Welche Freude, mein herzlieber alter Freund, haben Sie mir durch Ihre lieben Zeilen gemacht, die in froher Errinerung so manche herrlichen Tage zurükriefen. Mir
gewiß eben so unvergeßlich, als unvergänglich meine Liebe und Achtung für Sie ist. Nun sind Sie obendrein mein Herr Vetter geworden, und das will ich mir nicht nehmen laßen. Hätten wir das einmal geglaubt? daß aus unserer Wahlverwandschaft auch noch eine leibliche werden würde?Danzis Tochter Maria Magdalena hatte 1815 Caroline von Webers Bruder Louis Brandt geheiratet. ich habe mich sehr gefreut Lenchen zu sehen, wie sie froh und heiter lebt, und beglükt. Es war recht ärgerlich daß Sie nicht mehr da waren, ach in dieser Beziehung habe ich manches unangenehme auf der ReiseHochzeitsreise des Ehepaars Weber Ende 1817. erfahren, und mein Urlaub war so beschränkt daß ich gar nicht das freundliche
Karlsruhe aufsuchen konnte. Nun, aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Was nun Mlle: Krämer betrifft, so kann Sie
gewiß keine eindringendere Empfehlung erhalten, als eine von Ihnen. Vor ein paar Monaten
aber wurde Sie schon von Hannover aus an mich empfohlen, und ihr darauf geantwortet daß
wir ohne darauf folgendes Engagement Niemand bloße Gastrollen
zugestehen können, da wir die Oper erst organisiren und nicht blos für Debütanten Opern
einstudieren können. Wollen Sie aber die Bedingungen voraus bestimmen unter denen sie ein
Engagement annehmen könte, wenn sie den Beyfall des Hofes in ihren Gastrollen habe, so
möchte sie es nur sagen. Hierauf habe ich weiter keine Antwort
bekomen, und seitdem hat sich nun auch manches verändert, was ihrer
Anstellung hinderlich sein könnte. Ist also nun Ihre Anfrage lieber Vetter die Fortsezzung oder Erneuerung der ersten Krämerschen? auf jeden Fall kann ich, so gerne
ich auch wollte, nicht zu bloßen Gastrollen verhelfen.
Wie ich lebe? Sehr glüklich und zufrieden, lieber Freund. ich habe ein liebes braves heiteres, gebildetes und häusliches Weib die mich unendlich glüklich macht. habe einen bedeutenden Wirkungskreiß der sich noch immer mehr erweitern soll, liebe Freunde, und auch Neider, was will ich mehr. an Verdruß fehlt
es nirgends, und den muß man zu ertragen suchen. übrigens bin ich geehrt, und auch die
herrliche Natur hielft mir mein Leben schön finden. Kommen Sie nur einmal, wohnen Sie
bey uns, und helfen Sie fröhlich sein. Meine Meße habe ich mit Liebe, Andacht und Fleiß
geschrieben, und sie hat Eindruk gemacht. bekannt werde ich sie wohl leider nicht machen
dürfen da sie dem Könige gehört, der mir beiläufig gesagt einen kostbaren BrillantRing dafür geschenkt hat, eine Sache die mich blos deßhalb freut, weil vor mir kein in hiesigen Diensten stehender KapellMster sich einer ähnlichen Auszeichnung zu erfreuen
hatte. übrigens arbeite ich fleißig an einer neuen Oper von Kind
die Jägersbraut, die hoffentlich künftigen Winter in die Welt gehen soll, denn auch mich laßen meine OpernDirektion sowohl als der sehr häufige Kirchendienst nicht zu anhaltenden Arbeiten kommen.
Mit Ihnen möchte ich wohl zanken, daß Sie so
wenig thun. unser deutsches OpernPersonale ist zwar noch sehr beschränkt, aber ich muß
Sie doch bitten mir ein Verzeichniß Ihrer Opern, aber mit beigefügten und bezeichneten Personale zu schikken,
nebst Preiß, damit ich doch einmal die Freude habe etwas von Ihnen aufführen zu können.
Auch haben Sie ja wohl Entre Acts geschrieben? und zu welchem
Preiß würden Sie sie uns laßen?
Der MusikVerleger Schlesinger in Berlin, wünscht auch sehr Singe Übungen von Ihnen zu besizzen und zu stechen, wollten Sie mir, oder Ihm geradezu, darüberIhre Bedingungen eröffnen?Die Antwort Danzis auf diese Frage dürfte jener Brief enthalten haben, den Weber laut Tagebuch am 25. Juni 1818 erhielt; die Bedingungen gab Weber im Brief vom 8. Juli 1818 an Schlesinger weiter. Nun ruft die Probe und es heißt schließen. Laßen Sie mich wieder bald Antwort von Ihnen hoffen, und glauben Sie daß Ihr Andenken gewiß auf das wärmste in mir lebt, und ich gewiß nie aufhöre zu seyn
Ihr Sie herzlich achtender und liebender
Freund Weber.
Dresden: d: 27t Aprill 1818