## Title: Carl Maria von Weber an Gottfried Weber in Mainz. Dresden, Montag, 8. September 1817 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A041310 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ S. Wohlgebohren dem Herrn Tribunal Rath Gottfried Weber. zu Mainz Deinen lieben Brief vom 29t July habe ich d: 21t August, und Gestern auch die Kiste mit den Sachen erhalten. da sah ich denn mit Schrekken daß alle meine Familien Portraits in Stuttgart verlohren oder gestohlen sind. Meine Reise und Heyrath hat leider einen Aufschub von ein paar Wochen erhalten, weil ich hier sein muß zu den Vermählungs Feyerlichkeiten der Prinzeßin Anna Maria. Ende 8br hoffe ich aber bestimmt in Mainz einzutreffen. schreibe mir umgehend den besten und bei dir nächsten Gasthof. mit langem Aufenthalte ists nichts, denn mein Urlaub [ist] beschränkt und die Reise groß. Ein Konzert möchte ich gerne geben, sei so gut es vorzubereiten. Tag der Ankunft schreibe ich dir dann von Mannheim aus. Mit der Berliner Vokation hat sichs zerschlagen. über das Alles mündlich. dem Kunstblatt werde ich gelegentlich was schikken. der Intendanz des Theaters gratulire ich der Stadt und condolire dir. Du hast wegen einem Musik Direktor an Lecerf hier geschrieben. Es ist ein Talentvoller eifriger junger Mann, weiter weiß ich nichts von ihm, Weinlich giebt seinen Compositionen auch das beste Zeugniß, das ist alles. ob er aber als Dirigent etwas taugt das wißen wir beide nicht. Uebung hat er in diesem Fache noch nie gehabt. Willst du ihn nicht nehmen, so kann ich dir mit gutem Gewißen meinen Bruder Edmund, MusikDirektor in Bern, empfehlen der unzufrieden mit seiner Laage in dem ganz Kunsttodten Schweizerlande ist. der kennt die Theater Welt innen und außen, ist ungemein thätig und fleißig, ein braver Komponist und ehrlicher Kerl. doch will ich wie gesagt den Lecerf nicht verdrängen, von dem ich bis auf seine Direktions Fähigkeit nur Gutes weiß. Aber dir wird ein schon erfahrner Mann sehr nöthig sein. Ueber alles dieß mündlich. 1000 Dank für deine Besorgung meiner Sachen, die Auslagen werde persönlich erstatten. das außerordentliche Glük von Meyerbeers, Romualdo e Costanza in Padua wirst du gehört haben. Ich freue mich unendlich drauf dich und deine liebe Gustel zu sehen. Gott erhalte euch gesund, Ewig Euer treuer Weber Dresden d: 8t Sept: 1817.