## Title: Carl Maria von Weber an Friederike Koch in Berlin. Prag, Samstag, 30. April 1814 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A040681 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ An Mademoiselle Friederike Koch. Wohlgebohren zu Berlin Dönhofschen Plaz. In diesem Augenblikke erhalte ich Ihren lieben Brief vom 10t und 20t huj: Unsre Briefe kreuzen sich seit einiger Zeit immer, denn ich habe d: 22t an Sie und Lichtenstein Briefe abgeschikt; nun will ich aber einmal das Oberwaßer behalten da ich eben noch eine ½ Stunde vor der Probe und Abgang der Post Zeit habe, und machen, zu daß Sie 2 Briefe von mir, zu beantworten haben. Es ist seltsam daß wir beinah an denselben Tagen und in gleicher Stimmung schrieben. Dank! warmen Dank für den schönen Glauben an mich, ich bin seiner wahrlich nicht Unwerth, und sage es ja sogar. — Ein schöner Wunsch meines Herzens ist vereitelt; halb vielleicht nur, darüber muß ich Ihre Antwort auf meinen Brief vom 22t abwarten. der Tod von der braven alten Mutter geht mir sehr nahe, und ich kann mir denken wie dieses neue Ereigniß den ohnedieß sich still zusamziehenden Kreiß des Jordanischen Hauses noch mehr in sich gescheucht hat. Bezeugen Sie diesen lieben Menschen meine herzlichste Theilnahme darüber. Was Sie über die Besezzung meiner Hymne sagen, unterschreibe ich ganz, und bleibt mir nichts dabey zu wünschen übrig als daß ich selbst dabey sein könnte. — mit dem 1t Juni fängt mein Urlaub an und ich gehe dann wahrscheinlich nach Gotha. Adressiren Sie deßhalb der Sicherheit wegen alle Briefe an mich an Ballabene et Comp: hier, und sagen Sie dieß gütigst allen meinen Correspondenten. Selbst diese Reise aber ist noch nicht bestimmt und es können mir noch 1000 Dinge in den Weg kommen, obwohl meine Gesundheit dringend einer Zerstreuung und den Gebrauch eines Bades erfodert. Wie können Sie glauben daß ich Lichtenstein vergeßen könnte? Nein, wahrlich das ist unmöglich. Er ist mir /: zu Ihnen gesagt, weil es ungerecht wäre der Liebe meiner übrigen Freunde durch diese Äußerung wehe zu thun :/ unbedingt der Theuerste von allen, und der der mich am meisten verstehen, faßen, und zugleich mit kräftiger Freundeshand berathen und stüzzen kann. Zwischen ihm und mir steht nichts, an ihm ist nichts nachzusehen noch zu übersehen, und hat man einmal ein solches Herz gefunden und gefaßt, so reißt das nichts mehr los. Die Lieder die Sie mir vorschlagen werde ich wieder lesen, und spricht mich eines vorzüglich an für Sie es componiren. Das Geschenk der 16 St: Meße von Flemmings Hand geschrieben, ist mir ein heiliges Geschenk daß ich mit Verehrung und Liebe aus Freundes Händen empfange. daß Studium dieses Meisterwerkes wird den Geist bilden der bey jeder Note die er sieht zugleich von wehmüthigen fr ohen Errinnerungen angeregt wird. ich fühle daß ich einige Zeit brauchen werde, ehe ich es blos als Musik werde ansehen können. Für diesen großen Beweiß Eurer Liebe und Achtung drükke ich Euch in Gedanken fest an meine Brust. Aus meinen Händen soll es rein | wieder zur Quelle zurük, und ich werde darüber sowohl Lichtenstein einen Revers schikken als auch in meinen Papieren deßen erwähnen. Am Besten werden Sie mir es durch Schleßinger schikken können, wenn er ohnedieß mir die Exemplare meiner neu bey ihm gestochenen Werke schikt. Auch Flemmings Schwester sagen Sie meinen innigsten Dank; Sie weis vielleicht nicht wie groß dieses Geschenk gerade mir ist. Nun liebe Freundin ein herzliches Lebewohl für heute. das Joch ruft und ich muß gehorchen. Grüße an Alle, von Ihrem treuen Weber Prag d: 30t Aprill 1814.