Geliebter Bruder!
Aufs gerathewohl schikke ich diese Zeilen in die Welt, denn es ist mir gar zu
schmerzlich nichts von dir zu hören, und nicht zu wißen wie und wo du lebst. ich höre so
durch die 10te Hand, daß du wieder oder noch in Mantua bist, und somit mag dieser Brief
dahin spazieren. Meinen Brief vom 9t October den ich dir nach
Botzen
post restant schrieb, hast du wahrscheinlich nicht erhalten,
schreibe doch deßhalb an das dortige Postamt.
Ich möchte dir gerne recht viel Neues von
hier schreiben, wenn es etwas gäbe. nach und nach kömt jezt so alles vom Lande herein
und der alte Kreißlauf beginnt. ich komme beynah nirgends hin als zu unserm Kleinwächter
und zu Clams. Christel war recht krank
an einer Halzentzündung, und die Comtesse Caroline wäre beynah
verbrannt, am Kamine wo ihre Kleider Feuer fingen; Sie
glaubte sich verlohren und wollte schon um schneller zu sterben sich in den Kamin
stürzen als der HofMster sie noch rettete. Liebichs haben einen
Garten am Ziska Berge gekauft, sind wohl und grüßen. der alte
Don Juan
Passi, ist jezt hier. wird bey Liebichs
gefüttert, und spielt den KapellMster im Corsar aus Liebe, recht
brav. Mein Orchester beßert sich täglich, und habe ich eine
herrliche Aquisition an einem guten Oboisten gemacht, der mit
Seele und Fertigkeit bläßt. ich habe d: 21t FidelioUnterstreichung später von fremder Hand, ebenso das X am linken Blattrand
von Beethoven gegeben, der trefflich gieng. es sind wahrhaft große Sachen in der
Musik, aber – sie verstehens nicht, – man möchte des Teufels werden, Kasperl das ist das wahre für sie.
Andreas Romberg
war hier und hat ein Concert gegebenZu Rombergs Prager Konzert am 23. November 1813 vgl. auch den Kommentar zum Brief vom 3.–16. November 1814., ohne sonderlichen Beyfall
aber guter Einnahme das Billet 5ƒ, Er nahm 1100ƒ ein.
Bärmann und die Harlas kommen im Februar hieher. Meine
Freude kannst du dir denken. Bey Junghs ist alles beym alten. Maldini hat die Lotte Vignet geheyrathet und ist
jezt sehr krank. da hast du alles wißenswerthe. Ich bin gesund, habe viel arbeit und
bemühe mich ein ruhiges Gemüth zu haben, was aber unmöglich ist, wenn man liebt und der
Zweifel Satan hinten und vorn seine Krallen ausstrekt.
O hätte ich dich doch hier um an
Freundes Brust alles ausschütten zu können. Schreibe mir doch ja bald wieder, und
ausführlich wie es dir geht, und was du treibst, und zeige dadurch daß du nicht ganz
vergißt deinen dich innigst liebenden Bruder
Weber.
Prag d: 1t December 1814.
das Violoncell ist da
und wird bewundertGänsbacher vermittelte den Verkauf eines Stradivari-Cellos von Johann Anton Fen(d)t (ca. 1748–1822) aus Bozen an Ignaz Kleinwächter in Prag..