Meine liebe gute Koch!
Ihren lieben Brief vom 16t
März erhielt ich d: 2t Aprill hier, als ich eben
von Prag zurük kam, wohin ich d: 22t
gereißt war, um meine geliebte Lina zu überraschen, und der langen TrennungsZeit bis zum
8br einen kleinen Abschnitt zu geben. die Freude können Sie sich
denken, und ist so etwas wohl nicht zu beschreiben. 1000 Grüße von da, wo aller Lieben
in Berlin oft gedacht wurde, und wo Sie dann gewiß ins erste Glied gehören. von Prag kam
ich nur auf einen Tag wieder hieher, und gieng nach Leipzig, dieß alles aus
Lichtensteins Brief. Ihnen nur herzlichen Gruß, Dank, und Antwort einiger Punkte Ihres
Schreibens. Vor allem freute es mich daß Sie den Gedanken noch fest halten mich in
meiner Häuslichkeit zu besuchen, und da eine recht still frohe sorgenlose Zeit zu
verleben, und uns wieder einmal auf ein Jahrzehend voraus auszuplaudern.
Was Sie
über die Faschsche Meße gehört haben, ist nichts mehr und nichts weniger, als eine
gewöhnliche Klatschgeschichte müßiger Mäuler, die ganz und gar grundlos ist, und sein
muß, weil sie Unsinn aussprichtWeber hatte 1814 aus Flemmings Nachlass dessen Abschrift der Fasch-Messe (komponiert 1783) bekommen; vgl. seinen Brief vom 30. April 1814. Offenbar gab es Befürchtungen, er könne das Werk, das die Berliner Singakademie vermutlich als exklusiven Besitz betrachtete, an Dritte weitergeben. Eine Publikation kam erst 1938 zustande.. Erstlich ist die Meße
bei mir so vergraben, und solche Verfügungen getroffen, daß es so gut ist, als hätte ich
sie gar nicht. 2t bin ich
nicht der Einzige der sie besizt. und kann Ihnen Pölchau darüber
genauere Nachricht geben. Endlich, und 3tens bin ich erbötig wenn es
zu Ihrer Beruhigung nöthig ist, selbe wieder zurükzugeben
mit der heiligen Versicherung das keine Note davon verbreitet worden.
Liebe
Freundin, wann werden Sie aber endlich aufhören sich selbst so erfinderisch zu peinigen?
glauben Sie mir, es ist damit so, wie Sie selbst schon sagen, einige unbedeutende Worte,
hat Ihre Phantasie gehörig grau in grau ausgearbeitet. übrigens hoffe ich, daß obige
Gründe Sie auch beruhigen werden.
Sie haben recht wenn Sie mich in einem
unendlichen Geschäftstroubel glauben, immer mehr und mehr Anfoderungen macht die
Kunstwelt an mich, und manchmal glaube ich wirklich erliegen zu müßen, wenn nicht das
frohe Bewußtsein, thätig zu wirken mich erhielte.
Haben Sie Zeit so schreiben Sie
mir doch öfter, können Sie denn gar nicht ein bischen großmüthig gegen den geplagten
Freund sein?
Die Türk hat einen recht schönen Stuhl geschikt, inliegend der Dank
dafür. diesen Sommer hoffe ich auch auf den Ihrigen, und Seebalds, herzliche grüße an
leztere nebst Schwester und Schwager, versteht sich.
Gott behüte Euch alle gesund und
heiter. Ihnen vor allem schenke er frohen Sinn. dieß
wünscht aus treuer Seele
Ihr immer gleicher
wahrer Freund Weber
Dresden d: 14t Aprill 1817.