WeGA, Briefe, Digitale Edition Carl Maria von Weber an Heinrich Graf Vitzthum von Eckstädt in Dresden (Entwurf) <lb/>Dresden, Freitag, 23. Januar 1818 Weber, Carl Maria von Veit, Joachim Übertragung Eveline Bartlitz Joachim Veit

Version 4.9.1 vom 5. Februar 2024

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Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

Beschwerde gegen die Kgl. Anordnung, seine neue Orchestersitzordnung rückgängig zu machen; mit ausführl. Begründung seiner Maßnahme E: Hochw: haben mir unter 21t huj: den D Berlin Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (VIII), Bl. 58a/r u. v. u. 58b/r /tV: MMW II, S. 143–146 (unter 21. Jan.)

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

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Weber, Carl Maria von Dresden 23. Januar 1818 Vitzthum von Eckstädt, Heinrich Graf Dresden German Obsoletes Element tei:textClass entfernt Korrekturlesung anhand des Entwurfs durchgeführt und in Absprache mit FZ auf grün gesetzt Verlinkung zu neuer Briefdatei angelegt (#2444) Text mit SS gegengelesen u. Kleinigkeiten korr. u. erg. ID und @keys gegen nicht-sprechende ersetzt. Werke ausgezeichnet leeren "closer" entfernt, Personen in der Anrede ausgezeichnet sowie bei Formulierungen wie "Sr. Majestät", Morlachi ausgezeichnet Text umgesetzt, Personen ausgezeichnet ausser Morlachi (Morlacchi), Bereiche "title", "adress", "opener" und "closer" angepasst, Datum ausgeschrieben. Initiale Transformation aus askSam DB Briefe1
An den H: HofM: Gr.v. Vitzthum
Hochgebohrner Herr Graf Hochzuverehrendster Herr HofMarschall.

E. Hoch: haben mir unter 21t huj: den gemeßenen Befehl S: K: M: zukommen laßen,

daß das Orch: in den italien: Opern künftig nur in der Art gestellt werden soll wie solches gr: Ths. gewöhnlich gewesen.

Ich kann E. Hoch. nicht bergen daß der Empfang dieses Befehles einen der bittersten Augenblikke meines Lebens herbeigeführt hat.

E. Hochgeb: werden sich während meiner einjährigen Dienstzeit überzeugt haben, daß ich nicht zu denen gehöre die blos aus Sucht etwas anderes als ihre Vorgänger zu machen neue Einrichtungen treffe, sondern daß nur die feste auf langjährige Erfahrung und Beobachtung gestüzte Ueberzeugung deßen sos beßern u. zwekmäßigern sey mich meine Anordnungen treffen läßt lenkt am Rand von unbekannter Hand mit Bleistift (Vitzthum?) Variante des letzten Satzes: sondern daß nur feste auf langjährige Erfahrung und Beobachtung gestüzte Überzeugung des Bessern und Zwekmäßigen meine Anordnungen trifft, die auch wie es sich gebührt auf jedesmaligem vorhergehendem Einverständniß meines verehrten Cheffs beruhen.

Ich hoffte in einer durch Anstellung an dem Allerhöchsten Hofe mir einen Wirkungskreiß eröffnet zu sehen, in dem ich thätig das Gute befördern und die Resultate meines Studiums auf erfreuliche Weise in der Kunstanstalt aufblühen laßen könnteRandergänzung mit Blei durchgestrichen..

Der Erfolg hatte jedesmal bisher meine Anordnungen gekrönt, und ich war so glüklich hoffen zu dürfen daß S: Majestät so wohl mit den bisherigen Aufführungen der deutschen Opern als der Oper Titus und der von mir comp: Cantate nicht unzufrieden gewesen wären. Wie unendlich schmerzhaft muß es mir der zu diesem Behufe alle seine Kräfte und Zeit dem Königl: Dienste widmete daher sein einen Befehl zu erhalten der einen totale Mißbilligung Theil meines Strebens mißbilligt ausspricht und mir alle die Aussicht meines Wirkungskreises beschränkt. Eines Befehles der um so doppelt kränkend ist da vorher kein KapellMster in Anordnungen dieser Art gehindert gewesen, wie ich mich auf die von den KapellMstr: Paer und neuerlich u. am Rand mit Blei von unbekannter Hand ergänzt Morlachi in Theater und Kirche gemachten Veränderungen beziehen kann. – der mich um so tiefer verwunden muß da S: M: nicht Höchst selbst die Aufführung gehört, und überhaupt keine so totale Umwälzung des Ganzen vorhanden war. Meiner tief verlezten Autorität bey den MitGliedern der K. Kapelle nicht zu erwähnen ungerechnet auf die ich gleich die meiner Autorität gebührenden Achtung als Künstler mir selbst verwehren kann durch ein so laut gegebener Beweiß der Allerhöchsten Unzufriedenheit, welche zu vermeiden unser schönstes Streben sein muß den nachtheiligsten Einfluß haben wird. kann ich gleich hoffen die dem Menschen und Künstler gebührende Achtung mir selbst verwehren zu können. die höchstverderbliche Ueberzeugung der wenigen Unzufriedenen nicht zu erwähnen ungerechnet, daß es nun ferner wohl ein leichtes sei alles meinen durch mich Veranlaßte rükgängig zu machen. Es liegt außer meiner Denkungs und Handlungsweise den Ankläger zu machen. E. Hochgebohren werden ja wohl die kennen, die nur sich und nicht die Kunst lieben.

