihnen geplaudert habe, wenn auch
gewiß täglich mein Geist bey Ihnen war, aber ich muß es nur bekennen daß ich geraume
Zeit nicht in der Stimmung war meinen Gefühlen Worte zu geben. Ich war neben einer
großen unabsehbaren Zahl von Geschäften auch in eine gewiße Stumpfheit und Trübsinn
versunken, wo ich mir mein Gewißen daraus gemacht hätte Sie theuerster
Freund damit
anzustekken. Ich weiß wohl daß nur Mittheilung das Herz erleichert, aber es giebt auch
Momente wo man selbst dieser nicht fähig ist. Physische Ursachen haben nebstdem freylich
auch auf mich gewirkt.
Ihren lieben
Brief vom 13t Aprill
erhielt ich d: 26t in
Wien.
Wohin ich in Direktions Geschäften schon d: 27t März abgegangen war.
diese Reise war mir in Jeder Hinsicht sehr
angenehm. Wien
behauptet doch den bedeutendsten Rang unter denen
Musikliebenden und treibenden Städten.
seit
Seit
meinem lezten Aufenthalt da /: 1804 :/Weber hatte nach seinem Unterricht bei Vogler Wien Ende Mai 1804 verlassen; am 28. Mai, dem letzten Tage [seines] Hierseyns
, trug sich dort Josef Augustin Susan in sein Stammbuch ein.
konnte und muste sich manches geändert haben, und ich konnte auf jeden Fall
wichtige Erfahrungen zu meiner neuen Organisation sammeln.
Ueberdieß zog mich die Anwesenheit
Voglers,
MeyerBeers,
Bärmanns, pp
auch sehr an, und nebenher wollte ich
denn auch meine Wenigkeit den H: Wienern bekannt zu machen
suchen. Diese Zwekke habe ich meist alle zu meiner vollkommensten Zufriedenheit
erreicht. ich sah und hörte viel und mit Nuzzen. ich lernte intereßante Menschen kennen, und schäzzen, und manchen gepriesenen
Helden des AuslandesVgl. Brief Webers an Johann Gänsbacher vom 16. April 1813
nicht eben vortheilhaft in
der Nähe beurtheilen. Mein Nahme war schon bekannter da als ich hoffen durfte, und durch
mein Concert
das ich d: 25t Aprill gab,
denke ich ihm eben keine Unehre
zu machen
gemacht
zu haben, obwohl ich schon manchmal
beßer spielte, und namentlich einmal abends in einer großen
Gesellschaft wo alle Klavierspieler Wiens versamelt warenVgl. den Tagebucheintrag vom 27. April 1813., von
jenerglüklichen Stimmung beseelt, die vielleicht nur alle 10 Jahre einmal erscheint und
dann aber den Künstler über sich selbst erhebt. Der Sinn für die Kunst ist noch immer in
Wien derselbe, rege, warme, hellauflodernde Enthusiasmuß
wie ehemals. aber unter den Priestern der Kunst fand ich eine große Schlaffheit. Sie
sind alle da so eingebürgert so blos von ihrer nächsten Umgebung befangen, als wenn Sie
auf einer Insel in der Kunstwelt lebten. Es ist freylich schwer in
Wien, wo das Menschliche im Menschen so sehr in Anspruch genommen und
bestochen wird, dem reinen Kunstfreund die Oberhand zu laßen, und ich habe mich da
neuerdings überzeugt, und noch fester meinen Grundsazz gestellt,
daß der Künstler nie sehr lange an einem Orte leben dürfe. Schütteln Sie nicht den
Kopf; ich weiß alles was Sie dagegen sagen können, ich fühle es mit Ihnen, aber ich kann
mich von der traurigen Ueberzeugung nicht los machen, daß der Künstler will er
ganz und rein der Kunst leben,
sein Glük
als Mensch daran sezzen muß. doch stille davon ich verliehre mich sonst in mich und will
Ihnen doch nur von Wien erzählen. Von neuen KunstProdukten ist
Salem
von MoselVgl. dazu Brief Webers an Mosel vom 03. Juni 1813
das einzig intereßante. die Intention darinn ist durchaus trefflich, nicht
ganz so die Conception.
Es ist viel Verstand aber wenig Genius
und deßhalb läßt es immer etwas kalt.
David
ist ein rechtes Modegetöne, wo die Leute immer mit Felsstükken im
Munde sprechen, wo die Erde zittert vor Instrumenten Sturm, wenn der König
nießt oder sich sezzen will. Mit einem Worte
H: Liverati scheint ein
gebohrener Posaunist, und in seiner Jugend Stiefelpuzzer bey
Spontini gewesen zu seyn.Vgl. dazu das fast gleichlautende Urteil im Brief Webers an Johann Gänsbacher vom 16. April 1813 und mMan kann von ihm dabey mit unserm Schiller sagen,
wie er räuspert und wie er spukt
das hat er ihm trefflich abgekukt.Wallensteins Lager, 6. Auftritt, 1. Jäger: wie er räuspert und wie er spuckt | Das habt ihr ihm glücklich abgeguckt
Er hat wie alle Nachahmer das Schlechte
Spontinis
ohne sein Genie zu haben. –
den 4t May wurde ich schnell zurükberufen,
weilman glaubte daß die Anwesenheit der hohen Häupter in
Prag manches Musikalische Arrangement erfordern würde.
d: 6t kam ich an, und d: 12t warf mich
ein heftichesheftiges
Gallicht Reuhmatisches Fieber aufs Krankenlager. tägliche Phantasien von 6, 7-8 Stunden griffen mich sehr an, und erst gegen das Ende Juny, erhohlte ich mich etwas. Meine Geschäfte litten darunter sehr, und um
diese als ehrlicher Mann zu besorgen, muste ich einer Badekur
entsagen die der Arzt zu
meiner vollendeten Herstellung für nöthig hielt. ich habe mich Gott sey Dank auch ohne
die ganz wieder erholt, und nur ein immerwährendes doch meist leises Kopfweh errinnert
mich noch zuweilen an das Vergangene.
An den ersten Tagen meiner Genesung habe ich eine Ge-Rest der Seite abgeschnitten
aber für einen vertrauten Umgang gar nicht geeignet. ich habe darauf auch
verzichtet – so sehr es mir auch Bedürfniß ist. ich werde
arbeiten und alle Jahre meinen Urlaub benuzzen mich zu erholen.
Die Recension
des KlavierAusz: v: Silvana
habe ich gelesenAmZ, Jg. 15, Nr. 14 (7. April 1813), Sp. 239–242 und bin sehr damit
zufrieden, denn ich habe es gerne wenn eine Rec: fest und
bedächtig auftritt. die Quinten habe ich nicht finden können.
den Aufsaz in No. 13
habe ich noch nicht gelesen. ich bekomme die Zeitung leider nur immer zufällig.In der AmZ, Jg. 15, Nr. 13 vom 31. März 1813 steht auf den Sp. 226f. eine Kritik über Webers Konzert vom 6. März in Prag
die Auffodderung an Dichter hat ein paar elende
Produkte zu mir gebracht. H: Direktor Gerle scheint auch nicht dazu gemacht zu seyn.
aber ein anderer junger hier, aus Wien,
Joseph Passy arbeitet an einem
Opern Text für mich von dem ich mir et-Textverlust, Rest der Seite fehlt