Die Vorwürfe, mein lieber Hr: Peters die Sie mir wegen der bisherigen
Nichterfüllung meines VersprechensWeber hatte Peters im Brief vom 13. Juli 1817 zugesagt, ihm Kompositionen zum Verlag anzubieten. machen, sind mir ein erfreulicher Beweiß Ihrer
freundschaftlichen Achtung, und ich kann Ihnen nicht besser beweisen wie sehr ich dies
zu erkennen weis, als daß ich Ihnen ausführlich darauf das Nothwendige erkläre. Die
Werke die seit jener Zeit von mir in Berlin erschienen sind, waren alle schon früher in
den Händen H: Schleßingers. und gegenwärtig noch bin ich ihm 3 Werke
schuldig, die ich ihm vermöge eines am
10t
Januar 1817 abgeschloßenen Vertrags, schon d: 1t März 1817 hätte abliefern sollenVom genannten Vertrag stand lediglich die Lieferung des Trios op. 62 und der vierhändigen Klavierstücke op. 60 aus, vermutlich ist mit der dritten Komposition eine andere Bringschuld Webers gemeint: Zum Vertrag vom 5. August 1814 stand noch ein Ersatz für das Harmonichord-Concertino aus, zu jenem vom 29. Juni 1816 einer für das Horn-Concertino. Beide ehemals Schlesinger zugesagten, von diesem aber zurückgewiesenen Werke bot Weber im vorliegenden Brief Peters zum Verlag an.. Meine Dienstgeschäfte aber, die mir andre
große Arbeiten, z: B:/: die Vermählungs Cantate, und jetzt eine
große Messe für die ich beyläufig gesagt von Sr: Majestät
einen schönen Brillant Ring erhalten habe, eine Auszeichnung, deren sich vor mir kein
hiesiger KapellMstr zu erfreuen hatte :/ auferlegten, haben mir durchaus nicht einmal
erlaubt meine Verbindlichkeiten zu erfüllen, geschweige denn neue Arbeiten
vorzunehmen.
Ich spreche Ihnen mit vollster Überzeugung und
von Herzen aus, daß ich nicht nur Ihren Verlag, sondern Sie
Persönlich sehr hoch schätze, und gewiß mit den freundschaftlichsten Gesinnungen gegen
Sie erfüllt bin. auch durchaus nichts vorgefallen ist, was mich darin hätte anderst
bestimmen können.
Hingegen muß ich noch Folgendes erwähnen, was
Sie als ein so rechtlich denkender Mann, gewiß eben so billig und recht von meiner Seite
finden werden. Sie sprechen von Schlesinger sehr verachtend und
übel. Leider habe ich das schon von mehreren Seiten eben so hören müßen, und kann
allerdings darin auch eine Sperrung des Verschleißes meiner Werke sehen. Aber so wahr
dieses sein mag, so wenig habe ich doch bisher Ursache mit dem Benehmen Schleßingers
gegen mich unzufrieden zu sein, ja ich bin ihm sogar zu Dank verpflichtet, da ich ihm
seit Jahr und Tag Werke schuldig bin, die er gleich bey Abschluß des Kontrakts schon
baar honorirt hatte. Daß er wegen meiner vielen Geschäfte, mich nicht nur nicht mahnte;
sondern im Gegentheile mir manche auffallende Aufmerksamkeit erzeigte. Stellen Sie sich
nun in meine Stelle, und sagen Sie selbst ob es Recht von mir gehandelt wäre, wenn ich
mich nicht sogleich ganz von einem Manne abwendete, der mir noch durchaus nichts als
Artigkeiten erwiesen hat.
So viel mein lieber Freund um Ihnen deutlich
zu machen, daß weder Mangel an Achtung für Ihren Verlag, noch an wahrhaft
freundschaftlicher Gesinnung für Sie die bisherige Nichterfüllung Ihres Wunsches
herbeigeführt hat.
Um Ihnen aber auch zu beweisen daß es nicht
immer so bleiben soll, biete ich Ihnen folgende Werke an
Große Scena und Aria für Tenor ital. mit Chor | 15 Frid. dor
in Gold |
Desgleichen, deutsch für Mad. Grünbaum geschrieben | 15 – |
Concertino für das Horn | 12 – |
(concertino) – für Harmonichord, Harmonica oder Terpodion pp | 12 – |
Ein Heft Volkslieder | 12 – |
| ---------------- |
| zusammen 66 Frid. dor |
bey Empfang des Mscs. zahlbar.
Später würd' ich auch Gelegenheit haben Ihnen
Clavier Sachen pp zu überlassen. Wenn ich mich zu den Fabrik-Arbeiten so mancher meiner
Collegen verstehen könnte, sollte es mir nicht schwer fallen
mehr zu schreiben, aber ich ergreiffe nicht eher die Feder als bis mich der Genius wirklich dazu treibt.
Ich hoffe Sie nun überzeugt zu haben, daß ich
Sie nie verkannte, sondern immer mit der freundschaftlichsten Achtung gegen Sie erfüllt
war, mit der ich auch ferner bleiben werde
Ew: Wohlgebohren
ergebener
C. M. von Weber.
Dresden d: 16t Aprill 1818.