Ich nehme mir die Freyheit E: Hochgebohren hier nochmals in Kürze die Gründe vorzutragen die mich bestimten dem Orchester in der deutschen Oper eine etwas veränderte Stellung zu geben, welche Gründe sich natürlich auf einerley Grundsäzzen entspringende Basis beruhend auf alle Musikleitungen beziehen erstrekken.

Ich Der Direktor ist der Mittelpunkt und wirkende Seele des Ganzen von dem alle Effekte ausgehen und geleitet werden. daher gehört ihm die Mitte zwischen Orchester und Sänger, um von allen Theilen gleich gut gesehen zu werden, alle eben so übersehen zu können. Hier ist er im Stande mit der kleinsten Hülfeleistung, dem unmerklichsten Winken die Sänger zu unterstüzzen. denn der auswendig Singende, jedem Szenischen Zufall blos gegebene bedarf deßen Hauptsächlich und allein, das Orchester hat zu folgen, und nicht allein etwas sein zu wollen.

Dem Direktor zur Rechten zunächst sizt der Violinist, der seine Winke auffaßt und fortführt.

Hinter ihm die Bäße vereint, und die aus ihrer eigenen Stimme mit Sicherheit spielend und übereinstimmender Strich- und VortragsArt spielen könen gleich den Violinen.

Die Gewohnheit aus der Partitur zu spielen gieng mit der älteren leichten SchreibArt der Bäße Hand in Hand. die jezigen Figurirten Bäße machen dieses mit Präzision fast unmöglich. wie jeder BaßSpieler bezeugen muß und klar in der Natur der Sache liegt. das ofte Umwenden und die bloße Aufmerksamkeit des Directors darauf ungerechnet erwägt.

Doch möchte dieß alles noch angehen bei Opern mit einem gewöhnlich besezten Orchester wo der Raum im Königl. Theater hinreichend ist. Sind aber wie in der Vestalin, Cortez, Elisabetta pp 4 Horn, 3 Posaunen, und 2 tromp: und Türkische Musik nothwendig dann musten unter die Herschaftlichen Logen zur Linken, in einem kaum Mannshohen Winkel, die Pauken Trompeten und Türkische Musik, dicht hintereinander gedrängt werden wo sie von dem übrigen Orchester ganz abgesondert, weder daßelbe hören, noch den Director sehen konnten. daher daß stete Verwirrung bringen derselben im Cortez und der Vestalin wie ich oft gehört und H: Polledro, Morlachi, Schubert pp mir oft geklagt haben.

Da das Orchester Breite genug hat, so sezte ich 5 Blas-Instrumente in eine Reihe statt der sonstigen 4, hiedurchgewann ich Raum die Trompeten an ihrem gewöhnlichen Plazze zu laßen, und die Türkische Musik neben die Pauken zu bringen. der Erfolg hat die Präzision bewiesen, für die auf andere Weise ich in der Oper Elisabetta auf keinen Fall einstehen kann.

Die Posaunen blieben auf demselben Flügel wie ehedem, nur, da die Violinen beysamen sizzen müßen mit dem Rükken ans Parterre gelehnt, statt sonst an das Theater.

Ich muß um Verzeihung bitten wenn die Reichhaltigkeit und Wichtigkeit meines Gegenstandes mich ins Weitläufige führte. Aber es ist meiner Pflicht gemäß das was ich aus reiner Ueberzeugung für das Wahre und Beste halte zu vertheidigen und mit Gründen zu belegen.

Es versteht sich von selbst daß ich es meine Schuldigkeit gemäß ist dem Allerhöchsten Befehle zu Willen die Oper Elisabetta dirigieren werde, ich ersuche aber E. Hochgebohren dringendst und gehorsamst diese meine unterthänige Vorstellung Sr Majestät zu Füßen zu legen, indem ich mich zugleich verwahre wenn bey den mit Türkischer Musik und Tromp: pp begleiteten Stükken nicht die Präzision sein sollte die ein so erhabener Kenner als unser Allergnädigster Monarch ist, zu fordern hat und zu erwarten hat.

Zugleich bitte ich S. K. M. die ehrfurchtsvollste Bitte vorzulegen mir zu Wiederherstellung meines durch diese gewiß unverschuldet erlittene Kränkung vor den Augen meines erschütterten DirectorialAnsehens vor den Augen des ganzen Publikums – allergnädigst zu erlauben wenigstens in Opern mit so ganz großem Orchester daßelbe auf meine Weise ordnen zu dürfen. S: Majestät sind zu gnädig und Gerecht als daß Allerhöchst Sie auch nur zufrieden mit einem Manne sein könnten der gegen seine Ueberzeugung handeln wollte, und dadurch die nothwendige Freiheit und Eifer zur Leitung des Ganzen in sich gestört fühlen müste. ansonst ich lieber so schmerzlich es mir auch fallen würde, unterthänigst darum ansuchen müste, mich gänzlich von Leitung italienischer Opern zu dispensiren.

der ich mit der vollk. H: