## Title: Carl Maria von Weber an Landgraf Carl von Hessen-Kassel in Schleswig (Entwurf). Dresden, Sonntag, 9. März 1817 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A041097 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ An den Durchlauchtigen Fürsten und Herrn Carl LandGrafen zu Heßen Kaßel. Königl: dän. FeldMarschall, Statthalter, und com: General in der Herzogthümer Schleßwig und Hollstein pp zu Schleswig. Die ungemein huldvolle Weise mit der Ew: Durchlaucht in dem mir unendlich theuren hochverehrten Schreiben vom 10t Juny auszusprechen geruht haben, daß höchstdieselben Theil an meinem Wohl und Weh nehmen, sehe ich als die gnädigst ertheilte Erlaubniß an, zuweilen meinem durchlauchtigsten Pathen Nachricht von meinem Leben und Streben geben zu dürfen. Im 8b verfloßenen Jahes legte ich die Direktion der Oper zu Prag nieder in der Absicht eine größere Kunstreise anzutreten, um dadurch sowohl die dem Künstler so nothwendige Mannigfaltigkeit der Ansichten, durch Ideen Austausch und Beobachtung fremden Wirkens, neu zu beleben, als hauptsächlichst aber des lang ersehnten Glükes theilhaftig zu werden Ew. Durchlaucht die Gefühle der kindlichst. dankbaren Ehrfurcht persönlich einmal selbst darlegen zu können. Aber Die Vorsehung hatte es aber anderst beschloßen indem ich, eben im Begriff von Berlin nach Hamburg pp abzugehen, von S. Majestät dem Könige von Sachsen auf die schmeichelhafteste Weise den Ruf als K. Kapellmst. und Direktor der Königl: deutschen Oper erhielt, deren neue Errichtung und Organisation gänzlich in meine Hände gelegt wurde. Ich fühlte mich um so mehr bestimmt diesem Rufe zu folgen, als ich mir dadurch einen schönen Wirkungs Kreiß eröffnet sah, indem ich nüzlich zu sein hoffen durfte. Das Königl: Theater besizt bis jezt nur deutsches Schauspiel und ital: Oper. Durch die Gründung der deutschen Oper entsteht gleichsam eine neue Kunstperiode für Sachsen, wo es nur eine erfreuliche Arbeit sein kann alles Schöne und Gute was deutsche und französische Kunst bisher geliefert dem Publikum zum Nuzzen und genau belehrendem Genuße zu entfalten. Um diesen Zwek so viel in meinen Kräften steht nahe zu kommen habe ich einen neuen Weg eingeschlagen mich mit dem Publikum in Berührung zu sezzen, und ihm nach und nach eine gewiße musikalische Kunstbildung einzuflößen. ich unterstehe mich Ew: Durchlaucht hier dasjenige beizulegen, was ich zu diesem Behufe in einem hier erscheinenden Tagblatt geschrieben habe, indem ich dafür um Nachsichtsvolle Aufnahme bitte.# #wenn in Jahr und Tag dieser neue Kunstbau gediehen ist und fest steht, so hoffe auch ich den Wunsch in Erfüllung gehen zu sehen, den ich vorher aussprach, und der stets zu den liebsten und schönsten meines Leben gehören wird. bis dahin erlauben mir Ew: Durchlaucht Höchst Ihnen zuweilen Nachricht von neuen bedeutenden Epochen in meinem Leben geben zu dürfen, und erhalten Sie Ihre beglükende Gnade und Huld demjenigen der bis zum lezten Hauche seines Lebens dankbarst sein wird E: Durchlaucht meines Gnädigsten Fürsten und Pathen [ohne Unterschrift] Dresden d: 9t März 1817.