No: 81. d: 21t August 1817.
Geliebte Mukkin
Gestern Abend eben als ich ins Bad gieng erhielt ich Deinen
No 82, und beantworte ihn deinem Willen gemäß
sogleich, obwohl ich überzeugt bin daß du unterdeßen schon wegen der Briefe wenigstens
beruhigt bist, und auch nicht mehr in einer so reizbaren Stimmung, sonst hättest du dir
alles sehr gut selbst erklären können. höre also zu geliebter –
Oz! in No:
76 schrieb ich dir daß ich mit nächster Post die
junge Spröde schikken würde. Nun kann man so eine
Person nicht mit der Brief– sondern nur der
fahrenden Post expediren, dieß geschah d: 12 mit
No: 77 das d: 13t früh hier abgieng, und wobei ein Brief von
Louis, Muster von Gros
de
naples
pp waren. Daß du den 18t das noch nicht erhalten hattest, wäre
unbegreifflich, wenn wir beide nicht gar zu gut die Langsamkeit und Bequemlichkeit der
Briefträger in Prag kennten. Statt also Zeter zu schreyen und dich abzuängsten hättest
du hübsch nach der Post der fahrenden nehmlich /: die
natürlich länger braucht als die andre :/ schikken sollen und fragen laßen ob kein
Päkkchen für dich da wäre. Dieser Brief komt vielleicht
auch früher an als No: 80 den H:
Zwik nebst denen nöthigen Papieren überbringt, welches ich hiemit
angezeigt haben will. Ach Schneefuß was will ich froh sein, wenn wir so weit sind daß
uns die Briefträger keinen Kummer mehr machen und unsre Mißverständniße nicht länger als
eine 4tel Stunde dauern können. Nun Gott sei Dank, nur noch knappe 5 Wochen denn da du
es so sehr wünschest will ich einige Tage früher kommen, obwohl die Zeit die ich in
Prag zubringe unserer
übrigen Reise entgeht, und
ich eigentlich nicht weis, was ich in Prag so früh zu thun habe. Mein Brief
No 78 hatt also ohne es zu wollen,
dich auf die trübe Nachricht von deines braven Vaters Gesundheit vorbereitet. Gott
stärke dich dabei, daß du dich mit so viel Faßung als möglich seinen Schikkungen fügest.
Was unsre Geburts Konfusion betrifft so muste ich wirklich recht herzlich lachen wie ich
las mit welcher Verzagtheit und Umschweiffen du mir davon sprichst, laß gut sein, auf
der Welt sind wir einmal, haben einander lieb und den Willen uns glüklich zu machen was
brauchts mehr? höchstens nur noch das daß du dir nicht gleich von jedem Wort
wehe thun läßt, und etwas auf
angenehme Täuschung hältst, Wie könnten wir von
Herzen und wahrhaft uns – Gesundheit trinkend freuen an dem Tage wo du
nicht gebohren bist, laß
dem doch sein Recht, der
andre hat sich so immer dagegen gesträubt fröhlich
gefeyert zu werden, der war bescheiden, und schrie immer es komt mir nicht
zu – – o du dummer Kerl, könnt ich dich nur einen
Augenblik an mein Herz drükken, und du in meinem Gesicht lesen wie heiter und liebevoll
es an dich denkt, und gewiß ängstlich alles umgeht was dich betrüben könnte, aber
deßhalb nicht seine Wahrhaftigkeit verläßt wenn es einmal seine Meinung sagen
muß. Ueber den übrigens trüben wehmütigen Ton deines
Briefes der lauter Jammer und Noth in der lezten Zeit sieht, wo du wohl eigentlich nur
Frohsinn und Ruhe sehen solltest sage ich nichts weiter, weil ich wohl weis in welcher
körperlichen Stimmung du ihn geschrieben hast, wo der schwarze Flor und die SchloßhundeTränen
überall hängen und herumlaufen. Ueber meinen Unmuth sei ganz ruhig, der ist wahrlich
nicht so arg, und ich bin besonders jezt recht heiter und guter Dinge, ruhig allem
entgegen schauend was da paßiren kann. Zwik eilte mich so
daß ich Dir Vorgestern gar nichts berichten konnte.
d: 19t hatte ich Probe mit
der ganzen Kapelle von neuen Entre
Acts die ich habe von München komen laßenZur Bestellung, Lieferung und Bezahlung der Entreakte vgl. die Tagebuchnotizen vom 4. Februar, 26. April und 12. Mai 1817.. dabei probirte ich auch
eine alte Simphonie von mirWeber komponierte 1807 zwei Sinfonien, die beide in C-Dur stehen, weshalb sich hier nicht bestimmen lässt, welche er mit der Kapelle geprobt hat., die sehr ergriff, und wobei sie sagten
es wäre zuweilen als wenn Jupiter donnerte. nun freilich mit so einem
Orchester – Mittag mit
Öhlenschläger und Arnim.
Abends Axel und Walburg,
ging gut, und gefiel sehrVgl. den Bericht in der Abend-Zeitung vom 1./2. September 1817.. Abends noch Abschied von den beiden Dichtern genommen.
Gestern d: 20t den ganzen Vormittag gearbeitet und recht
viel an dich gedacht, ich arbeite nehmlich an einer
Scene der Agathe wo ich immer noch nicht das
Feuer, die Sehnsucht, die Glut erreichen kann die mir dunkel dazu vorschwebt, sie heißt
am Ende nehmlich –
Alle meine Pulse schlagen
und das Herz wallt ungestüm
Süß entzükt entgegen ihm!
Konnt ich das zu hoffen wagen? –
Ja! es wandte sich das Glük
Zu dem theuren Freund zurük,
will sich Morgen treu bewähren!
Ists nicht Täuschung, ists nicht Wahn – ?
Himmel nimm des Dankes Zähren
Für dieß Pfand der Hoffnung an!Schlussabschnitt der Arie der Agathe, Nr. 8, aus dem II. Akt des Freischütz.
Gelt das ist schön? ja, wenn's nur schon fertig wäre. Nun ade H:
v. Graml Peter, will noch ein bißel warten vielleicht kömt heute,
/: das heißt vor 10 Uhr :/ noch ein Briefel von dir das beßer und lustiger lautet als
das vorliegende, so lange will ich den nicht zu machen und mich einstweilen
rasiren, ade – –
Richtig da ist dein No: 83, und ich habe Recht
gehabt. /: wie immer :/ Ich ehre deinen Schmerz meine geliebte Lina, und hoffe aber du
wirst suchen so ruhig als möglich zu ertragen was nicht zu ändern ist.
Der Brief muß auf
die Post ich kann ihn also nur eilends schließen. Morgen ein mehreres. Gott segne und
stärke dich + + +. Die Einlage gieb ab. Ewig dein dich innigerst liebender treuer heitrer
Carl.
Millionen Bußen.