Es kann gewiß weder Zeit noch Umstände geben, mein lieber hochverehrter
Freund, die meine herzliche Anhänglichkeit und Achtung für Sie vermindern könnten, aber
das Aussprechen derselben wird desto öfter gehindert, und so bin ich in ewiger Schuld
gegen alle meine liebsten Freunde, und bin der ewigen Nachsicht bedürftig. Bey Ihnen nun
namentlich habe ich recht freudig schon lange auf die Hoffnung gebaut Sie bald einmal
hier im freundlichen Dresden zu sehen, und zwar nicht immer so auf den Raub wie meine
beengten Reise und LebensZüge mir bisher immer befahlen. So oft ich von Ihnen weg war,
fiel mir immer erst alles ein, was ich Ihnen noch zu sagen, zu bitten, zu fragen, gehabt
hätte, und überhaupt giebt es so viele Dinge, die sich nur nach und nach und vom
glüklichen Augenblikke hervorgerufen recht aussprechen und entwikkelnd aus der Seele
geben laßen. Nun bleiben Sie nur recht lange bey uns –.
Nun zur Beantwortung Ihrer lieben Zeilen.
Was meine Missa
betrifft, so ist es vielleicht möglich sie d: 16t aufzuführenDie Wiederholung der Messe kam erst am 31. Mai 1818, nach der Abreise von Rochlitz, zustande. Am 16. Mai dirigierte Weber laut Tagebuch eine Messe von Naumann., wo ich Dienst habe und
der Hof nicht in die Kirche kömt. Beyläufig sei es dem Theilnehmenden Freunde erzählt
daß mir der König einen kostbaren Ring für die Meße geschenkt hatEin entsprechender Hinweis findet sich im Dresden-Bericht in der AmZ, Jg. 20, Nr. 20 (20. Mai 1818), Sp. 473.. Eine Sache die mich
deßhalb freut, da sich vor mir kein KapellMstr in hiesigen Diensten einer gleichen
Auszeichnung zu erfreuen hatte. Es wird mir eine große Freude sein, die Meße vorher mit
Ihnen durchgehen zu dürfen. Mit dem Van Dyk wird es schwerer
halten, da er erst ganz kürzlichVan Dycks Landleben von Friedrich Kind wurde am 12. April 1818 im Dresdner Hoftheater gespielt, dann erst wieder am 27. August 1818 gegeben worden ist. doch will ich versuchen es dahin zu
bringen, und Ihr Wunsch wird für Direktion und Künstler eine
liebe Veranlaßung sein. Herzlichen Dank für diezu erwartende Mittheilung der Revision. Wodurch vielleicht Manches Undeutliche klarer hervortreten kannIn Nr. 18 (6. Mai 1818) erschienen in der von Rochlitz redigierten Allgemeinen musikalischen Zeitung Antonio Benellis Bemerkungen über die neue, vom königl. sächs. Kapellmeister, Hrn Karl Maria von Weber, in Musik gesetzte und am 8ten u. 24sten März 1818 in der kathol. Kirche zu Dresden aufgeführten Missa (Sp. 325–334 mit Beilage). In Nr. 20 (20. Mai 1818), Sp. 367 erfolgte noch eine kürzere Besprechung der Aufführung..
Daß ich übrigens ein Werk der Art, was für mich in jeder Hinsicht von so großer Bedeutenheit sein muste, um auch in diesem Style
meinen Genius zu versuchen, in so kurzer Zeit geschrieben habe,
kann Ihnen mit beweisen, daß ich meine Stunden Tag und Nacht gut benuzzen und zu Rathe
halten muste. Worauf ich mich auch nicht wenig angegriffen fühlte.
Nun Gott zum Gruß, ich freue mich kindisch auf
Ihr Hierseyn, und meine gute fröhliche Lina gewiß nicht minder, die besten Grüße noch
von Ihr, und kommen Sie baldWeber vermerkte im Tagebuch Begegnungen mit Rochlitz, der in Dresden bei der Familie seiner Tochter Wilhelmine von Gutschmid zu Gast war, am 3. und 5. Mai, am 13. Mai waren Gutschmids und Rochlitz zu Gast bei Webers, am 15. Mai nahm Weber Rochlitz zum Dichterthee bei Förster mit, am 18. Mai traf Weber Rochlitz bei Gutschmids, und am 21. Mai nahm er Abschied von ihm. zu Ihren Sie gewiß innigst liebend und achtenden
Webers Leuten
Dresden d: 25t Aprill 1818.