WeGA, Briefe, Digitale Edition Carl Maria von Weber an Friedrich Rochlitz in Leipzig <lb/>Prag, Samstag, 13. November 1813 Weber, Carl Maria von Veit, Joachim Übertragung Eveline Bartlitz Joachim Veit

Version 4.9.1 vom 5. Februar 2024

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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

freut sich über Rochlitz' Gesundung; äußert Vorfreude auf Rochlitz' Oper, die Liebich gerne annehmen wolle; hofft auch auf den Text zu einer romantischen Oper, den Rochlitz erwähnt hatte; erwähnt in Prag aufgeführte Werke Wie soll ich Ihnen die Gefühle beschreiben

D; Berlin; Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung; Weberiana Cl. II A c, 4

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

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S: Wohlgebohren dem Herrn Hofrath Fried: Rochliz. zu Leipzig
Theuerster Freund!

Wie soll ich Ihnen die Gefühle beschreiben die mein Inneres durchkreuzten als ich Ihren lieben Brief vom 6t huj: erhielt. Freudig war mein erster AufrufAusruf als ich Ihre Hand erkannte und ich dadurch von den bangsten Vermuthungen die ich während der SchrekensZeit in Ihren MauernWährend der Völkerschlacht bei Leipzig, nicht unterdrüken konnte, erlöst und Sie wenigstens am Leben und auch gesund hoffen durfte. Aber doch hatte ich ihn lange vor mir liegen ehe ich mich entschließen konnte ihn aufzubrechen, den[n] schwer wird es mir Freundes Leiden zu tragen. doch hat der Himmel mich erhört und Ihnen das Edelste, Theuerste erhalten, – Gesundheit und Kraft. Männlich schön hat sich Ihr Geist auch in dieser erdrükenden Athmosphäre thätig bewiesen, und Ihnen zur Seite steht ein treffliches liebendes Weib, und Kinder die schon den Schweiß von der Stirne troknen und alles Leiden und Ungemach versüßen können. Ich denke recht oft mit wohlwollendem Neid an Sie. Schon einigemal hatte mich in meiner Lebensbahn ohngefähr gleiches Schiksal mit Ihnen getroffen, aber immer stand ich ganz allein, und Niemand half mir tragen, doch schüttelte ich die Last von den Schultern und zagte nicht, das thun Sie auch nicht, Sie klagen nicht, Sie handlen, und doppelt lieber /: wenn es möglich war :/ Sindsind Sie mir auch dadurch nun geworden. Begraben wir die trübe Vergangenheit, und laßen Sie mich von dem Sprechensprechen was uns Hand in Hand der Welt zeigen soll. Ich freue mich wie ein Kind auf Ihre Oper. Schikken Sie sie so bald als möglich hieher. Sie wißen wie sehr mich Ihre Arbeiten vor allen andern ansprechen, mit welcher Vorliebe und doppelter Aufmerksamkeit ich mich davon angezogen von jeher fühlte, und Sie können noch fragen ob ich sie componiren will? und noch dazu eine Arbeit die Sie nach Ihrer eigenen Äußerung so ganz mit Rüksicht auf meine Eigenthümlichkeit schrieben? beynah könnte ich ein bischen böse auf Sie sein.

Ich eilte sogleich mit Ihrem Briefe zu dem Direktor Liebich und las ihm daraus das nothwendige vor. auch Er, bittet um schleunige Uebersendung, und was das Honorar betrifft so hofft er daß darüber zwischen Ihnen kein Anstand obwalten wird. Er verehrt Sie als Schriftsteller, und das was Sie in Ihrem Briefe über die Oper sagten, hat ihn schon im Voraus für die Trefflichkeit Ihrer Arbeit eingenommen.

Was übrigens mich betrifft, so werde ich mit ausgeruhter Kraftmit, seit meinen lezten Theatralischen Arbeiten vielfältig bewährter Erfahrung, zu der mir mein Posten täglich treu benuzte Gelegenheit giebt, – und mit der Liebe das Werk ergreiffen, die von Freundes Arbeit immer doppelt in uns erwekt wird.

Glauben Sie aber deshalb ja nicht, daß vielleicht doch nicht mancher kleine Skrupel mir aufstoßen wird, und frey und offen werde ich meine Meynung und Ansicht aussprechen, weil ich weis daß Sie mich nicht mißverstehen, und immer nur mein Streben das Beste zu wollen erkennen werden.

In Ihrem Brief vom 7t August, den ich sehr spät erhielt und leider nicht mehr beantworten konnte, sprachen Sie auch noch von einer romantischen Oper. ich hoffe doch daß auch diese zu ihrer Zeit vollendet wird. Wenn der Himmel uns nur einige Ruhe schenkt, so hoffe ich Sie künftigen Sommer zu umarmen, und dann wollen wir was rechtes zusammen aushekken, und das schon Ausgehekte beym Lichte betrachten.

Schließlich undnun auch ein paar Worte von mir. ich lebe wie eine Pflanze, und als Erzeuger, eben so unthätig. als Direktor hoffe ich Ihnen durch die Liste unsrer Opern meine Thätigkeit von dieser Seite zu beweisen. Seit dem 15t August wo meine Proben anfiengenEine erste Quartettprobe (Streicher) notierte Weber im Tagebuch bereits am 2. August, zwei weitere am 12. August (mit Chor) bzw. 13. August., habe ich einstudirt Ferdinand Cortez, die Vornehmen Wirthe von Catel. Joseph, von Mehul. Uthal, die Vestalin, den Wasserträger. Faniska. das LotterieloosPremieren (in der Reihenfolge der Nennung) am 9. September, 19. September, 26. September, 19. Oktober, 3. Oktober, 17. Oktober, 7. November und 21. November 1813; vgl. den Spielplan.. Jezt erscheint Iphigenie auf Tauris. Carlo Fioras, die DorfSängerin ppPremieren am 19. Dezember 1813 (Carlo Fioras) bzw. 30. Januar 1814 (Die Dorfsängerinnen); vgl. die Spielpläne. Glucks Oper kam während Webers Tätigkeit als Musikdirektor in Prag nicht auf den Spielplan.

Welcher Zeitaufwand und Verdruß bey diesen Geschäften ist, brauche ich Ihnen, als Sachverständigem nicht erst zu erklären. mich stärkt das Bewußtsein meine Pflicht in vollstem Maaße zu thun, und in dieß Gefühl hülle ich mich bey Stürmen, und suche auch meinen Lohn darinn. andern habe ich keinen, denn nicht eine wahrhaft theilnehmende Seele giebt es hier für mich. – Genug davonich bin nicht krank, was will ich mehr, und weis ich doch das in der Ferne Menschen wohnen die Freud und Leid mit mir fühlen.

Ihrer verehrten Gattin, und den guten Kindern alles Erdenkliche von mir, ein schützender Engel schwebe über Ihnen und erhalte Sie Ihnen und Ihrem treusten Weber. Prag d: 13t Nov: 1813.